Archive for the ‘Weltanschauung’ Category

Zunaechst wurde ich wach.

Dann putzte ich Zaehne.

Dann schmierte ich mir Brote und asz auch eins. Mit Honig drauf.

Dann radelte ich zur Arbeit.

Dort arbeitete ich etwas.

Dann gruendete ich die LibrePlanet Norge Gruppe.

Ich freue mich auf das Abendbrot und den Film, den ich nachher vielleicht noch schauen werde.

In zwei Beitraegen gebrauchte ich etwas drastische Umschreibungen.

Hier schrieb ich

Mhm … tiefste Ueberzeugung … stellt euch das so vor, dass nur die Liebe zum eigenen Kind (mglw. dem geliebten Partner) euch dazu bringen kønnte, diese Ueberzeugung zu verstecken bzw. dagegen zu handeln. Das eigene Leben? Was ist es wert ohne die Leidenschat dieses auch leben zu wollen?

Das ist natuerlich nicht so zu sehen, dass ich zu ’ner Gruppe Nazis gehen wuerde, um mit denen munter ueber meine Weltanschauung zu diskutieren.

Ebenso gehe ich damit natuerlich ganz grundsaetzlich nicht hausieren. Weil man sich damit unbeliebt macht, aufgrund der Un- und Falschinformiertheit der meisten Menschen, beim Thema Anarchie. Anerzogenes, reflexhaftes Verhalten, stehen den meisten Menschen leider im Weg, wenn dieses Thema auf den Tisch kommt. Das war bei mir frueher ja nicht anders.

Die letzte Aussage ist mehr in dem Sinne zu sehen, wie bspw. die Kommunisten, ueber die ich an dieser Stelle schrieb, die aufgestanden und eingetreten sind fuer ihre Weltanschuung.

In eben jenem Artikel schrieb ich auch

Auch wenn ich meine Anschauungen erst seit kurzer Zeit in die Wortgruppe “Anarchismus im Sinne Kropotkins” packen kann, so galt dies doch schon immer.

Da bin ich mir etwas unsicher, ob dem wirklich so war.

Ich denke schon, dass dem so ist. Historisch gesehen, ist aber das Folgende zu erinnern.
Lange Zeit habe ich wirklich das vertreten, was die Apologeten bspw. des Neoliberalismus (aber auch anderer, brutal-individualistischer Ideologien) predigen.
Deswegen wurde ich ja so, was die Mehrheit als „erfolgreich“ bezeichnen wuerde. Weil ich (mindestens scheinbar) „ohne Ruecksicht auf Verluste“ dem nachgegangen bin, was diese Ideologien wollen. Ein sozial vertraeglicheres Verhalten (unreflektiert) bewusst abweisend. Gar mein emotionales, psychologisches Wohlbefinden (scheinbar begruendet) vernachlaessigend.
Das nach auszen gerichtete Verhalten begann sich ja erst ca. um 2005 herum zu aendern. Dann aber letztlich fundamental.
Herbeigefuehrt (aber nicht in Gang gesetzt) wurde dies durch eine persønliche, (nicht nur) emotionale Krise UND weil ich mit vielerlei, vernuenftigen Gedanken in Beruehrung kam, die ich so vorher noch nicht kannte.

Die Krise ist in dem Zusammenhang hier nicht von Interesse. Diese wurde ueberwunden und ich lernte die Auswirkungen dieser Krise als Teil meines Selbst zu akzeptieren.
Von Interesse im weiteren Sinne ist aber Letzteres. Denn es ist der Grund, warum ich dies hier semi-øffentlich vortrage und vortragen werden: um berichtigt zu werden, falls nøtig.
Und genau deswegen habe ich auch immer so wirklich grosze Freude an Kommentaren und Fragen diesbezueglich, weil ich dadurch gezwungen bin, meine sich bildende Weltanschauung zu reflektieren.

Wie oben geschrieben, denke ich, dass ich trotz dieser Historie eigtl. schon immer ein Anarchist war. Nur drueckte sich dies nicht immer auch in meinem Verhalten aus, weil ich eben lieber das wiederkaeute, was mir zu gegebenen Zeitpunkten am besten in den Kram passte.

Was aber irgendwie auch wieder, via den Ideen Max Stirners, insbesondere zu einer gewissen Schule des Anarchismus (dem egoistischen Anarchismus) passt. Von der ich mich aber im Allgemeinen distanziere.
Auch wenn die Freiheit des Individuums natuerlich ganz konkret immer Bestandteil aller anarchistischen Ideologien ist, wird es hier sehr komplex und diese Diskussion muss an anderer Stelle gefuehrt werden.

Ich denke Eintraege wie diesen, werde ich in der Zukunft zwangslaeufig øfter mal schreiben muessen.
Ich tendiere manchmal dazu, mich drastisch bis romantisch auszudruecken. Wenn ich dann spaeter der Meinung bin, dass dies ist nicht dem Zwecke zutraeglich war, so werde ich mich naeher dazu erlaeutern.

Immer noch Nachwirkungen dieses Beitrages und ich zitiere gleich mal wikipedia als guten Einstieg in diesen Artikel:

[…] the struggle against patriarchy is an essential part […] [of] the anarchist struggle against the state.

dies natuerlich deswegen, weil Patriarchat inhaerent bedeutet, dass jemand (Maenner) ueber jemand anderen (Frauen) herrscht. Und Anarchie bedeutet ja Herrschaftslosigkeit aller. Nicht zu verwechseln mit Gesetzlosigkeit oder dergleichen Mist, der gerne beim Thema Anarchie vorgelogen wird. In diesem Sinne ist auch das etwas flapsig geschriebene „the state“ einzuordnen.
Im uebrigen gilt das gleiche fuer ein Matriarchat. Dieses gilt es nicht zu errichten, sondern eine Gesellschaft mit gleichberechtigten Individuen.

Kurze Anmerkung: Ich verzichte an dieser Stelle darauf, auf welche Aspekte und Schulen des Anarchismus ich mich beziehe. Das wird mglw. spaeter folgen (vermutlich aber nicht). Im Groszen und Ganzen aber, koennte der interessierte Leser sich mal ueber Ideen informieren (nein, ich bin kein Anarchokommunist), die in wesentlichen Zuegen auf Kropotkins Schriften beruhen.

Aber zurueck zum eigentlichen Them. In dem Wikipediaartikel heiszt es weiter:

In essence, […] anarchist struggle [is] a necessary component of feminist struggle and vice-versa.

Und da steht dann auch schon, warum ich so ueber „die Zustaende“ herziehe. Ich kann (und darf?) nicht anders, weil diese Zustaende meinen innersten Ueberzeugungen fundamental widersprechen.

Oder wie L. Susan Brown es viel schøner sagt:

 „[…] anarchism is a political philosophy that opposes all relationships of power, it is inherently feminist“

Meiner Meinung nach, fehlt da das Ausrufezeichen.

Grøszere Denker als ich (Federica Montseny in diesem Fall) kommen dann auch zu der Ueberzeugung, dass

[…] the „emancipation of women would lead to a quicker realization of the social revolution“

Und tada … Zirkelschluss. Zumindest fuer mich.

Nicht ueberein stimme ich allerdings mit ihrere Aussage, dass

the revolution against sexism would have to come from intellectual and militant ‚future-women.‘

Ich denke naemlich, dass Maenner und Frauen dies zusammen tun kønnen und auch tun sollten.

Soweit zu meiner direkten (wenn møglicherweise auch reichlich abstrakten) Motivation, deratig ueber Werbung mit nett anzuschauenden Frauen drauf, zu schreiben.

Jetzt kønnte man natuerlich sagen: „Aber mal ehrlich! Das ist doch blosz Werbung! Und das komische Ding mit der Sprache, das bauschst du jetzt auch ganz unnøtig auf. Eigentlich ist das doch alles ziemlich laecherlich.“

Dazu schrieb aber Dietmar so schøn (wenn auch in einem anderen Zusammenhang):

Das Wesen der wichtigeren Sozialprobleme ist ihr zutiefst Lächerliches, sie stehen eben nicht wie ein mit genügend Cleverness allemal lösbares Kreuzworträtsel in der Zeitung, sondern eher wie ein Pferd auf dem Flur.

Wie so oft, wenn Dietmar was sagt, kann ich nur erwidern: Chapeau! und dieses Zitat als herrvorragenden Abschluss dieses Beitrages einfach unkommentiert so stehen lassen.

Mhm … nun wirkt das ein bisschen so wie „zweites Thema vor die Fuesze geworfen und nicht richtig zu Ende betrachtet“. Aber ich vertraue da mal auf die Intelligenz meiner Leser, dass die mit so einem etwas offenerem Ende schon klar kommen.

Neulich erklaerte ich mich ja mal selber.

Dies tat ich schon øfter mal und werde es auch in Zukunft tun. Ihr wisst schon: mein weblog, mein Narzissmus.

<Gedankensprung>

So ueber die letzten Monate habe ich ein ganz klein wenig zum theoretischen, politischen, gesellschaftlichen, historischen Hintergrund des Anarchismus gelesen. Auch dies klang ja hier schon ab und zu mal an.

Nochmal in kurz: Ich bin aus tiefster Ueberzeugung Anarchist.
„Tiefste Ueberzeugung“ bedeutet, dass es mir schwer faellt, Leute nicht mit ihren eigenen Aussagen zu konfrontieren, wenn diese gegen meine fundamentalen Ueberzeugungen sind. Selbst wenn diese „Leute“ enge Freunde sind (die kønnten euch vermutlich ein Liedchen davon singen, wie sehr ich denen auf’n Geist gehe, mit meinem staendigen Generve wegen  sprachlich mal etwas unueberlegt ausgedrueckten Dingen).
Und ja, ich bin mir bewusst, dass ich damit nicht gerade zu meiner allgemeinen Beliebtheit beitrage. Ich schrieb an anderer Stelle, warum ich es dennoch tue (bspw. hier, aber auch an einigen anderen Stellen).
Mhm … tiefste Ueberzeugung … stellt euch das so vor, dass nur die Liebe zum eigenen Kind (mglw. dem geliebten Partner) euch dazu bringen kønnte, diese Ueberzeugung zu verstecken bzw. dagegen zu handeln. Das eigene Leben? Was ist es wert ohne die Leidenschat dieses auch leben zu wollen?

Kurz nachdem ich den oben verlinkten Artikel schrieb, las ich zufaelligerweise etwas zu Anarchismus und Feminsmus.

Das wollte ich hier kurz zeigen, um meinen Punkt zu unterstreichen und (mal wieder) zu erklaeren, warum ich so oft nerve.

Auch wollte ich schon laenger mal was zum Anarchismus schreiben. Hier hatte ich nun die Møglichkeit zwei Sachen miteinander zu verknuepfen und es haette ja auch schøn gepasst. Deswegen sortierte ich mal all meine Notizen dazu (und zu anderen Sachen die ich in letzter Zeit so las).

Und siehe da. Es wurde sehr viel.

Deswegen werde ich, dies stueckweise praesentieren.

Ich bin nicht nur aus Narzismus so øffentlich mit all diesen Sachen, sondern auch weil ich nicht møchte, dass meine

Weltfremdheit zur grimmigen Gemeingefährlichkeit [fuehrt].

Nicht, dass ich das fuer realistisch halte, aber ich wollte dieses Extrem mal angesprochen haben, weil es mich in Dietmar Daths Artikel „Soll ich meines Bruders Hüter sein?“ so ansprang.

Wozu doch so ein freundliches Kommentar, mit der Bitte um etwas  konkretere Angaben, alles fuehren kann. Mehr davon bitte.

Viel mit Anarchie hatte dieser Beitrag jetzt nicht zu tun. Das kommt noch. Auszerdem wirkt der Titel so schøn provozierend.

Ich werde auch nur wenn ich drueber stolpere, alte Artikel in diese neue Kategorie „Weltanschauung“ einpflegen. Und Weltanschauung … ja, ich wage zu behaupten, dass ich seit ca. zwei Jahren dabei bin, mir eine Weltanschauung zuzulegen und die Welt nicht mehr nur anschaue, um die Happen wiederzukaeuen die mir gerade am besten in’n Kram passen.
Als geschlossen wuerde ich diese noch laengst nicht betrachten. Sonst wuerde ich das ja hier nicht, durchaus zur Diskussion gedacht, praesentieren muessen.

Da schwirrt gerade so ein Artikel durch mein soziales Habitat.

Und was sehen meine Augen dort unter Punkt 5:

Beschließen Sie, ab sofort nicht mehr mitzumachen, falls Ihre Antworten Sie beunruhigen.

*hust*

Aber es geht noch weiter

Schreiben Sie politischer […]

Wechseln Sie die Pausenthemen

*doppelhust* (ihr erwartet jetzt hoffentlich keinen Link bei diesen zwei Punkten)

Und dann so schøn zum Schluss:

Versuchen Sie irgendwo dazuzugehören, wo Sie stolz sagen können: „Wir machen das anders!“

*dreifachhust* und *vierfachhust*

Aber wer bin ich schon?

Solange das nicht in der Zeitung steht, am besten in einer fuer die sog. „Intellektuellen“, solange ist das ja nur belangloses Geschwaetz und irgendwer wird’s schon wieder richten. Nicht wahr!

Da Leserbriefe auch øffentlich beantwortet werden, møchte ich an dieser Stelle auf das Kommentar von Julia, zu diesem Beitrag, eingehen.
Der Grund liegt darin, weil ich finde, dass dies ganz ganz im allgemeinen wichtige Fragen sind, die in diesem Zusammenhang immer wieder auftreten. Meist nur nicht so freundlich (oder klar) formuliert.
Im Speziellen nur fuer mich gilt dies natuerlich auch. Ich konnte da nicht einfach mal schnell eine Antwort „hinschmeiszen“. Ich musste wirklich ueberlegen, innerhalb welcher ethischen Richtlinien sich dieses spezielle Verhalten (das Verøffentlichen und „schimpfen“ ueber derartige Reklame, bei gleichzeitigem „scharf finden“ der abgebildeten Frauen darauf) meinerseits bewegt – vulgo: warum ich das mache.

Danke Julia, fuer die sehr konstruktive Kritik. Die Antwort ist lang und kompliziert und ich kann vieles nur ganz kurz ansprechen. Aber es genau das, was ich denke/meine/fuehle.

Genug der Vorrede, nun soll es los gehen.

Warum bist Du so empört über solche Werbung

Da musste ich doch erstmal nachdenken, ob ich das wirklich bin.
Ehrlich gesagt, bin ich gar nicht empørt ueber solche Werbung. Ich freue mich ueber schøn anzusehende Frauen die in aller Øffentlichkeit (und somit auch fuer mich) ihre kørperlichen Reize darstellen. Hier ist uebrigens schon wieder der explizit sexuelle Kontext.
Da es mir auszerdem reichlich egal ist, was da beworben wird, denke ich, dass ich behaupten kann, dass ich nicht empørt bin ueber solche Werbung an sich, da ich mich persønlich nicht entwuerdigt dadurch fuehle.

Was ich aber mache ist, dass ich mich ueber derartige Werbung empøre. Meiner Meinung nach im Sinne Stéphane Hessels und seiner Streitschrift Empørt Euch!
Auch wenn es in dem Pamphlet (wertneutral) nicht um die wirklich und wahrhaftige Gleichberechtigung von Frauen geht, so denke ich, dass es doch auf vielerlei politische und gesellschaftliche Missstaende bezogen ist. Und da greift dann wieder das hier.

Nun muss ich etwas ausholen
Es gibt viel Forschung und Artikel dazu, wie diskriminierend Sprache ist und wie sehr das unser aller Verhalten beeinflusst. Hier ist mal eine Art Uebersichtsartikel (danke LeSpocky). Lohnt sich zu lesen!
Dies gilt insb. fuer die dtsch. Sprache, auch wenn das selbst von den „Betroffenen“ immer wieder und gern abgesprochen wird. Das ist im uebrigen ein Grund, warum ich bspw. „Onkel google“ (wg. negativer Assoziationen mit google) bzw. „Tante wikipedia“ (wg. positiver Assoziationen mit wikipedia) schreibe oder warum ich ganz grundsaetzlich fuer das „-innen“ bin. Das mag laecherlich wirken, aber wenn man nicht irgendwann mit anfaengt, dann wird sich nie was aendern. Und wer etwas anders macht, wird immer erstmal belaechelt von denen, die meinen, dass die Zustaende ja eigtl. ganz knorke sind.

Wenn dies schon fuer Sprache gilt, so gilt dies doch um so mehr fuer Bilder, nicht wahr.
Und deswegen empøre ich mich darueber, denn ich finde es nicht in Ordnung, dass Frauen so, von der Øffentlichkeit toleriert, herabgewuerdigt werden.
Wobei in diesen ganz speziellen Faellen natuerlich die Verbindung zu „sex sells“ offensichtlich ist. Aber dies schrieb ich ja bereits im einleitenden Beitrag zu dieser Kategorie.

Ich møchte gern etwas abschweifen, aber dabei i.A. beim Thema bleiben.

Ein anderes Beispiel waere, wenn fuer Werbung fuer (Volks)Belustigungen aller Art nur noch „Klischeeschwule“ benutzt werden, weil diese sich im Laufe der juengeren Geschichte als besonders hervorragende Entertainer heraus gestellt haben.

Apropos Schwule. Von der ganz offensichtlichen Diskriminierung abgesehen, ist da auch der, von der Øffentlichkeit vermutlich gar nicht wahrgenommene, die schlimmen Zustaende aber verfestigende,  sprachliche Teil. Bei einem Schwulen wird immer seine sexuelle Orientierung mit genannt, wenn ueber ihn gesprochen wird. Welche Relevanz hat das? Keine!
Deswegen ist es meiner Meinung nach eine Herabwuerdigung, dass nicht ueberall und immerzu erwaehnt wird, dass ich (irgendwie hauptsaechlich) heterosexuell bin.

Die gleiche Frage stellt sich bei dieser Art der Werbung. Welche Relevanz hat es, dass die Frauen gut aussehen und sehr oft sexuell erregend (mindestens unterbewusst und fuer Maenner) dargestellt werden, um das Produkt zu verkaufen? KEINE! Denn es hat ja auch keine Relevanz, dass da ueberhaupt Frauen drauf sind.

Kurzer Exkurs: eine Ausnahme, von dieser ganz speziellen letzten Aussage, ist Reklame, wie sie bspw. auf den zwei folgenden Bildern gesehen werden kann:

Freya

Da hier Schwimmkleidung fuer Frauen beworben wird, ist es relevant, dass da auch Frauen drauf sind. Da der Hersteller auszerdem darauf aufmerksam machen møchte, dass er auch Oberteile in groszen Grøszen anbietet, ist das auch „natuerlich“, dass da Frauen mit groszen Brueste drauf sind.
Die explizit sexuellen Posen (als offensichtlichstes Merkmal bspw. der geøffnete Mund) sind meiner Meinung nach allerdings nicht relevant.

Ich achte da nicht so sehr drauf, aber wenn ich mal kurz ueber Werbung mit Maennern drauf drueber nachdenke, dann fallen mir nur die drei folgenden Beispiele ein:
– „maennliche“ Kørperstellung a la „schau her, ich habe tolle Muskeln“ und
– schwitzend, denn bei Maennern ist das ja nicht so schlimm, wenn die „riechen“.
– „seriøser Banker/Versicherungsmann“.
Aber nicht „Ich bin willig mich dir (sexuell) zu untergeben“.
Aber das sage ich als heterosexueller Mann. Mich wuerde da mal interessieren, was schwule Maenner zu Werbung mit Maennern drauf sagen.

Zurueck zur Empørung.

Ich bin nicht ueber die Werbung an sich empørt, wie gesagt, gefaellt mir die sogar sehr. Wenn ich auf so ein Bild schaue, dann geniesze ich durchaus die (von den Werbern gewollte) Erregung und muss diese auch immer erstmal ueberwinden um die Hintergruende der Darstellungen auf dem Bild erkennen zu kønnen.
Diese Art der Werbung ist aber ein Ausdruck der derzeitigen, herrschenden Zustaende diesbezueglich. Und ueber die empøre ich mich. Denn diese Zustaende sind es, die zu so herrvorragende Verkaufszahlen der Buecher von bspw. Thilo oder Eva fuehren. Und waehrend Thilos Unfug hier nicht Thema ist, so sind die Aussagen Evas doch, dass eine Frau hinter den Herd gehørt und nur dort richtig gluecklich werden kann und dass eine Frau gefaelligst begehrenswert fuer den Mann zu sein hat – vulgo: die Beine breit zu machen hat.
Trotzdem wir im 21. Jahrhundert leben, stimmen diesen Aussagen ueber die Haelfte der Dtsch. zu.

Da muss man sich natuerlich nicht drueber empøren. Ich tue dies aber, denn von den oben geschriebenen Dingen abgesehen, bin ich mir ein ganz klein wenig bewusst, dass wir heterosexuellen, weiszen Maenner (mit Ingenieursausbildung) es am einfachsten haben in dieser Welt.
Und weil es mir gut geht, sehe ich es als meine Pflicht an, wenigstens einen kleinen Teil dazu beizutragen, dass sich mglw. die Zustaende auch fuer andere Bevøkerungsgruppen bessern. Wie ich versuche dazu beizutragen, siehe (wieder) hier.

Aber nun weiter mit den Fragen

Warum nimmst du das so persönlich?

Siehe bspw. hier, auch wenn ich dort ueber andere Sachen schreibe, so ist es i.A. uebertragbar.

Ganz persønlich møchte ich gern wieder zurueck kommen, auf das oben bereits erwaehnte Sprach-/Bilddingens und die daraus folgende Diskriminierung. Aber diesmal wie ich als Mann deswegen diskriminiert werden.

Dazu muss ich etwas ausholen.
Ich habe bereits mehrfach in diesem weblog darauf hingewiesen, dass man auch heute noch komisch angeschaut wird, wenn man sich als Mann um das Kind kuemmern will. Also nicht mal nur so zwei Monate zu Hause bleiben, damit man Elterngeld bekommt, oder mal nach der Schule ein bisschen auf’n Spielplatz gehen.

Nein, ich meine so richtig die vollgeschissenen Windeln wechseln, in der Nacht aufstehen und ueberhaupt eine laengere Zeit des Kindes wegen zu Hause bleiben. Zum einen aus emotionalen Gruenden, der Liebe zum Kind wegen. Zum anderen bspw. weil man den Wunsch der Frau nach einer Karriere unterstuetzt.

Mein persønliches, mir naehstes, soziales Umfeld, findet dies tatsaechlich ganz gut. Was nicht heiszt, dass die Maenner es dann auch so machen wuerden. Wenn man das øffentlich anspricht, wird gesagt „Oh, dass sind die modernen Maenner“. Dies aber auf eine Art und Weise, die zeigt, dass  man (ich) eigtl. belaechelt (werde). Denn man (ich) kann ja dann nicht „die Hosen anhaben kann zu Hause“, wenn man (ich) das gerne møchte.
Interessanterweise ist dem nicht so, wenn ein Mann mal eine „Auszeit“ nehmen will und deswegen sich hinter den Herd stellt. Widerliche Doppelstandards. Aber darauf møchte ich jetzt nicht eingehen.

Auf einen Ausdruck dieser Diskriminierung bin ich neulich im Kindergarten gestoszen. Da dort auch behinderte Kinder inkludiert werden, findet man Zeichnungen und Zeichensprache an einigen Stellen dort, die den Kindern die Kommunikation mit den Erwachsenen erleichtern soll.
Hier ein Beispiel:

Mamma_grosz

Ich finde das ganz im Allgemeinen sehr gut und nachahmenswert, denn dadurch werden auch wir privilegierten, nicht behinderten, heterosexuellen, weiszen Maenner (mit Ingenieursausbildung) darauf hingewiesen, dass es Menschen mit anderen Beduerfnissen als den unseren gibt, die Teil der Gesellschaft sind. Und das jeden Tag wieder und nicht nur mal schnell zum Vergessen, weil man gerade eben mal eine Betroffenheitsspende fuer die Kinderabteilung des Krankenhauses gemacht hat.
Apropos Behinderte, da ist noch so ein gigantisches Feld and øffentlich akzeptierter Diskriminierung, aber auch darauf møchte ich nicht weiter eingehen.

Ich møchte die Aufmerksamkeit gerne auf das Bild in der unteren Ecke lenken und der Mutter gern den Vater und die Familie gegenueberstellen.

mamma pappa familie

Es ist zu beachten, dass diese Bilder alle den gleichen Stil haben. Das sind also keine zufaelligen Cliparts von irgendwoher.

Auf dem ersten Bild stehen sich die Mutter und das Kind sehr nahe. Sie umfassen sich herzlich. Waehrend beim Vater im zweiten Bild das Kind weit weg am ausgestreckten Arm ist.
Hinzu kommt, dass im ersten Bild die Figuren Gesichter haben und dadurch dem Kind eine Identifikation mit sich selbst erlauben. Am Gesichtsausdruck erkennt man, dass dies noch dazu eine freudige Assoziation ist. Auf dem zweiten Bild sind es hingegen irgendwelche Figuren, die eigtl. nicht zu einer ganz persønliche Identifikation fuehren.
Im dritten Bild hat offensichtlich die Mutter das kleine Kind auf dem Arm. Wieder hier die enge kørperliche und dadurch emotionale Beziehung nicht zum Vater. Waehrend das grøszere Kind „artig und gut erzogen“ und dadurch „entkoppelt“ vor dem Vater steht.

Warum ist das so? Warum ist nicht auch zum Vater eine enge und persønliche/emotionale Bindung dargestellt?

Entweder, weil die Grafikerin nicht drueber nachgedacht und einfach drauf losgezeichnet hat, was ihr als erstes eingefallen ist. Und da dies ein unterbewusster Prozess ist, hat sie natuerlich die sie umgebenden Zustaende abgebildet. Oder ihre persønlichen Erfahrungen, welche aber aufgrund der herrschenden Zustaenden zustande kamen. Und das fuehrte zum Resultat. Welches eben diese Zustaende als gegeben hin nimmt, gar bestaetigt.
Oder (und das halte ich fuer wahrscheinlicher, in diesem Zusammenhang) die Grafikerin hat wirklich drueber nachgedacht, denn schlieszlich sind diese Bilder gedacht fuer behinderte Kinder. Und da muss natuerlich die Lebenswirklichkeit so gut wie møglich abgebildet werden. Die Lebenswirklichkeit sind aber eben die, von mir so oft in diesem Beitrag angesprochenen, herrschenden Zustaende. Und damit sind wir beim gleichen Resultat, hin nehmen/bestaetigen dieser gesellschaftliche Zustaende, wenn auch der Hintergrund ein ganz anderer, ein (leider) notwendiger naemlich, ist.

Kurze rethorische Zwischenfrage: was fuer ein Bild war im Kopf, als oben „GrafikerIN“ und nicht „Grafiker“ gelesen wurde?
Ich habe mit der weiblichen Berufsbezeichnung im uebrigen auch alle Maenner gemeint. Hach, irgendwie lustig (laecherlich?), wenn man dies in diesem verdrehten Zusammenhang liest, nicht wahr?
Sprache, die unsere Gedanken bestimmt und dadurch die Welt formt. Im Ganzen betrachtet ist dies mitnichten als „kleiner, zu vernachlaessigender Effekt“ abzutun!

Mit diesem ausfuehrlichen Beispiel kann ich aber darauf zurueck kommen, warum ich das so persønlich nehme.

Die herrschenden Zustaende bzgl. der (Un)Gleichberechtigung zwischen Frau und Mann betreffen mich ganz persønlich.
Deswegen empøren sie mich.

Diese Zustaende druecken sich in scheinbaren Kleinigkeiten aus. Politisch wird (mehr oder weniger ernsthaft) versucht, die „groszen Sachen“ zu aendern: Wahlrecht fuer Frauen (interessant uebrigens, wie dies mittlerweile als gegeben hingenommen wird), gleicher Lohn, durchaus erzwingen, dass auch Frauen in Konzernen das Sagen haben.
Aber wenn man da dann aufhørt, wird sich fundamental in der Gesellschaft nichts aendern. Denn Ola Nordfrau kuemmert es einen Scheiszdreck, ob Siemens eine Chefin hat. Entsprechend ziehen die Kommentare dazu, diese eigtl. sehr wichtigen Themen, meistens ins Laecherliche.
All diese Kleinigkeiten im Alltag erziehen unsere Kinder, und auch uns, unterbewusst immer noch zu den „klassischen Rollenvorstellungen“. Und selbst aufmerksame Eltern kønnen da nur bis zu bestimmten Punkten entgegen wirken. Gar nicht zu sprechen von den all zu vielen (ich denke der Mehrzahl der) Eltern, die das ueberhaupt nicht interessiert.
Deswegen muessen auch (und gerade) diese Kleinigkeiten geaendert werden. Damit in der naechsten Generation sich Frauen und Maenner gemeinsam (!) um andere Dinge kuemmern kønnen. Und nicht nur um Wesentlichen wieder nur die Maenner, wie in der Vergangheit (und Gegenwart) ueblich.

Auszerdem hoffe ich, dass es fuer meinen Sohn dann ganz selbstverstaendlich sein wird, dass er sich intensiv um sein(e) (møgliches/n) Kinder kuemmern kann, ohne dass er deswegen wie ein „irgendwie doch ein bisschen komischer, nicht so richtiger Mann“ angeschaut wird.

Und nun doch nochmal schnell zurueck zu den Bildern fuer die Kinder, bevor ich zum Naechsten komme.
Es geht mir nicht um die Bilder an und fuer sich, sondern um den Hintergrund, dass die so dargestellt werden, ohne das zu hinterfragen. Bzw. im zweiten angenommenen Fall, dass die so dargestellt werden muessen, einfach weil es die Gesellschaft in der wir leben am besten wieder gibt.
Die Bilder sind ja eigentlich ziemlich gut, aber so wie sie sind, sind sie Ausdruck dessen, wie die Gesellschaft ist. Die Gesellschaft ist aber so, dass meine Motive und Einstellungen herab gewuerdrigt werden und damit auch ich ganz persønlich.

Nun der naechste Punkt.

Das was Dir dort laut Deiner Interpretation vermeintlich suggeriert wird, ist doch eigentlich nur Spiegel Deiner Einstellung, sonst würde Dich das nicht so “anpiepen”.

Das sind mehrere Sachen auf einmal.

1.: Das ist nicht nur meine Interpretation. Da gibt es ganze Forschungsrichtungen zu; siehe bspw. der verlinkte Artikel zur Wirkung der Sprache.

Und ich muss mich wirklich mit den Bildern auseinandersetzen um einen Teil der ausgenutzten „Bildsprache“ zu erkennen und darauf hinweisen zu kønnen.

2.: Ja, selbstverstaendlich ist dies ein Spiegel meiner Einstellungen. Meine Einstellungen wurden ja in dieser Gesellschaft geformt, als Kind und auch immer noch als Erwachsener. Diese Einstellungen sind ein Teil meines Ich und wie ich mich selbst definiere und das akzeptiere ich so. Wie oben geschrieben geniesze ich ja bspw. die Erregung durch diese Bilder durchaus.
Ich versuche dies aber _bewusst_ zu genieszen und mein Begehren zu reflektieren. Das bedeutet nicht, dass ich die darauf aufbauenden gesellschaftlich/sozialen/medialen Mechanismen und Zustaende, die dies unreflektiert ausnutzen, billige. Denn Letzteres sorgt fuer einen Erhalt der (fuer mich) nicht akzeptablen Strukturen und Zustaende dieser Gesellschaft.

3.: Es ist, wie geschrieben, nicht die Werbung an sich, die mich anpiept, sondern der, oben beschriebene, weitere Hintergrund der zu solcherart Werbung fuehrt bzw. was solcherart Reklame verursacht. Und an gerade eben dieser Werbung kann ich das so schøn deutlich machen.

Was liegt solchen “Auseinanderpflückungen” zu Grunde? Bist Du gelangweilt?

Die erste Frage, hoffe ich, habe ich beantwortet, mit all dem Geschriebenen weiter oben. Im Uebrigen habe ich einen Beitrag vorbereitet, beim dem ich das Bild nicht derartig „zerpfluecken“ konnte. Aber darauf muessen sich meine Leser noch ein wenig gedulden.

Die Beantwortung der zweiten Frage passt nicht so recht in den Duktus dieses Artikels. Deswegen møchte ich all das oben Geschriebene mit dem folgenden Kommentar abschlieszen.
Anders als sonst ueblich bei laengeren Beitraegen, habe ich mich mich dagegen entschieden, den Artikel aufzuteilen. Dies, weil alles miteinander verwoben ist und eine Einheit bildet. Deswegen ist es es mglw. nøtig, den Beitrag nach dem ersten Durschlesen nochmals zu ueberfliegen, um den Anfang mit dem Ende wirklich verknuepfen zu kønnen.

Und nun zum erwaehnten „lustigen“ Teil.

Ich bin nicht gelangweilt, aber diese Beitraege schreiben sich recht fix und ich schrieb ja bereits im einleitenden Artikel zu dieser Kategorie (und in der darauf folgenden weiteren Erklaerung), warum ich die Bilder hier verøffentliche.

Aber eine gewaltige Portion Narzissmus kann ich mir nicht absprechen. Ich stehe gern im Mittelpunkt und rede am liebsten ueber mich. Dies tat ich vornehmlich im ersten Artikel dieser Kategorie.
Nur, dass ich nicht erzaehlen mag, was ich gestern im TV gesehen habe, oder wie toll meine neue Hose ist. Ich møchte aber darueber erzaehlen, wie die Mittel des erwaehnten Filmes meiner Meinung nach die Welt beschreiben und warum das so ist. Um dann mglw. auf mich zurueck kommen zu kønnen und zu schreiben, wie das alles in meine ethischen Richtlinien passt. Oder eben auch nicht und ich es deswegen scheisze finde.

Hinzu kommt, dass mir mein weblog zur Zeit wieder ein bisschen mehr am Herzen liegt und ich meinen Lesern gerne regelmaeszig etwas praesentieren møchte. Und da muessen jetzt eben die Toilettenbilder bzw. die Reklame fuer herhalten.
Ob das ganz im Allgemeinen von Interesse fuer meine Leser ist, ist mir herzlich egal. Das ist schlieszlich mein weblog, in dem es ueber mich geht. Steht ja schon in der Ueberschrift: „Søren (!) in Norwegen“.
Aber ich hoffe, dass es kurzweilig und manchmal gar interessant genug ist, um meine Leser zu motivieren auch weiterhin hier herein zu schauen und mitzulesen.

Im Uebrigen freue ich mich ueber alle Kommentare. Zeigen sie doch, wie toll ihr mich findet :P.

Auszerdem ist es immer (!) sehr gut, meine Ansichten oer Herangehensweisen an ein Thema auf den Pruefstand zu stellen. Deswegen bin ich fuer derartig konstruktive Kommentare wie das hier beantwortete, sehr sehr dankbar.
Es darf also gern ein Gegenentwurf zu dem oben Geschriebenen erstellt werden. Ich wuerde den mit Freuden als Gastbeitrag verøffentlichen.

Wie gestern angekuendigt folgen nun einige Gedanken, welche ich im Zuge des Filmes La mer à l’aube (Calm at Sea) hatte.

Zeitlich umfasst dieser Film nur knapp die drei Tage vom 20. bis zum 22. Oktober 1941. Es stehen die Geschehnisse rund um die Ermordung von 48 Geiseln im Mittelpunkt. Ermordet werden diese als „Vergeltungsmasznahme“, weil die franzøsische Résistance den Kommandanten der Stadt Nantes an eben dem 20. Oktober umbrachten.

Es geht in dem Film nicht um eine Bewertung der moralischen, ethischen oder gar juristischen Rechtmaeszigkeit.
In diesem Zusammhang sei an dieser Stelle nur gesagt, dass der Film auch die Ereignisse aus der Perspektive der involvierten Besatzungsoffiziere schildert. Diese Offiziere empfinden den Umfang der Anordnung zwar selber als unangebracht, den „Zielen“ entgegengesetzt, gar als Unrecht und versuchen diese auch durch Gesuche zu verhindern. Die Soldatenideologie (Gehorche!), bzw. besagte „Ziele“, und deren Folgen, stehen aber niemals zur Debatte. Wichtig zu erwaehnen ist in diesem Zusammenhang, dass, bis auf einer (der Anfuehrer des Erschieszungskommandos), keiner dieser Figuren eine all zu tiefe Identifikation mit der Naziideologie inne zu wohnen schien. Der Authentizitaet des Filmes wegen, empfand ich dies als sehr wichtig.

Dazu aber nicht mehr.

Von den Ermordeten wird nur die Gruppe der 27 in Châteaubriant inhaftierten kommunistischen Geiseln begleitet.

Und hier ist schon der Kern, warum ich alles immer so ausgiebig diskutiert haben will. Warum ich so viele Kleinigkeiten meiner Mitmenschen immer angreife und in einen grøszeren Zusammenhang stelle.
Es ist vermutlich niemandem meiner Leser direkt aufgefallen, bei dem oberen Satz, aber warum steht da eigentlich „kommunistische Geiseln“? Nun ja, der franzøsische Innenminister der Regierung Pétain wurde ueberzeugt von den Nazis, dass es doch besser waere, diese zu erschieszen. Anstatt 50 „guten Franzosen“.

Immer noch nicht so leicht verstaendlich nicht wahr?

Zunaechst zum „Kommunismus“. Wir alle haben da ja so eine vage Vorstellung, worum es sich dabei handeln soll, nicht wahr.
Uns allen wurde ja so ein richtig schønes Feindbild eingetrichtert. Sieht man ja am Zustand der Ueberwachung von Allem, was auch nur nach „links“ aussieht in Dtschl., waehrend man die Nazis gewaehren laeszt, gar indirekt und direkt unterstuetzt. Aber darum geht es nicht.
Damals war das ja nicht anders. Zucht, Ordnung und Autoritaet (am besten verkørpert durch’s Soldatentum) hat auch damals schon bei so Vielen die „Herzen høher schlagen lassen“. Im Gegensatz zu Naechstenliebe und selbststaendigem Denken.
Dieses Feindbild scheint sich deswegen so gut zu halten, weil alle glauben, dass die sowjetische Diktatur „Kommunismus“ war. Ich gehe hier nicht ins Detail, warum dem nicht so wahr. Dieses Feindbild wurde auch gestuetzt, durch die dann immer mehr verøffentlichten Scheuszlichkeiten dieses Regimes.

Und da sind wir schon mittendrin.

Ich selber bin kein Kommunist. Hab’s versucht, ging und geht einfach nicht. Auch wenn ich meine Anschauungen erst seit kurzer Zeit in die Wortgruppe „Anarchismus im Sinne Kropotkins“ packen kann, so galt dies doch schon immer.

Der Kommunismus ist in einigen praktischen Umsetzungen dem Anarchismus aber recht aehnlich. Deswegen verbinde ich damit all dies, was man unter dem Begriff „Naechstenliebe“ versteht, und mehr.

Und „Naechstenliebe“ ist etwas, was in dem mir wichtigsten Teil meines sozialen Umfeldes, nicht unbekannt ist. Man kønnte anstatt dessen auch sagen, dass es meinen Freunden nicht egal ist, ob es anderen Menschen viel schlechter geht, als Ihnen selber. Ob sie nun selber in einer prekaeren Situation sind, oder nicht. Ich denke nicht, dass sie laengeren Kontakt mit mir pflegen wuerden, wenn dem nicht so waere.

Und das ist der Punkt. Meine und eure Ansichten unterscheiden sich fundamental von dem, was in der „westlichen Welt“ gerade populaer ist, eigentlich schon immer populaer war. Die soziale Marktwirtschaft im Nachkriegsdtschl. oder sozialistische Tendenzen in groszen Teilen der franzøsischen, italienischen, spanischen Bevølkerung tun dem keinen Abbruch. Selbst das sog. „skandinavische Modell“ ist da nicht als permanentes gutes Gegenbeispiel geeignet. Denn auch dieses ist nur starken politischen Persønlichkeiten der Vergangenheit geschuldet. Kein sehr robustes System, wie man mehr und mehr leider auch in Norwegen sieht.
Genau deswegen sind wir ja so sehr auf eine funktionierende Demokratie angewiesen, mit ihrer bewussten (!) Meinungsfreiheit. Nicht nur auf dem Papier und in den Staatsorganen, sondern im Bewusstsein der Konstituenten der Gesellschaft.

Um es zusammen zu fassen: WIR sind KEINE „guten Franzosen“.

So wie die in dem Film dargestellten Geiseln, haben auch WIR niemanden umgebracht, Laeden ausgeraubt oder Drogen an kleine Kinder verkauft. Wir møchten nur eine andere, sozialere Gesellschaft. Und das wird nicht so gern gesehen. Wer das nicht so gern „sieht“, mag sich hier jeder selber denken; die Familie Mohn gehørt neben vielen anderen aber dazu.

Auch wenn die Nazis nur das absolute Extrem waren, so zeigt die Geschichte doch, dass Leute wie wir eben die sind, die als Erstes weggesperrt werden. Sobald sich durchgesetzt hat, dass es ja vøllig ausreicht, rein formal demokratisch zu sein (oder nicht mal mehr das).
Dies erwaehnte ich in vielfacher Form bereits mehrfach in diesem weblog.

Es sind also wir, du und ich, die da (im uebertragenen Sinne) ermordet werden. Denn es geht auch immer (meiner Meinung nach gar vor allem) um das ausrotten (!) der Idee. So zynisch es auch klingt, aber die, diesen Ideen anhaengenden, ermordeten Menschen sind dann immer nur „ein paar Wenige“ unter vielen Tausenden Toten.

Das mag ja alles nicht so schlimm sein, wenn man allein ist, groszer Schaden entsteht durch den eigenen Tod meistens nicht.

Und hier komme ich zurueck zum Anfang. Ich erziehe mein Kind so, wie ich es fuer richtig halte. Ich erziehe ihn NICHT wie ich denke, dass damit die ihn umgebende Gesellschaft (insb. „Onkel und Tanten“) am besten akzeptiert. Das bereitet mir groszes Kopfzerbrechen, weil ich weisz, dass ihm daraus vielfaeltige Probleme entstehen werden. Ich hoffe, dass ich ihm die Werkzeuge mit auf den Weg geben kann, diese Probleme fuer sich zufriedenstellend zu meistern. (Komme mir jetzt keiner mit „na du wirst dich noch umschauen, wenn er anfaengt sich Britney Spears CDs zu kaufen“. Darum geht es nicht.)
Als Mensch (!) ist es meine Pflicht, mein Kind zu einem (welt)offenen und selbstaendig denkenden Menschen zu erziehen.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass wenigstens die „Onkel und Tanten“ dies als Unangenehm und „nervig“ empfinden.
Ich glaube, dass auch mein, von mir so sehr geschaetztes, naeheres soziales Umfeld, oft genug „nicht schon wieder“ denkt. Auch wenn es dann in den allermeisten Faellen toleriert wird, gar manchmal eine Diskussion begonnen wird. Was ich im Uebrigen immer (!) sehr schaetze.

Ich selber bin vor einigen Jahren aber zu der Erkenntnis gekommen, dass ich so sein MUSS, wie ich bin. Weil ganz konkret (!) das Leben meiner Freunde und auch mein eigenes auf dem Spiel stehen, wenn die derzeitigen politisch, gesellschaftlich, sozialen Tendenzen nicht aufgehalten werden. Und das mindeste, was ich tun kann, ist darauf aufmerksam zu machen.

Es sieht sicherlich immer so einfach aus, wenn ich wieder anfange, allen vor den Kopf zu stoszen, nicht wahr?

 

Guy Môquet war 17 Jahre alt, als er ermordet wurde. Als Geisel genommen aufgrund seiner politischen und gesellschaftlichen Ansichten. Diese fuehrte er direkt auf den Einfluss seines Vaters zurueck.

 

Braucht man mehr als die Sorge um das Wohlergehen des eigenen Kindes, um in dieser sich abzeichnenden Welt alles ins Politische zu ziehen?

Leider nein, aber:
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Bild aus: Transmetropolitan, Band 3 – Year of the Bastard; dem Kontext angepasst,