Archive for the ‘Menschen’ Category

Verweisend auf einige in diesem Artikel geaeuszerten Meinungenen (bspw. dass wir mehr Zeit nicht arbeitend verbringen sollten), møchte ich euch, meinen lieben Leserinnen und Lesern diese Schlagzeile der Trondheimschen Lokalzeitung praesentieren:

Fredadg er fridag

Grobe Uebersetzung: Freitag ist frei-Tag. – Das Arbeitsleben veraendert sich und immer mehr machen „ovale“ Wochenenden. An Freitagen ist die Buerolandschaft halb leer und viel Platz in der Kantine. Und das ist vøllig ok sagen Arbeidslebensforscher.

Da kønnte ich jetzt viel zu schreiben. Bspw. bzgl. Solidaritaet. Oder politischem Willen zum Ausgleich zwischen Arm und Reich. Dtsch. Arbeits“moral“ und andere Propaganda. Aber das kennt ihr, meine lieben Leserinnen und Leser, ja schon alles. Deswegen lasse ich diesmal die Schlagzeile fuer sich sprechen.

… und ziemlich genau 2 Monaten (also gestern), kam ich zum allerersten Mal in eine Fahrkartenkontrolle.

Ein einzige Fahrkartenkontrolleur machte die. Dieser war ausgesprochen høflich und wirkte nicht bedrohlich.

Schon toll dieses Norwegen.

Wir wir (das koenigliche) und ihr alle ja wisst, bin ich von einem Land, in dem der Bolschewismus mit dem Kommunismus verwechselt wird und im permanenten Schreckzustand der durch diese Verwechslung entsteht alles gleich noch mit dem Sozialismus vermischt wird, damit man nur ein einziges Schreckgespenstwort braucht welches unreflektiert immer und immer wieder gebraucht werden kann, wenn „den Leuten“ die Argumente ausgehen, ins schoene Norwegen gezogen. Und wie ihr alle wisst war ein schwerwiegender Grund, dass ich dieses unreflektierte Schlechtmachen aller sog. linken bzw. liberalen Gedanken mindestens scheinheilig, gewiss dumm und einfach nur noch zum kotzen fand.

Hier in Norwegen ist das etwas anders.

Es gibt die sozialistischen Parteien und es gibt die buergerlichen Parteien. Und „sozialistisch“ hat hier vor allem eben den sozialen Hintergrund, ohne diese extremen, unreflektierten und unberechtigten negativen Konnotationen.

Und nun komme ich im Weiteren zu dem bereits angekuendigtem Arbeitsprogramm der Partei die ich waehlte.

Ich waehlte aus voller Ueberzeugung und mit Freude jene Partei die so rot ist, dass sie sich auch so nennen – Rødt.

Rødt ist nur sehr schlecht mit Die Linke in Dtschl. zu vergleichen! Waehrend letztere Partei ja eigentlich sowas wie die SPD vor Schroeder ist, in den allermeisten ihrer Forderungen (also mitnichten links sondern eigentlich die einzige uebriggebliebene Partei der sog. „Mitte“ ist), ist Rødt tatsaechlich links. Das sieht man auch an den Antworten auf die Frage der Zeitung „Klassekampen“ wie die Waehler bestimmter Parteien sich denn platzieren wuerden im politischen Spektrum. Waehrend die Waehler der meisten Parteien sich irgendwie nicht so richtig entscheiden koennen und alle mehr oder weniger irgendwie zwischen Links, Mitte und Rechts rumeieren sind die Rødt-Waehler ueberzeugte Linke wie diese Visualisierung besagter Umfrage zeigt (rot = links, gruen = Mitte, blau = rechts):

Jup, die mit dem Stern sind Rødt … und Sterne … da steh ich ganz besonders drauf (wie alle wissen sollten die den Abschluss meiner Dissertation gelesen haben).

Trotz meiner (politischen) Sozialisierung in Dtschl. in dem alles Linke und/oder Rote ja grundsaetzlich als schlecht hingestellt wird, waehlte ich also (die jeweiligen Bezugssysteme in Betracht ziehend kann man sogar sagen: zum wiederholten Male) ganz weit links.

„Natuerlich“ war diese Entscheidung aber auch fuer mich nicht. Vor allem besagter Sozialisierung wegen, denn niemand moechte ja als „das sozialistische Schreckgespenst“ dastehen in Diskussionen mit Deutschen. Trotz schon immer vorhandener latenter Tendenzen zu Rødt zog ich es deswegen ernsthaft in Betracht eine nicht ganz so linke Partei zu waehlen. Insbesondere das SV-Motto und Wahlprogramm fand ich sehr ansprechend. (SV steht im uebrigen fuer „sosialistisk venstre“ – die sozialistische Linke also … wie gesagt … ein ganz normaler Begriff hier in Norwegen.) Aber dann fing ich an das viele Seiten dicke Arbeitsprogramm von Rødt zu lesen. Bereits nach nur wenigen Abschnitten (so ungefaehr auf Seite 2 wenn ich micht richtig erinnere) wurde mir sehr bewusst, dass die GENAU das wollen, was ich auch immer „predige“ (JA, predige! Denn bei allem was ich sage zieht ja nie einer irgendwie ernsthaft in Betracht, dass das die Wahrheit sein koennte – wie beim Prediger in der Kirche eben). Da wurde mir (mal wieder) bewusst, dass ich aus voller Ueberzeugung LINKS bin. Nach allem was ich weisz, bin ich sogar der am weitesten politisch links Stehende in meinem sozialen Umfeld (der auch dazu steht). Nach dieser (wiederholten) Epiphanie (damals bei der Wahlentscheidung fuer Die Linke zur letzten Bundestagswahl hatte ich die erste „Offenbarung“) entschloss ich mich dann sofort Rødt zu waehle – und tat dies auch.

Damit wuerde ich die mir von der dtsch. Gesellschaft aufgezwungene (politische) Sozialisierung gluecklicherweise als (im Nachhinein) gescheitert ansehen.

Drei Geschichten … die erste ist vom Herrn Martin Schmidt (und sinngemaesz, denn ich bekomme den genauen Wortlaut nicht mehr zusammen):

Eines Tages erhielt er einen Brief (aus Norwegen) in dem er aufgefordert wurde „den Rest der Versandkosten“ (ca. 70 NOK [wenn ich mich richtig erinnere]) zu bezahlen. Er denkt sich nichts weiter bei, denn er bezahlt seine Rechnungen immer vollstaendig und nicht nur partiell. Einige Zeit spaeter kommt ein weiterer Brief mit der selben Aufforderung, und dazu noch ca. 100 NOK Mahngebuehren. Daraufhin schreibt er dieser Firma, dass es sich um eine Verwechslung handeln muss. Es stellt sich heraus, dass der Herr Martin Schmidt (und ich bitte ihn dies in den Kommentaren richtig zu stellen falls ich jetzt luege) bei dieser Firma tatsaechlich noch Versandgebuehren ausstehen hat, was allerdings auf einen Computerfehler o.ae. zurueckzufuehren sein muss (was vermutlich keiner mehr richtig rekonstruieren kann). Die Antwort der Firma war dann: „Wir glauben Ihnen und erlassen Ihnen die Versandgebuehren und auch die Mahngebuehren muessen sie dann natuerlich nicht bezahlen“ … typisch norwegisch eben: Ruhe bewahren ist erste Buergerpflicht

Geschichte Nummer zwei ist erst heute passiert … und zwar mir:

Wir haben Holz bestellt … 16 Saecke feines Birkenholz, 8 Saecke mit 30 cm langen Stuecken und 8 Saecke mit 40 cm langen Stuecken … der Lieferant sollte gestern ca. halb fuenf hier auftauchen … das tat er nicht … ich dachte er haette uns vergessen (heute stellte sich heraus, er ist mit dem LKW einfach nicht um die Ecke gekommen) … also frage ich heute ganz hoeflich per SMS ob er denn heute rum kommt … das tat er dann auch … und als kleine Wiedergutmachung, erhielten wir noch einen Sack Holz gratis dazu (im Wert von 60 NOK) … typisch norwegisch eben: der Kunde ist  Koenig

Bei Geschichte Nummer drei war ich selber der „Handelnde“ … hehe … im wahrsten Sinne des Wortes sogar:

Neulich wollte ich zwei etwas schwerere Briefe nach Dtschl. schicken … eine normale Briefmarke waere also nicht genug gewesen … die Briefmarke die ich haette zahlen muessen haette 14 NOK gekostet, in dem Geschaeft in dem ich die Briefmarken erwerben wollte, hatten sie aber zu dem Zeitpunkt nur Briefmarken im Wert von 15 NOK und 50 Øre (das Geschaeft hatte gerade erst auf gemacht und sicherlich noch keine frische Ladung Briefmarken erhalten) … da ich aber rundum zufrieden bin in diesem wunderbaren Land mit seinen tollen Buergern, dachte ich mir: „was soll’s … Geld brennt“ … (ich hoffe) typisch norwegisch eben: gerne in diesem Staate leben und durch sein Verhalten dafuer sorgen, dass die Mitbuerger dies auch gerne tun … oder anders: am Staate partizipieren … denn so einfach kann das sein.

Sport ist hier ein deutlich haeufigeres Hobbie als bei den Leuten in Dtschl. Ueberall wird gejoggt, oder Ski gefahren. Parkplaetze fuer Autos gibt es an der Uni nur sehr sehr wenige (es sei denn es steht hier irgendwo ein unterirdisches Parkhaus, welches ich bisher einfach noch nicht entdeckt habe), dafuer gibt es aber um so mehr Fahrradparkplaetze (und bei den Fahrradparkplaetzen Hinweisschilder wo weitere Fahrradparkplaetze zu finden sind). Aber bewusst wurde mir dies erst gestern, als ich mal ausnahmsweise einen Fahrstuhl benutzen musste. Darin fand ich (thematisch sehr passend) naemlich den Hinweiszettel auf den zwei mal woechentlich stattfindenden Treppen-Trimm-Dich-Lauf:

Ich mag sie sehr diese Norweger. Und im moment tendiere ich schon wieder sehr dahin, in durchaus absehbarer Zukunft die norwegische Staatsbuergerschaft anzunehmen (so sie mich denn aufnehmen wollen).

stellte ich bereits vor einigen (mittlerweile vielen) Tagen fest … so ungefaehr in der dritten Woche die ich hier war … dass ich zum ersten Mal in meinem Leben mit der Gesamtsituation zufrieden bin :). Frueher war ich nicht unzufrieden … ich mochte meine Studiensituation sehr, auch waehrend meiner Doktorarbeit war das groesztenteils so … Privat war es meistens echt toll (spaetestens ab 2005) … nur eben hab ich mich nie so gefuehlt, als ob ich irgendwo angekommen waere … nie zu Hause … nicht getrieben, aber eben nicht mit der Gesamtsituation zufrieden … das ist nun anders … rationale Gruende dafuer? … nun ja … dafuer gibt es ja den Blog … so nach und nach kann ich das hoffentlich explizit machen und das Rundumwohlfuehlgefuehl fuer euch in Worte packen … vermutlich erklaert das auch, warum ich noch kein bisschen „Heimweh“ habe (warum auch, schlieszlich bin ich ja zu Hause und die Heimat ist da wo das Herz ist) … vom Brot vielleicht mal abgesehen … und bereits jetzt die (Weihnachts)Reise nach Dtschl. eben nur „woanders zu Besuch“ ist und keine „Rueckkehr in die Heimat“ …

Hinzu kommt (oder dazu bei traegt) (und das fiel mir in der letzten Woche auf), dass ich zum ersten Mal in meinem Leben mit meinem Jobb zufrieden und gluecklich bin … mit meiner Arbeit war ich auch frueher zufrieden, nur eben meistens nicht mit dem (Arbeits)“Umfeld“ in das nicht nur die Kollegen fallen sondern auch ganz allgemeine (Arbeits)Bedingungen welche hier auch zum Teil schon angesprochen wurden.

Die Namen fuer heute:

Terje und Jarle

Bereits vor einiger Zeit war ich auf dem Einweihungsfest einer Kollegin. (Fast) allesamt waren juenger als ich und von den ca. 12 Leuten die da waren, waren alle Kletterer und 6 waren (wie selbstverstaendlich) verheiratet (zum Teil miteinander). Trotzdem ich eigentlich nur blablabla bil bla bla blablabla innkjøper bla bla blubb klatring bla blaaaauswusf verstand, kam ich mit einem davon naeher ins Gespraech (das war der Eine der (etwas) aelter war als ich) … das war nicht schwer, denn er war vor nicht all zu langer Zeit Papa geworden und auf die Frage wie viele Kinder er (und seine Frau) denn haben moechte(n) kam (wie selbstverstaendlich) die Antwort

drei

Die Gastgeber erhielten eine Postkarte, auf der diese beiden (als Strichmaennchen) abgebildet waren und zwischen ihnen (wie selbstverstaendlich) ein kleines (Strichmaennchen)Kind gemalt war. Keiner war peinlich beruehrt, keiner fragte „Wie alt seid ihr denn“ … es ist eben normal hier Verantwortung zu uebernehmen.

Aber nun etwas komplett anderes:

Die Idee geistert mir schon laenger (seit dem ersten Tag den ich an der Uni bin … also meinem zweiten Tag hier) durch den Kopf, aber bisher fand ich einfach keine Kleinigkeit fuer den Gewinner … dieser Umstand aenderte sich gestern (glaub ich … oder vorgestern) als ich mal wieder gezielt auf der gar vorzueglichen, vor nuetzlichen, interessanten und spannenden Informationen rund um Norwegen und (natuerlich) exzellenten, ohne dabei so klickibunti, nichtssagend und nichtsfindend zu sein wie die typischen Schwedenseiten, Seite des Herrn Martin Schmidt unterwegs war … deswegen faengt heute mein Gewinnspiel an. Der Gewinner erhaelt eine Kleinigkeit, wobei die Gewinnmodalitaeten erst zum Ende offenbart werden um ein moeglichst unverfaelschtes Ergebniss zu erhalten (um hier nicht direkt sagen zu muessen, dass ihr meine Versuchskaninchen seid) … oder mit anderen Worten: der Rechtsweg ist ausgeschlossen … was wiederum (mehr oder weniger) bedeutet, dass ich den Gewinner auch auswuerfeln koennte, aber keine Sorge, es wird alles mit rechten Dingen zugehen … der Herr Martin Schmidt ist ueber alles informiert (auch ueber die Siegbedingungen) und wacht ueber den korrekten Ablauf … womit er natuerlich von der Teilnahme ausgeschlossen ist … ach ja er versendet dann auch das Paket direkt an den Gewinner, denn das waere ja albern, das erst hierher zu schicken …

Und darum geht es:

Ich schreibe ab sofort unter jeden Beitrag einen oder mehrere norwegische Vornamen und ihr sollt dann zu jedem der Namen erraten ob der Namenstraeger die kleineren Gameten oder die groesseren Gameten produziert. Wer Namenslisten konsultiert kann sich sicher sein, dass er (oder sie) nix gewinnt … dass das gewaehrleistet ist => siehe Gewinnmodalitaeten :P … die Antworten bitte in die Kommentare (wer das nicht will, einfach Mail an mich) und nicht vergessen, es gibt was zu gewinnen … ach ja … damit ihr nicht immer den ganzen Unsinn den ich schreibe lesen muesst, stehen die Namen (fast) immer am Ende eines jeden Beitrags.

Um eure unbaendige Freude und Anspannung gerecht zu werden, kulminiert meine kleine Rede in der Bekanntgabe der ersten beiden Namen:

Gunnhild und Torodd

Ach ja … wo ich vorhin gerade dabei war:

Zwei Schweden finden einen Spiegel. Der eine schaut hinein und sagt:

„Ihn dort hab ich vorher schon mal gesehen!“

Da nimmt der andere den Spiegel und sagt

„Idiot! Das bin doch ich!“

tun sich die Leute hier (wie bereits vormals geschrieben). Zwei Beispiele:

  • An der Tankstelle kaufte ich Grillanzuender und die waren anscheinend nicht im (Scanner)System gespeichert (passiert hier oefter) und der Verkaeufer hatte den Preis auch nicht im Kopf. Da fragte er mich, wie teuer das denn waere. Daraufhin ging ich zum Regal zurueck, schaute auf das Preisschild, nannte ihm Selbigen und er tippte den in die Kasse ein, ohne das nochmal zu kontrollieren.
  • Brief der Energiewerke: „Teilen Sie uns bitte ihren Zaehlerstand mit, damit wir Ihren Stromverbrauch abschaetzen koennen.“ Vielleicht kommt ja noch ’n Kontrolleur zur Jahresendabrechnung, aber so viel Eigenverantwortlichkeit diesbezueglich verwirrte mein auf „Schema F“ sozialisiertes Gehirn doch zunaechst etwas.

Peter war in dem Lebensabschnitt in dem Juliane und ich uns zur Zeit befinden fuer uns einer der wichtigsten und bedeutendsten Menschen. Nicht nur hat er uns beide in einer wunderschoenen Zeremonie vermaehlt, sondern er ist auch Schuld daran, dass wir nach Norwegen gegangen sind. Er war so begeistert von diesem Land und den Norwegern, dass er alles in Deutschland verkaufen und hier herziehen wollte, sobald er Rentner geworden waere. Und jetzt wo ich ein paar Tage hier bin, weiss ich, dass er hier mit seiner lebensbejahenden und -frohen Art sehr gut hergepasst haette.

In seinen Geschichten aus Norwegen waren es mehr die kleinen Dinge, solche die einfach mal so eben in den Nebensaetzen erwaehnt werden, die mich dazu gebracht haben mich soweit mit Norwegen, der norwegischen Kultur und der norwegischen Gesellschaft zu beschaeftigen, sodass ich es als das Land erkennen konnte, in dem ich mit meiner Familie leben und meine Kinder aufwachsen sehen moechte.

Ohne es zu wissen versuchte ich ihn einen Tag nach seinem Tod zu erreichen, weil ich mich gern vor meiner Abreise noch einmal mit ihm getroffen haette. Wenigstens konnte wir ihm, als wir uns mit ihm an unserem ersten Hochzeitstag getroffen haben, noch von unseren damals bereits relativ weit fortgeschrittenen Plaenen erzaehlen; er fand es grossartig und war hellauf begeistert.

Peter, du wirst immer ein wichtiger Teil unserer Geschichte und unserer Geschichten sein!