Archive for the ‘Scharfe Tanten’ Category

Ich hab mich sehr schwer getan beim Schreiben dieses Artikels. Ist es doch ein høchst emotionales Thema und ich kann das nur von auszerhalb betrachten.
Der Ansatz „Ich hab da so’n Gefuehl, dass das gut sein wird …“ funktioniert nicht, weil mindestesn genauso viele Leute meinen „Ich hab da so’n Gefuehl, dass das schreckliche Konsequenzen haben wird!“; nur diese kommen dann meistens auch noch mit „Denk doch mal jemand an die Kinder!“.

Auch wenn ich kein Utilitarianist oder (strenger) Konsequentialist bin, so bieten diese doch einen teilweisen Ausweg aus dem Dilemma.

Es geht um die vollstaendige Dekriminalisierung, mglw. gar Legalisierung, von Prostitution.

Amnesty International hat beschlossen

[…] [to] develop a policy that supports the full decriminalization of all aspects of consensual sex work.

Sie erkennen …

[…] that this […] is hugely complex and that is why we have addressed this issue from the perspective of international human rights standards.

Letzteres ist der oben erwaehnte utilitaristische Ansatz an das Thema.

Der Grund warum Amnesty International diese Meinung hat ist, …

[…] that this was the best way to defend sex workers’ human rights and lessen the risk of abuse and violations they face.

Auch Thomas Fischer schreibt sehr ueberzeugend, warum das sinnvoll ist.

Und warum sollte man Sex nicht kaufen kønnen, wie man ein Kinoticket kauft, oder eine Putzfrau Reinigungspersonen anstellt, welche einem die Wohnung putzen, etc. pp.?

Warum ist es akzeptiert, dass man sich Alkohol einfach so kauft, eine Substanz, die nachgewiesenermaszen Aggressivitaet førdert? Aber nicht Sex, eine Aktivitaet, die nachgewiesenermaszen Aggresivitaet abbaut, bevor diese in Gewalt ausbricht?

Sich besaufen ist akzeptiert, aber ficken nicht? … Ich hab da so’n Gefuehl, dass das falsche Prioritaeten sind.

Aber wie gesagt, ich selber kann das nur von auszen betrachten.

hm13

 

In „Stiletto im Herz“ schreibt Thomas Fischer:

Nicht die schönen Menschen auf den Plakaten sind der Skandal, liebe Mitbürger, sondern die Winzigkeit und Hilflosigkeit und Einsamkeit der Menschen davor. […] Nicht der Sex, nicht die Begierde, nicht die Freude, nicht das Verlangen, nicht die Freiheit des Gedankens und der Assoziation sind verachtenswert, pervers oder strafwürdig, sondern die sozialen Strukturen, die solche Träume in einen Bereich der Warenwelt ausgrenzen.

In kurz und knapp genau das, worueber ich seit Jahren in dieser Kategorie schreibe.

Anders

Der Artikel „Glaciers, gender, and science: A feminist glaciology framework for global environmental change research“ von Mark Carey et al., erschienen in Progress in Human Geography, 2016 ist leider nicht frei verfuegbar. Wer den aber dennoch lesen will, kann mich fragen, ich habe den Volltext hier.

Fefe schimpfte darueber.

Und ich denke, dass er den Artikel ueberhaupt nicht gelesen hat. Jedenfalls nicht mehr als die Zusammenfassung.

Nachdem ich diese gelesen hatte, entsprach meine erste Reaktion dem was er dazu schrieb:

Markovketten-Papergenerator

Und wenn man sich nur die Zusammenfassung durchliest, dann ist dieser Eindruck auch durchaus berechtigt.

Da ich keine Ahnung von sowas habe, dachte ich mir dann aber, dass ich mir mal die Muehe mache und den ganzen „Bullshit“ lese.
Und muehevoll war es. Liegt doch alles dort Beschriebene so abseits meiner eigenen Erfahrungswelt. Ich konnte das immer nur in kleinen Abschnitten lesen und brauchte mehrere Tage fuer den gesamten Artikel.

Aber je mehr ich las, desto mehr bekam ich den Eindruck, dass fefe sich in seinem Narrativ verfangen hat und nicht rauskommt.

JA, der Artikel verwendet Sprache ueber die wir uns (zu Recht) laecherlich machen. Ein paar Gedanken dazu weiter unten.
JA, im Artikel sind so einige Stellen, wo man sich fragt, ob das nicht zu weit getrieben wird, ABER …

Ich denke, dass der Artikel sehr professionel auf bestehende Dinge hinweist und sagt warum das schlecht ist. Dummerweise wird heutzutage vieles davon unter dem Begriff „Feminismus“ zusammengefasst und unsere (jedenfalls meine) Beissreflexe werden aktiviert.

Dieses „sichtbar machen“ besagter bestehender Dinge findet in dem Artikel aber gerade NICHT unter dem Aspekt „alle Maenner sind scheisze“ statt, sondern vielmehr unter dem Aspekt: „So wie es ist, sind wir sehr weit gekommen, ABER uns geht viel Wissen verloren, wenn wir nicht mal unter einem anderen Blickwinkel auf (in diesem Fall) die Gletscher schauen.“
Es handelt sich hierbei auch nicht um ein „140-Zeichen-Thema“ und es ist notwendig, genannte „bestehende Dinge“ im Detail zu beschreiben. Das wirkt dann møglicherweise wie ein „auf den Maennern rumhacken“.

Ich aber meine, dass dies auch eine grosze Staerke des Artikels ist. Jedenfalls wenn man Leser wie mich in Betracht zieht.
Dadurch, dass ich keine Ahnung habe, bzw. noch viel mehr, weil ich mich in meinem eigenen Narrativ so pudelwohl fuehle, ist eine detaillierte Betrachtung sehr vorteilshaft.

Sehr konkret (und sehr viel, aber nicht nur) geht es in dem Artikel darum, dass man die Gletschergeschichten der Urbevølkerung analysieren sollte um noch mehr Informationen ueber Gletscher und deren Verhalten zu erfahren, dass die momentane Methode der Forschung dies aber ueberhaupt nicht auf dem Tapet hat.

Als Physiker dachte ich zunaechst: „Jaja … die Soziologen muessen ja auch irgendwie ihren Bedarf fuer Funding erklaeren“. (Man beachte bitte, dass ich groszen Respekt vor Soziologen habe und dies eher die bestehende Wissenschaftsfoerderung kritisiert. Aber das møchte ich hier nicht vertiefen.)

Und nun muss ich kurz etwas anderes erzaehlen.

Ich lese z.Z. ein Buch ueber Wolken: The Cloudspotter’s Guide. Viele schøne Erklaerungen und Geschichten fuer interessierte Menschen, die nicht als Meteorologen ausgebildet sind. In kurz: Wissenschaft … cool!
Und Wetter … das ist urst wichtig! Natuerlich nicht fuer unseren Sommerurlaub, sondern fuer die Kartoffeln und das Brot, was wir jeden Tag essen. Und auch immer mehr fuer den Strom aus der Steckdose. Wollen wir doch nicht, dass Windturbinen bei zu starkem Strom kaputt gehen.

Und dann las ich, dass man erst NACH dem 1. Weltkrieg Erklaerungen fand, warum sich das Wetter verhaelt, wie es sich verhalt.
Dabei wurde das Barometer bereits 1643 erfunden und auch zur Wettervorhersage benutzt. Weil man aber nichts so richtig mit den Messungen anfangen konnte, waren die Vorhersagen eher so „Vorhersagen“.

Nach dem 1. Weltkrieg haben dann Forscher (so weit ich weisz, waren da keine Forscherinnen dabei) in Bergen mal nicht nur auf die etablierten Barometermessungen geschaut, sondern sie haben ihren Kopf in die Luft gestreckt (also im Wortsinne eine neue Perspektive auf eine alte Sache geworfen). Sie  haben (wieder) herausgefunden, wie sich die Wolkenformen zum Wetter verhalten und warum das so ist. Hier kam dann das ganze „Hochdruck, Tiefdruck, Wetterfront etc.“ her. Erst damit wurden Wettervorhersagen ueberhaupt møglich.
Hintergrund war uebrigens, dass die Bauern in Norwegen (aber natuerlich nicht nur da) so gut wie møglich Bescheid wissen muessen ueber das Wetter und deswegen wurde die Forschung vom Staat geførdert. Zu dem Zeitpunkt war naemlich eine Hungersnot, es ging also wirklich um Leben und Tod.

Eine schøne Geschichte, nicht wahr. Warum erzaehle ich das? Nun ja, es ist so, dass bereits seit Aristoteles (!) Geschichten existieren, welche die Form der Wolken, mit dem Wetter in Verbindung bringen.
Die „Folklore der Ureinwohner“ haette also schon viel eher erfolgreichere Ernten ermøglicht! Diese Geschichten wurden aber laecherlich gemacht und nicht weiter verfolgt, weil es nicht in das Schema der etablierten Wissenschaften passte. Geschichten kann man nicht messen und deswegen ist das Mist. Heutzutage kann man Geschichten uebrigens „vermessen“, aber das ist ein anderes Thema.

Und hier ist dann der Zusammenhang zum Artikel ueber den fefe schimpfte.
Unsere Arroganz als Wissenschaftler, oder mglw. vielmehr der Erfolg unserer Methode, macht uns blind fuer alles was nicht in eben diese Methode passt.
Dabei ist doch gerade die Wissenschaft dazu da,

[…] to unsettle […] assumptions, narratives, and representations […]
(Zitat aus dem Artikel).

Und genau aus diesem Grund: Be an inspiration (to others) …

Be an inspiration

Zum Abschluss dann noch die oben erwaehnte Sache mit der Sprache.

Wie meinen lieben Leserinnen und Lesern bekannt sein duerfte, bin ich Physiker.
Vor ueber einem Jahrhundert hatten wir das Problem, dass wir viel beobachteten, was wir nicht erklaeren konnten.
Das Problem lag nicht in den Erklaerungen selber. Dafuer brauchte man „nur“ ein paar schlaue Leute und soooo schwer wie alle Welt glaubt ist das Grundlegende gar nicht.

Das eigentliche Problem war, dass wir ueberhaupt keine Begriffe fuer die zugrundeliegenden Mechanismen hatten (Welle-Teilche-Dualismus, Quanten, Quantensprung, E = mc2 usw. usf.). Deswegen konnten wir da nicht drueber reden und deswegen konnten wir das auch nicht erklaeren.

Das eigentlich Bahnbrechende und Spannende in dieser Zeit, als die Quantenmechanik entwickelt wurde, war dieses Entstehen neuer Begriffe. Wie wir unseren Narrativ erweitert haben. Wir haben NICHT ueber unseren Tellerrand geschaut. Wir haben aber unseren Teller deutlich grøsser gemacht.

Semmelweis stand uebrigens vor genau dem gleichen Problem und die Aerzte haben ihn ausgelacht. (Apropos Semmelweis … Ich frage mich ob die aeuszere Aehnlichkeit zwischen ihm und Dr. Zoidberg Zufall ist.)

Und genau dieses Problem sehe ich in der Diskussion die mit „Feminismus“, „Frauenførderung“ etc. umschrieben wird.
Das sind zwei Begriffe aus der „alten Welt“. Einer „einfacheren“ Welt. Einer Welt, die so arge Probleme hatte, dass diese durchaus adaequat mit dem Wort „Feminismus“ zusammengefasst werden konnten.

Zum Glueck haben wir uns aber weiterentwickelt. Diese Probleme sind nicht vollstaendig geløst, aber die Situation ist doch deutlich besser, als noch vor 100 Jahren … ja als noch vor 30, oder gar 20 Jahren … man schaue sich nur an, wie viele Frauen dann doch mittlerweile auf dem Chaos Communication Congress sind!
Aber die Komplexitaet der weiterhin vorhanden Probleme auf diesem Gebiet ist deutlich grøszer als das, was vor 100 Jahren so dringend war. Ich schrieb dazu schonmal was. Und wir benutzen weiterhin den Begriff „Feminismus“ — so wie in „A feminist glaciology framework for global environmental change research“ — obwohl wir eigentlich Dinge meinen, die zwar irgendwie dazu gehøren, aber doch auch vøllig anders sind.

Und das ist ein Dilemma. Denn das Verwenden der alten Begriffe fuehrt zu abweisenden Verhaltensweisen und dem nicht Lesen eigentlich wichtiger Artikel.

Die Autoren des Artikels sind sich dem durchaus bewusst:

We chose the title “feminist glaciology” to provoke discussion about who is producing knowledge about glaciers and what the implications of that existing knowledge are, including whose voices are left out and what types of scientific questions are asked (and which ones might thus be ignored). We also wanted to present a variety of different sociocultural forms of glacier knowledge that go beyond science, to generate discussion. Our goal was to ask questions about the role of gender in science and knowledge—to start a conversation, not conclude the discussion.

Der letzte Satz ist das Wichtige! Denn DAS ist die wissenschaftliche Methode.

Sich ueber etwas lustig machen ist das genaue Gegenteil. Soll diese „Methode“ doch die Anderen zum Schweigen bringen … eine Diskussion also abschlieszen.

Genug! Die 140-Zeichen-Grenze ist weit ueberschritten.

Die Studie „Mapping Gender in the German Research Arena“ (PDF) findet (fuer mich etwas ueberraschend, aber positiv ueberraschend) heraus, dass Frauen an dtsch. Universitaeten in Physik und Astronomie, Erd- und Planeten-, Ingenieur-, Material- und Computerwissenschaften und einer Fachrichtung die ominøs als „Energy“ angegeben wird, mehr publizieren, als Maenner (Bild 3 auf Seite 14 in der verlinkten Datei).

AUSGERECHNET! … das darf jetzt als positiver Ausdruck der Freude angesehen werden, haette ich es doch gerade aus dieser Richtung am Wenigsten erwartet.

Jaja! Ich kønnte das natuerlich auch von der Seite „Selbstausbeutung“ oder „Frauen muessen extra viel beweisen“ oder so diskutieren. Will ich aber nicht. Find ich’s doch gut, zeigt es naemlich, dass es „Berufe fuer Jungs bzw. Maedchen“ einfach mal nicht gibt!

Weil’s so schøn ist deswegen nochmal: Siehste! Geht doch! :)

Und damit wir vor lauter Freude nicht das Ziel aus den Augen verlieren:

Kenvelo

In den von mir bereits mehrfach als immer lesenswert angepriesenen Artikeln von Thomas Fischer, werden konsequent immer die maennliche und weibliche weibliche und maennliche Form von bspw. Berufsgruppen ausgeschrieben; „Richterinnen und Richter“ oder „Baecker und Baeckerinnen“. Ungefaehr so wie ich das auch versuche in meinen Artikeln.

Das størt nicht im Geringsten den Lesefluss, aber man zumindest ich habe ein klein wenig anderes Gefuehl, wenn ich solche Saetze lese. Ein gutes Gefuehl :) .

Auch schøn ist, dass dabei das sog. Binnen-I wegfaellt,  und damit auch das kleinbuergerliche sich Lustig machen ueber wichtige Schritte auf dem Weg zur Gleichstellung.

Siehste! Geht doch total leicht :)

Wir (Maenner wie Frauen) muessen uns dessen aber bewusst sein und deswegen:

Kylie

Leider nur ein Link, da ich unsicher bin, inwieweit ich es hier zeigen duerfte: Tihihi … .oO(Wumo … immer feste druff :) )

Und deswegen:

hm10

… ist gut gemeint.“

So schrieb es einst Kurt Tucholsky.

Aber warum dieses Phrasendreschen? Und warum in dieser (Artikel)Kategorie?

Im Laufe der letzten zwei Jahre las ich hier und da ein paar Artikel ueber sog. „Microaggressions„, „Trigger Warnings„, „Safe Spaces“ und andere Phaenomene.
Dies ist mittlerweile insbesondere in sog. „intellektuellen Milieus“ in den USA ein Problem und scheint auch zu uns herueber zu schwappen.

Der (etwas laengere) Artikel „The Coddling of the American Mind“ gibt einen guten Ueberblick ueber die Misere. Auszerdem wird ganz gut dargelegt, warum das alles in dieser Grøszenordnung so schlecht ist.
Aber ueber diesen Artikel will ich gar nicht schreiben.

Mhm … wenn ich so drueber nachdenke, dann muss ich zugeben, dass das Folgende nur schwer zu verstehen ist, wenn man das nicht alles gelesen hat. Deswegen eine kurze Zusammenfassung: An amerikanischen Universitaeten werden die Studenten mehr und mehr mit Samthandschuhen angefasst, damit ihre Traumata nicht getriggert werden.
Keine Diskussion an dieser Stelle wie sinnvoll und wichtig dies unter bestimmten Gegebenheiten ist.

Das Thema ist relativ komplex und ich habe schon wieder viel zu viel geschrieben. Eigentlich wollte ich nur auf einen kurzen Satz aus der Studie mit dem Titel „Microaggression and Moral Cultures“ eingehen (hier eine Zusammenfassung):

Der Satz beginnt mit:

Microaggression complaints and other specimens of victimhood occur in […] settings that are fairly egalitarian […]

Das Problem ist also begrenzt auf Bedingungen, wie wir sie ja eigentlich haben wollen. Das ist der „gut“-Teil.

Der Satz schlieszt ab mit:

[…] except for the presence of strong and stable authority.

Das Problem sind also nicht die egalitaeren Gesellschaften an sich, sondern dass es immer noch eingesetzte Authoritaeten gibt. Was dann natuerlich der „gut gemeint“-Teil waere.

Da muss man sich nicht wundern, dass ich Anarchist bin.

Als Gedanke poppt da in meinem Kopf gerade folgender Gedanke auf: ich als Vater versuche extra bewusst zu sein, wann ich mein Kind beschuetzen und wann es „Kaempfe“ einfach auch mal selbst „ausfechten“ muss.

Und weil ich das prinzipiell gut finde, die Realitaet zu konfrontieren:

hm9

Ich glaube die ganze Welt ist plemplem! … … … Das beinhaltet natuerlich auch mich.

Die Artikelreihe welche mit diesem startete, hatte als Ausgangsmaterial, nicht von mir verfasste, Beitraege, die sich u.a. mit den Mechanismen beschaeftigten, welche zu GamerGate fuehrten.

Ich mag da nicht naeher drauf eingehen, waere es doch eine Dopplung besagter Beitraege.

Und dann denkt man sich so: „Gut, dass das mal wer analysiert und allgemeinverstaendlich vorgetragen hat.“

Und dann ist man schockiert, wie sowas passieren kann.

Und dann fragt man sich, warum manche Menschen so bøsartig sind, dass solche Sachen derart eskalieren.

Und dann hofft man, dass das eine Ausnahme ist.

Und dann sagt man sich so: „Ach, in meinem kleinen sozialen Habitat ist im Grunde genommen alles in Ordnung.“

Und dann passiert die gleiche Scheisze schon wieder, nur nennt es sich diesmal „PuppyGate“.

Und dann wird es langsam schwer, das eigene, kleine, soziale Habitat … … … ach … im Grunde genommen ist schon alles in Ordnung … will ich glauben :(.

 

Das grøszere Habitat — vulgo: die Gesellschaft in der wir leben — betreffend, deswegen immer noch und immer wieder:

Lafayette

War ich letztes Mal zu faul nach mehr Quellen zu schauen, so stiesz ich vor einer Weile auf eine Schatzkiste von wissenschaftlichen Untersuchungen diesbezueglich.

Es ging alles los mit dem Artikel von Kohut et. al. mit dem Titel „Is Pornography Really about „Making Hate to Women“? Pornography Users Hold More Gender Egalitarian Attitudes Than Nonusers in a Representative American Sample“ im Journal of Sex Research.

Gestoszen bin ich darauf via fefe.

Ich zitiere daraus die folgende These:

[…] pornography serves to further the subordination of women by training its users, males and females alike, to view women as little more than sex objects over whom men should have complete control.

Die Untersuchungen in dem Artikel kommen jedoch zu dem Schluss:

Pornography users held more egalitarian attitudes — toward women in positions of power, toward women working outside the home, and toward abortion –than nonusers of pornography.
Toll wa. Geht aber noch weiter:
Further, pornography users and pornography nonusers did not differ significantly in their attitudes toward the traditional family and in their self-identification as feminist.

Hier kønnte man dann ansetzen, ist doch die „traditionelle Famile“ patriarchalisch orientiert. Aber mich duenkt, es ist eher positiv gemeint im Sinne von „das sind ja gar keine perversen Frauenhasser“.

A. McKee kommt in „The relationship between attitudes towards women, consumption of pornography, and other demographic variables in a survey of 1023 consumers of pornography“ zu dem neutralen Schluss, dass …

[…] consuming pornography is not a significant factor in the generation of negative attitudes towards women.

Aber viel wichtiger ist, dass …

The survey suggests that in seeking to understand how negative attitudes towards women are generated in society we should start by asking what issues might be most important, rather than beginning from the assumption that pornography is the major cause of such attitudes.

*Hust*

Vernon et. al. haben in „Pornography, erotica, and attitudes toward women: The effects of repeated exposure“ Studenten pornographischem Material ausgesetzt und auszerdem Leute gefragt, die regelmaeszig in Pornkinos gehen. Die Studie zeigte, dass …

Patrons of the adult theater, who viewed more pornography, had more favorable attitudes toward women than male or female college students.

Zwischendurch mal etwas aus einem anderen Umfeld. Im Artikel „If Pornography Is the Theory, Is Inequality the Practice?“ schreibt T. McCormack:

„[…] the enemy of gender equality is the stereotype of the idealized traditional woman, not the one-dimensional lust-driven nymphomaniac of pornography.“

Auszerdem …

„Censorship, it is suggested, infantilizes women and contributes to their dependency.“

Auf zum naechsten Artikel.

P. J. Wright schreibt in „U.S. Males and Pornography, 1973–2010: Consumption, Predictors, Correlates“ die These der Schaedlichkeit von Pornographie unter einem anderen Gesichtspunkt nochmal nieder:

„Moralists“ […] have argued that pornography promotes a permissive approach to sexual relations. Public health researchers have hypothesized that pornography encourages epidemiologically risky sexual behavior.

Und benutzt dann …

[…] cross-sectional General Social Survey data gathered between 1973 and 2010 to assess these claims for empirical support

…  um zu dem Schluss zu kommen, dass die Moralisten recht haben:

[…] pornography consumption was associated with having more positive attitudes toward teenage sex, adult premarital sex, and extramarital sex.

Nun kann ich aber nichts Schlimmes daran sehen, dass Jugendlichen ihre Sexualitaet zugesprochen wird. Auch Sex ohne Heirat ist wichtig. Alice Schwarzer hatte dazu vor langer Zeit schonmal was zu geschrieben.
Sex auszerhalb der Ehe ist ein schweres Thema. Der Gesellschaft in der wir leben sei Dank. Aber zur „traditionellen Familie“ schrieb ich oben schon was und im Lichte dessen muss ich sagen, dass ich ganz froh bin, dass die Moralisten Recht haben. Zeigt es doch, dass Porn hilft, diese Gesellschaft in eine Richtung zu transformieren, von der ich denke, dass sie besser fuer alle (!) Menschen ist.

Und auch die „public health researchers“ haben Recht:

[…] pornography consumption was associated with having more sexual partners […]

Ich finde das gut, wenn Maenner und Frauen keine Angst vor ihrer Sexualitaet mehr haben und alles ausprobieren, was sie gern ausprobieren møchten :) . Allseitiges Einverstaendnis natuerlich vorausgesetzt.
Also auch hier ist es eher von Vorteil zu sehen, dass die Befuerchtungen dieser Personen zutreffen.

Und all diese positiven Dinge gelten nicht nur fuer Maenner, sondern explizit auch fuer Frauen, wie M. Funk in ihrer Studie mit dem Titel „United States Women and Pornography Through Four Decades: Exposure, Attitudes, Behaviors, Individual Differences“ zeigt.

Also alles gut? NEIN! Noch lange nicht.

Schuhe
Aber ich denke, dass wir auf dem richtigen Weg sind :) .

Immer noch im sechsten Teil von „Why are you so angry“ schreibt der Autor weiter:

If you have an ounce of privilege in you, you have […] [rejected having privileges] many, many times in your life. And, I promise you, you will [do it again] […]

Denn  …

[…] it’s the default reaction to having your privilege checked […]

Zumindest …

If you don’t make a conscious choice to be better than that […]

Und es stellt sich natuerlich die Frage:

How did you get to the place where you started making that conscious choice?

Fuer mich selber kann ich das gar nicht beantworten. Es geschah aber sicher ungefaehr in dem Zeitraum, in dem ich mich entschlossen habe mein Maul nicht mehr zu halten, nur weil es in eine unangenehme, soziale Situation muenden kønnte; als ich realisierte …

[…]  it’s [my] turn to say something.

Denn wie ich schon øfter schrieb, ist es wichtig der ganzen nachgeplapperten Propaganda entgegen zu treten, denn

[…] when that doesn’t get picked up and unpacked, we send a very unpleasant message to everyone who sees [or hears] it about how acceptable it is to do so.

Oder wie ich es ausdruecke: wenn nicht mal „die Studierten“ was sagen, dann kann es ja eigentlich gar nicht so falsch sein.
Ist es aber!

Und auch wenn …

[We] probably won’t persuade [anybody]

… ist es so wichig, dass …

[We] just don’t want him to persuade anybody else [!]

Denn es geht nicht um die, die sowieso ueberzeugt sind von dem Mist, den sie von sich geben. Aber es geht sehr wohl um die Neffen und Nichten, die Arbeitskollegen und jungen Studenten im Club.

[Our] duty is to [them] […] out there […] who could go either way.

Und auch wenn dies wieder und wieder frustrierend ist, ja gar Verzweiflung ausløst, so gilt:

[…] if you’re a dude, especially a dude with a lot of privileges, it’s rarely dangerous work.

Und …

You don’t do it to defend anyone, you don’t do it to protect anyone, you don’t do it for brownie points – you do it because you’re in the position to do it and because it’s the decent thing to do.

Und wenn nur fuenf Prozent aller Leute den ueblichen Propagandabullshit NICHT unwidersprochen im Raum stehen lassen, dann wuerde das bedeuten, dass

 […] most groups of 20 or more would have at least one person we could count on to speak up.

Und nach vier Beitraegen kann ich auch endlich zum Abschluss kommen.

Our individual actions are weak, but they [a]re necessary, and they do add up. We just do our part, put in our hours, and slowly sculpt our communities into better places.

Und ganz genau deswegen hacke ich immer und immer wieder auf all diesen Themen rum.

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