Archive for the ‘Religion’ Category

Neulich stolperte ich (mal wieder) ueber etwas aus der Bibel. Naemlich das was im 1. Buch Samuel 8:10-20 steht:

10 Und Samuel sagte alle Worte des HERRN dem Volk, das von ihm einen König forderte,
11 und sprach: Das wird des Königs Recht sein, der über euch herrschen wird: Eure Söhne wird er nehmen zu seinem Wagen und zu Reitern, und daß sie vor seinem Wagen her laufen,
12 und zu Hauptleuten über tausend und über fünfzig und zu Ackerleuten, die ihm seinen Acker bauen, und zu Schnittern in seiner Ernte, und daß sie seine Kriegswaffen und was zu seinen Wagen gehört, machen.
13 Eure Töchter aber wird er nehmen, daß sie Salbenbereiterinnen, Köchinnen und Bäckerinnen seien.
14 Eure besten Äcker und Weinberge und Ölgärten wird er nehmen und seinen Knechten geben.
15 Dazu von eurer Saat und euren Weinbergen wird er den Zehnten nehmen und seinen Kämmerern und Knechten geben.
16 Und eure Knechte und Mägde und eure schönsten Jünglinge und eure Esel wird er nehmen und seine Geschäfte damit ausrichten.
17 Von euren Herden wird er den Zehnten nehmen, und ihr müßt seine Knechte sein.
18 Wenn ihr dann schreien werdet zu der Zeit über euren König, den ihr euch erwählt habt, so wird der HERR zu derselben Zeit euch nicht erhören.
19 Aber das Volk weigerte sich, zu gehorchen der Stimme Samuels, und sprachen: Mitnichten, sondern es soll ein König über uns sein,
20 daß wir auch seien wie alle Heiden, daß uns unser König richte und vor uns her ausziehe und unsere Kriege führe.

Tja … daran hat sich in den paar tausend Jahren seit diesen Begebenheiten leider wenig geaendert :(

Und ihr, meine lieben Leserinnen und Leser, beachtet bitte auch das nicht fett gedruckte im letzten Satz. Samuel haette bestimmt gern gesehen, dass das Volk keinem Kønig folgt. Aber er wollte schon, dass sie dem gehorchten, was er sprach. Mhmmmmm … … … also so richtig von selber denken wollte er das Volk auch nicht lassen.

Aber stimmt ja schon … das hørt sich schon ’n bisschen gruselig an …

„Vox Populi, Vox Rindvieh“ wird ja auch heute immer noch gerne von Intellektuellen (und Solchen  die sich dafuer halten) fuer die Rechtfertigung einer parlamentarischen Demokratie hingestellt.
Und so ganz Unrecht haben diese Leute damit ja auch nicht … siehe das Zitat oben.

So ganz Recht haben sie aber auch nicht.

Und nu?

Ich weisz es nicht … ich hatte fuer diesen Artikel nur den Aufhaenger und habe dann einfach so vor mich hingeschrieben … und landete mal wieder bei meinem neuen Lieblingsthema: „Die Nicht-Existenz der unter allen Umstaenden 100-prozentigen absolut wahren Wahrheit“ … deswegen sei an dieser Stelle Schluss :)

… aber eine Serie von Artikeln ueber Machiavelli und seine Zeit brachten mich auf die Idee fuer diesen Beitrag. …

Mist! … nun faellt mir keine Ueberleitung ein. Deswegen møchte ich euch, meinen lieben Leserinnen und Leser, an dieser Stelle ganz unelegant das Lesen dieser Serie ans Herz legen. Im Ganzen ist die zwar etwas laenger als die uebliche Internetkost, aber es passiert sehr selten, dass ich ausgedruckte Artikel ueberhaupt nicht mehr weglegen mag und die im Bett weiterlese. Ich kann mich nicht erinnern, dass mir Geschichte jemals so spannend und interessant praesentiert wurde.

Aber darum ging es mir nur zur Haelfte. Der eigentliche Grund fuer diesen Artikel kommt in einem Zitat aus dem letzten Teil der oben verlinkten Serie am Besten zum Ausdruck:

[…] whether you answer “No,” “Yes,” “Maybe,” or “Sort-of,” the question of whether or not there is a divine force […] governing the cosmos, your answer has an enormous impact on your everyday actions, decision-making, ethics, attitudes toward law and government, and every other corner of the human condition.

Bitte wie? Selbst wenn man Atheist ist, ist der Hintergrund der Antwort auf diese Frage so fundamental bestimmend fuer das ganz persønliche Leben? Das haette ich so jetzt nicht gedacht fuehlt sich erstmal nicht so an. Aber es stimmt …

[…] if tomorrow you encountered irrefutable proof that the answer to the question was the opposite of what you had hitherto believed, your life and actions thenceforth would be radically different.

Und genau deswegen liesz mich dieser Themenkomplex im Unterbewussten nie so richtig los. Bis ich vor einigen Jahren weit genug war, sodass ich eine konsistente, wenn auch persønliche, Antwort aus dem Dilemma fand.

Darueber liesz ich mich an einem meiner Geburtstage mal etwas laenger aus.

Und aus dem selben Grund irritieren mich auf einer intellektuellen Ebene Atheisten, die nicht ganz spezifisch in irgendwelchen Buechern Beschriebene,  sondern allgemein alle „Gøttinnen“ und „Gøtter“ (und natuerlich auch nicht-, trans, multi- und was-weisz-ich-geschlechtliche  Ueberwesen) ablehnen. Denn wenn man innerhalb des logischen Rahmens besager Atheisten eine Beweis erbringt, dass die Schluesse ganz anders sind, dann muessten diese Personen die ueberzeugtesten Glaeubigen werden. … Ted Chiang (der Autor hinter der urspruenglichen Geschichte zum Film „Arrival„) hat eine ganz wunderbare und absolut lesenswerte (Beides sind eigentlich alle (!) seiner Kurzgeschichten) Variation zu diesem Thema geschrieben. Aber ich schweife ab.

Die Sache mit „was mache ich, wenn alles ganz anders ist“,  war im Wesentlichen das besagte Dilemma fuer mich und ich løste es auf die beschriebene Art und Weise: derartige Beweise als nicht unter die Praemissen meiner Løsung fallend deklarieren und weiterhin ganz konsistent in einer Welt einem Universum ohne uebernatuerliche Wesen fortexistieren.
Falls wahr, waeren die praktischen Auswirkungen solcher Beweise natuerlich fundamental (siehe Zitat), aber wuerden nichts an meiner Einstellung bzgl. einer „Gøttin“ (oder dergleichen) aendern.

Ich find das toll, dass ich eine geschlossene und wasserdichte Auffassung zu diesem Thema habe. Fuehlt sich gut an :) .

… als ich.

Einen wichtigen Teil ueber den ich ich mich hier lang und breit ausliesz, fasst Noam Chomsky kurz zusammen:

…if you ask me whether or not I’m an atheist, I wouldn’t even answer. I would first want an explanation of what it is that I’m supposed not to believe in, and I’ve never seen an explanation.

… war ja bekanntermaszen mal ’n Baby. Da fragte ich mich neulich, ob er sich waehrend seiner Pubertaet auch mit seinen Eltern gestritten hat und ob er aus Trotz und jugendlicher Rebellion wegen mal ’ne Weile Atheist oder (starker … tihihihi) Agnostiker war.  Wobei ich ja Letzteres witziger faende. Als Atheist lehnt man ja nur die „Beweise“ fuer Gott ab; Atheisten muessten, wenn sie konsequent waeren, nach eigener Logik einen Gott anerkennen, wenn die Beweise dafuer stark genug waeren. Das ist auch (der hauptsaechliche Grund, warum ich kein Atheist bin). Waehrend man als (starker) Agnostiker eine „Gotteserfahrung“ grundsaetzlich nicht anerkennt. … Tihihihi … ein jugendlicher Jesus, der jeden Tag mit seinem Vater spricht und dann eine Gotteserfahrung nicht anerkennt … jup … hørt sich an wie Pubertaet … Tihihihi.

Diese Idee wurde mir gegeben vom jungen Mann, der bei mir wohnt … also nicht das mit dem Agnostiker, aber dass Jesus ja auch mal in der Pubertaet gewesen sein muss.

Wenige Wochen spaeter stellte sich heraus, Walter Moers diese Idee bereits in „Jesus total“ umsetzte. Ueberhaupt ist dieses Buch absolut empfehlenswert fuer 10-jaehrige! Und mindestens genauso wertvoll fuer die praepubertaere Entwicklung sind meiner Meinung auch die „Adolf – Ich bin wieder da“ Geschichten vom selben Autor.

Und da ich gerade dabei bin, aber mir nicht so richtig einfaellt, wie ich das in einen eigenen Eintrag packen kønnte, møchte ich an dieser Stelle auf den Artikel „Statistical inquiries into the efficacy of prayer“ von Francis Galton im Fortnightly Review vol. 12, Seiten. 125-35, 1872 hinweisen (hier ein Nachdruck in einem modernen Journal). Galton praesentiert dort seine wissenschaftlichen Untersuchungen und Ueberlegungen bzgl. der Wirksamkeit von Gebeten und ich dachte mir, dass das euch, meine lieben Leserinnen und Leser mglw. interessieren kønnte.

Das ist im neuen Testament.

Und da steht in meiner Bibel:

Da spricht Jesus zu ihm: Stecke dein Schwert wieder an seinen Ort; denn alle, die das Schwert nehmen, werden durchs Schwert umkommen.

Vermutlich gar eine der Bibelstellen, denen auch Nichtchristen zustimmen werden.

Aber soweit ist das nichts Neues.

Neulich aber so, nichts Schlimmes ahnend: Jesus war ja wohl Zimmermann. Und er ist ja gestorben, weil er an ein Stueck Holz genagelt wurde. … .oO(mhm … da sage mal nochmal jemand, dass sein Vater keinen Sinn fuer Humor hat *gg*)

In „Abreißen statt offenbaren“ stellt Dietmar Dath das Testament des Jean Meslier vor.

Dietmar meint, das es die

wichtigste und literarisch beste Quellenschrift aller kritischen, negativen Leistungen der europäischen Vernunft

ist.

Mit „der europaeischen Vernunft“ meint er all jene Philosophen, welche die Vernunft als das Høchste ansahen und die der Reihe nach mit „Gottesbeweisen“ und Rechtfertigungen der Religion gekommen sind. Am Bekanntesten duerften wohl Descartes und Kant sein.

Meslier schreibt:

Die Weisen […] wagen es nicht, offen zu sagen, was sie denken, und es ist diesem feigen und furchtsamen Schweigen zu verdanken, daß alle die Irrtümer […] und alle die Mißstände, von denen ich geredet habe, sich auf der Welt behaupten und sich jeden Tag noch vervielfältigen können, wie wir es sehen.

Nochmals auf Kant zurueck kommend, ist zu bedenken, dass er NACH der Schrift Mesliers den oben genannten, der Vernunft widersprechenden Unsinn von sich gab. Ein weiterer Grund, warum ich nicht so besonders viel von ihm halte. Trotz seiner anderen Leistungen.

Aber es soll hier nicht um Kant gehen. Sondern um das, was Meslier schrieb. Lest ihr, meine lieben Leserinnen und Leser, euch das Zitat von ihm nochmals durch; dann ist das was ich als naechstes schreibe sinnvoller.

… … …

Zeit zum nochmaligen Lesen des Zitats.

… … …

Was Meslier schreibt, ist erschreckend einfach auf unsere heutige Zeit anzuwenden.

Die Weisen kann man mit den sog. „Technikern“ gleich setzen. Jene, die sich nicht trauen auch mal ueber die negativen Aspekte ihrer Arbeit zu reden, weil es ja dann immer gleich „technikfeindlich“ heiszen kønnte. Oder weil die „interessanten Probleme“ dann auf einmal einen ethisch/moralischen Konflikt herbeifuehren kønnten.

Eines von zahlreichen Beispielen waere das technisch und intellektuell sicherlich interessante PRISM-Programm.

Andere mag der geneigte Leser sich selbst ueberlegen.

Jacob Bronowski schrieb, auf Auschwitz Bezug nehmend:

Look for yourself. This is the concentration camp and crematorium at Auschwitz. This is where people were turned into numbers. Into this pond were flushed the ashes of some four million people. And that was not done by gas. It was done by arrogance, it was done by dogma, it was done by ignorance. When people believe that they have absolute knowledge, with no test in reality, this is how they behave. This is what men do when they aspire to the knowledge of gods.

 

… dieses Zitat:

We should have taught them to question authority.

Das ist aus diesem Artikel und ganz neu ist das ja nicht. Deswegen die Einordnung des Beitrages in diese drei Kategorien.

Ueberhaupt war das Einordnen dieses Zitats nicht ganz leicht fuer mich. Ist das Zitierte doch ein wesentlicher (gar bestimmender) Bestandteil meiner Weltanschauung.
Aber der erwaehnte Artikel passt im auch ganz fantastisch zu der beim letzten Mal erwaehnten Problematik. Deswegen erscheint er hier.

Groszzuegiges Girokonto

666

Dies ist mein sechshundertsechsundsechzigster Beitrag.

Zum ueblichen, in unserer Hemisphaere weit verbreiteten, Aberglauben sag ich mal nix weiter.

Mehr (aber positiver) Aberglaube: in China ist dies eine Glueckszahl und kann die Bedeutung von „everything goes smoothly“ haben.

Mehr Fakten: Das haeufigste Kohlenstoffisotop – C-12 – besteht aus 6 Protonen, 6 Neutronen und 6 Elektronen. Wir erinnern uns: C-12 ist die Basis allen Lebens! Ich finde dies ganz besonders interessant im Zusammenhang mit dem oben erwaehnten, uns allen bekannten, Aberglauben. Wenn die 666 als bøse und negativ eingestuft wird, dann kann man ja C-12 nicht so richtig toll finden. Oder warte. Mglw. kann man das schon. Aberglaube aller Couleur haben ja die fantastische „Eigenschaft“ sich die Fakten so zurecht zu biegen, dass es passt. Na da wuerde mich ja mal die Erklaerung interessieren.

Zum Abschluss noch ein Informationsbit: in DCLXVI kommen alle rømischen Zahlsymbole mit einem Wert von weniger als 1000 genau ein Mal in absteigender Reihenfolge vor. Toll wa!

Schon eine sehr interessante Zahl.

So ca. in 2012 (vermutlich aber schon frueher), stolperte ich durch einen gluecklichen Zufall ueber die Examensarbeit Albert Almerings mit dem Titel „SF im Allgemeinen und Lem im Besonderen„.
Jetzt schaffte ich es auch endlich mal, diese zu lesen und ich komme nicht umhin daraus zu zitieren. Ist doch gerade die SF ein Tummelplatz von Ideen.

Ohne weitere Worte, mit Bezug auf die eine der Kategorien dieses Beitrages, dann auch gleich das erste Zitat:

[…] Lem, der sich als Atheist weniger über den Glauben an die Existenz/Nichtexistenz Gottes definiert, als in der Ablehnung einer Einschränkung der Vernunft durch Dogmen.

Das finde ich ganz wichtig hier mal so deutlich und in so klaren Worten stehen zu haben. Denn das wurde ja bspw. bereits hier ein bisschen angesprochen.

Das erinnert mich daran, dass ich mich mal endlich an den Artikel setzen muss, warum ich Atheisten (die Allgemeinen, nicht die im Lemschen Sinne) fuer genauso unvernuenftig halte wie all diejenigen, die an antropomorphe, unser Leben/Universum beeinflussende Hirngespinste glauben.