Archive for the ‘Lesen’ Category

Es wird so oft in einigen Teilen „meiner Kreise“, immer auch etwas abschaetzig, rueckstaendig und unmodern meinend, als „totes Holz“ bezeichnet. Sei’s drum.

Das Buch ist aber nicht nur Lesestoff oder Informationsquelle. Durch das Umblättern der Seiten, den teilweise muffigen Geruch alter Bücher, das Wissen darum, wie viele Jahre so ein Werk bereits überdauert hat, wird das Lesen zu einem Erlebnis für alle Sinne.

keine Zeitung lesen

(via)

Ist zwar bzgl. des US-amerikanischen „Medienmarktes“ gemacht worden, aber passt auch ganz gut fuer den unsrigen.

Und es scheint zu funktionieren. Dadurch dass ich keine Zeitungen lese und kein normales TV schaue, scheine ich genuegend Kapazitaeten frei zu haben um mich ueber die Dinge auf der linken Seite der Liste zu informieren. Zu allen Punkten dort hab ich schonmal was gelesen. Zu einigen kønnte ich gar aus dem Stand kurze Vortraege halten.

Wenn man das aber so alles auf einmal liest, macht das einen recht verzweifelten Eindruck und die Liste kønnte natuerlich noch viel laenger sein. Aber darueber liest man ja nicht alles auf einmal. Man hat ja ein paar Jahre Zeit dafuer.

Eine interessante Frage, die nicht in den ersten Beitrag dieser Kategorie passte. Bzw. hatte ich dies am Ende des Artikels mit eingeplant, entschied mich dann aber, es in einen separaten Beitrag zu packen.

Manchmal denke ich, dass ich nicht genug lese.

Bspw. wenn ich Artikel in Zeitschriften ueberblaetter oder Buecher wieder und wieder auf die lange Bank schiebe.

Oder wenn ich mich absichtlich meistens nicht fuer „tagesaktuelle Politik“ interessiere oder beschliesze eine Zeitschrift in Zukunft nicht mehr zu lesen, trotzdem ich immer recht viel Information aus dieser Lektuere gezogen habe.

Und natuerlich, wenn ich mich wieder mal doch dafuer entscheide, gewisse „Klassiker“ nicht lesen zu wollen.

Insb. Letzteres ist sehr schade, da mir doch aesthetische Erlebnisse dadurch verlorgen gehen.

Aber nun ja, manchmal (*hust* oft) habe ich auch einfach mal das Beduerfnis wie eine faulende Kartoffel auf der Couch zu liegen und zum elften Mal Diablo III durchzuzocken … .oO(verdammt … diese drei Achievements will ich noch haben).

Und die Artikel auf meinem Weblog wollen ja auch geschrieben werden ;) .

Ich gebe ja nicht so oft wirkliche Lesempfehlungen. Ich hoffe immer nur, dass den Links gefolgt und das dort Geschriebene auch gelesen wird.

Auf richtig gute und wirklich lesenswerte Interviews stosze ich so selten. Deswegen møchte ich an dieser Stelle eins der besten Interviews die ich bisher las empfehlen. (Ein anderes empfahl ich an dieser Stelle.)

Es handelt sich um ein Gespraech mit einem meiner Lieblingsautoren: „Kurt Vonnegut, The Art of Fiction No. 64

„Wir netzaffinen Buerger“ … haben da mit „unserer“ Meinung „freie Information und freies Wissen fuer alle“ da einen gewissen Standpunkt. Und ganz im Allgemeinen sind Buchdigitalisierungsprojekte und das frei zugaenglich Machen dieser Buecher zu begrueszen.

Aber „wir“ vergessen so gerne einen wichtigen Standpunkt.

Until authors secured their own copyright, their fate was in the hands of benevolent or not so benevolent institutions—the church, the aristocracy, the university, the ruling party, the printing house. Autonomous copyright allows authors to benefit directly from their creative labor; it also removes powerful instruments of censorship, and it makes readers, as opposed to political agencies, the nourishers of the work they value.

Es ist naemlich leider so, dass die „groszen Denker“ der Geschichte abhaengig waren von guetigen Herren, die ihr Arbeiten auch finanzierten bzw. druckten. Da stellt sich natuerlich die Frage, in wie weit das dann noch wirklich frei sein kann.

Natuerlich ist zu bedenken, dass es zahrleiche Vorteile fuer eine Gesellschaft gibt, in Zeiten digitalisierter und frei zugaenglicher Buecher zu leben.

Dabei wiederum ist nicht zu vergessen, dass Onkel google das faktische Moopol auf digitalisierte Buecher hat – und Monopole, die haben den Nutzern ja schon immer geholfen, gute Preise fuer eine Ware auszuhandeln, nicht wahr; das sehen wir ja bspw. bei den wissenschaftlichen Fachzeitschriften.

Mehr dazu gibt es hier. Der Artikel ist schon etwas aelter und es sind viele Fakten geschaffen worden auf dem Gebiet.

Auf der positiven Seite denke ich da insbesondere an  Projekte von Hackern automatische Buchscanner selbst zu bauen. Damit es fuer Bibliotheken nicht so teuer wird Buecher zu scannen und diese damit nicht mehr abhaengig vom bøsen Onkel sind.

Aber ich schwoff vom eigentlichen Thema dieses Beitrages ab. Nochmal in kurz der Zweck dieses Beitrags: Copyright ist nicht nur bøse und wer etwas von Freiheit erzaehlt, sollte dies nicht vergessen.

Ich lese, andere nicht. Teilweise ist das ueberraschend, wer nicht viel liest.

Das ist natuerich sehr pauschal gesagt. Etwas praeziser: wenn ich mein Leseverhalten mit anderen Menschen in meinem sozialen Habitat vergleiche, dann lese ich ziemlich viel; und andere entsprechend ziemlich wenig.

Ich lese gern. Mal mehr, mal weniger. Aber ich gehe bspw. eigentlich niemals aus dem Haus, ohne etwas zu Lesen dabei zu haben. Das erklaert mglw. warum ich so ueberhaut kein Beduerfnis habe, mir ein Spy„Smart“phone zuzulegen; ich muss mich ja nicht von der Welt um mich herum mit Gimmicks ablenken.

Vor einer Weile fragte ich mich, wieviel und was ich denn eigtl. lese.
Hier das Resultat meiner Ueberlegungen.

– Ca. 1000 Seiten so Sachen wie das „Physik Journal“ oder das „Tekniske Ukeblad“ … also aktuelle Technik und Wissenschaft. Das hat nichts mit „beruflicher Weiterbildung“ zu tun, sondern einfach nur um diesbezueglich auf dem laufenden zu bleiben.

– Ca. 1000 Seiten ausgedruckte Seiten, weil man ja nicht immer alles gleich im Netz lesen kann. Das ist dann das, was ich ueblicherweise immer dabei habe.
Dabei handelt es sich um politisch, gesellschaftlich, philosophisch, geschichtlichen Kram, Literatur, Kunst, Studien, (fachfremde) Doktor- und Diplomarbeiten etc. pp. Das dient also der Horizonterweiterung.
Keine Sorge, ich benutze „Schmierpapier“, welches ich regelmaeszig auf Arbeit aus dem Papiermuelleimer fische, wenn ich das ausdrucke.
Die 1000 Seiten sind uebrigens die „Untergrenze“. In den letzten 3 Monaten habe ich bspw. schon ca. 1000 Seiten gelesen. Das kønnten dieses Jahr also mglw. locker eher 3000 gelesene Seiten werden.

– Ca. 1000 Seiten relevante Buecher.  Hier gilt das Gleiche und auszerdem ist das sehr schwankend; ich lese auch mal ein Buch mit 700 Seiten in einer Woche und dann monatelang nichts.
Der Begriff „relevantes Buch“ ist ungluecklich gewaehlt, mir faellt aber kein besserer ein. Nicht gemeint sind damit Buecher wie bspw. „Der Lude der Wunderhure“. Mehr Buecher wie dieses, oder jene, oder das, oder dies (nein, ich bin bei der Webseite nicht angemeldet, das geht keinen was an, was und wie ich so lese), oder jenes … ich denke meine Leserschaft erkennt, worauf ich hinaus will.

– Ca. 1000 Seiten Weblogs insb. zu politisch und gesellschaftlichen Themen. Das ist also alles das, was ich mir nicht extra ausdrucke. Ich nehme an, dass dies das normale Pensum von allen ist.
Auch dies ist die „Unterkante“. Denn eigtl. lese ich schon mehr als 3 Seiten weblogs pro Tag.

– Ca. UNBEKANNT Seiten was mich gerade beschaeftigt. Das ist ja nicht zu unterschaetzen, was man alles lernen kann, wenn man einen Urlaub plant, oder ein neues Hobby erlernt etc.

– Ca. 5000 Seiten Belletristik. Das beeinflusst das denken ja durchaus auch.

Das sind also mindestens 10.000 Seiten pro Jahr. Vermutlich eher 15.000, mglw. 20.000.
10.000 Seiten sie sich bspw. mit der „Theorie“ hinter Credit Default Swaps, antiker Kultur in Kasachstan, der Polarisierung von Gravitatsionswellen, Ideen zur Erziehung von Kindern oder den Abenteuern des Ijon Tichy beschaeftige.

Hinzu kommen ca. 200 Stunden Podcast (wieder zu politisch, gesellschaftlich, geschichtlich, technischen Themen), beim Fahrradfahren kann ich naemlich so schlecht lesen und so ist die Zeit nicht verschwendet. Aber das betrachte ich hier mal nicht weiter.

Ueberwiegend ist dies dann doch alles irgendwie Zeug, welches unter das grosze Thema „Allgemeinbildung“ faellt.

Dementsprechend beeindruckt mich ein „ich lese soundsoviele Buecher im Jahr“ dann nicht im Geringsten. Es wird naemlich viel Mist konsumiert.

Diese Nabelschau diente ausnahmsweise nicht dem Angeben a la „schaut mal her, wie toll ich bin“. Das wisst ihr, meine lieben Leserinnen und Leser ja schon laengst.

Sondern ich fragte mich, warum man ueberhaupt lesen sollte. Geht ja offensichtlich auch ohne viel lesen ganz gut.

Ein leidenschaftliches Plaedoyer fuer das Lesen findet sich hier.

Dies ist sehr speziell (auf Klassiker der Literatur konzentrierend), aber das kann man auch genereller sehen. Deswegen zitiere ich mal munter drauf los:

Seit der Renaissance war ein wichtiger Bestandteil der gehobenen Allgemeinbildung, Klassiker zu lesen.

Da stellt sich natuerlich die Frage:

Was versprach man sich davon?

Nach Meinung des Autors …

[…] kann [man] die Motive auf drei Gründe reduzieren:

1.: Propaganda:

Kenntnis des nationalen und europäischen Kulturerbes […]

2.: Elitescheisze:

Abgrenzung einer Bildungselite nach unten […]

Und 3.:

[…] die Hoffnung, durch Bildung besonders edle Charaktere zu formen.

Dazu schreibt er dann kritisch:

So schön diese Hoffnung auch war, dass der Mensch durch (klassische) Bildung edel hilfreich und gut würde, speziell die deutsche Geschichte zeigt das Gegenteil. Regelmäßige Goethe-Lektüre schloss eine SS-Mitgliedschaft ebenso wenig aus, wie eine Altphilologie-Professur das Hinausmobben jüdischer Kollegen aus deutschen Universitäten. Edle Taten fanden sich dafür ebenso bei humanistisch völlig ungebildeten Menschen. Goebbels war als Germanist ebenfalls ein großer Kenner der Klassiker.

Meine Meinung zur  „Bildungs“elite ist ja bekannt.

Deswegen sehr schøn die These des Autors:

[…] (klassische) Bildung [kann] zwar bereits vorhandene Charaktereigenschaften in Menschen beeinflussen […], sie [reicht] aber auf keinen Fall [aus], Menschen allgemein von unmoralischen Taten abzuhalten oder sie zu moralischen Taten zu motivieren.

Witzig auch:

Abgrenzung durch klassische Bildung als Statussymbol funktioniert heutzutage auch immer weniger. Im […] 21. Jahrhunderts kann man sich damit eher als jemand profilieren, der einen seltsamen Spleen hat. Goethe-Leser? Das ist aber ein originelles Hobby! Ich selbst lerne gerade Aikido…

Wie recht er hat … Zum Glueck? Oder ist es doch eher Schade, dass (Pseudo)“Elite“ sich nicht mehr so leicht „hervortun“ kann?

Mhmmm … das hørt sich ja eher alles nicht wie ein „leidenschaftliches Plaedoyer“ fuer’s lesen an. Damit nicht so offenbar wird, dass ich gerade keine Lust habe, das hier weiter auszufuehren, schreibe ich mal, dass es ja die Internet-, Medien- und Lesekompetenz førdert, wenn man Quellen selber liest und verweise meine Leserinnen und Leser auf den verlinkten Artikel. Dann wird auch klar, warum es das letztlich doch ist.

Waehrend hier vor allem der „Wissenserwerb durch Lesen“ im Vordergrund steht, so ist der aestethische Aspekt auf gar keinen Fall zu vernachlaessigen! Wobei ja bspw. Dietmar beides so wundervoll zu verknuepfen weisz *schwaerm*. Andere Autoren die ich gelesen habe und die ich insb. der Maechtigkeit ihrer sprachlichen Kunstwerke in Erinnerung habe sind bspw. John Updike und natuerlich Stanisław Lem.

Wieauchimmer, weil ich’s Lesen so toll finde, werde ich in Zukunft schøne Zitate rund um Buecher und Lesen hier wiedergeben.

Und an anderer Stelle schreibe ich mglw. mal ueber das Gegenteil. Warum man denn eigentlich meiner Meinung nach gar nicht mehr lesen zu lernen braucht.