Archive for the ‘Lesen’ Category

In diesem Artikel von John Updike stiesz ich auf das Folgende Zitat

Nach und nach wird die Bibliothek zum Symbol der Inhalte eines Geistes.

Dem wuerde ich zustimmen, auch wenn man meine paar Buecher schwerlich als Bibliothek bezeichnen kann. Aber Lem, Heinlein, Solschenizyn, Russel und auch Tolkien, Brin etc. pp. haben meine Einstellungen und Ansichten doch wesentlich gepraegt. Obwohl es sich bei den meisten von deren Buechern um Unterhaltungsliteratur handelt.
Eine andere Art der Bibliothek enthaelt die (fiktive) Person, die mich vermutlich am meisten praegte: Captain Picard. Aber auch James Bond, natuerlich Captain Sheridan, Praesident Muffley und so viele andere sind fuer meinen Geisteszustand mitverantwortlich.

Deswegen ist lesen so wichtig fuer mich, denn

Bücher [und Filme] legen unser Hirn offen und verwandeln unser Zuhause in einen denkenden Körper.

 

<kurze Pause in den Gedanken>

 

In dem verlinkten Artikel ist noch etwas anderes, was mir sooooo bekannt vorkommt:

Bücher, die darauf warten, gelesen zu werden, so verführerisch wie nicht abgeerntete Früchte, der Staub von Jahren in der Sekunde eines überraschenden Pflückens weggeblasen, der triumphale Moment, da sie ergriffen und einverleibt werden, ist endlich gekommen.

Ich habe Buecher seit ueber einem Jahrzehnt stehen, und freue mich, die irgendwann mal zu lesen :)
Das gleiche gilt natuerlich fuer die vielen noch nicht gesehenen Filme und Serien.
Und das mit dem Staub wegblasen ist uebrigens wørtlich zu nehmen … tihihi

 

Und abschlieszend sei dies noch erwaehnt:

Ihretwegen überlegen wir uns einen Ortswechsel zweimal.

Au ja … in den allermeisten Bananenkisten beim Umzug waren Buecher. Das muss ja ausbalanciert werden und darf nicht zu schwer sein. Bei ca. fuenf bis sechs Kubikmetern prall gefuellten Bananenkisten was das eine kleine planerische Herausforderung.

Buecher, Filme, andere Welten, Ideen, Fakten etc. pp. … Yippie!

Robert Musil meinte wohl:

… beinahe kein Mensch liest heute noch, jeder benützt den Schriftsteller nur, um in der Form von Zustimmung oder Ablehnung auf eine perverse Weise seinen eigenen Überdruß an ihm abzustreifen.
(via)

So ganz bereife ich das auch nach mehrmaligem durchlesen nicht. Ich interpretiere das so, dass Leute lesen um ihre eigenen Urteile und Vorurteile bestaetigt zu sehen.

Das ist eine interessante Beobachtung und ich frage mich, inwiefern die auf mich zutrifft. Denn auch wenn dies bei mir bzgl. Dietmar sehr ausgepraegt ist, so geniesze ich doch bspw. die aestethische Seite seiner Texte so sehr, dass diese der eigentliche Grund wurden, warum ich mit Begeisterung neue Texte von ihm aufnehme.

Lese ich hingegen fefe, die NDS oder viele der Texte die ich mir ausdrucke, dann ist das schon, um mich bestaetigt zu sehen.

Und was ist ueberhaupt „lesen“? Diese Fragestellung streifte ich ja etwes versteckt bereits im einleitenden Artikel dieser Kategorie. Offensichtlich ist es mehr, als nur den Symbolen auf dem Papier (oder der Wand, der Haut, in der Luft etc.) ihre Bedeutung zu geben.

Uh Oh … ich ertappe mich gerade dabei, wie ich anfange vom Hundertsten ins Tausendste zu kommen.
Da habe ich aber ausnahmsweise keine Lust drauf.
Deswegen sei an dieser Stelle Schluss mit diesem Beitrag.

… das sage ich ja manchmal, wenn es passt.

Deswegen lese ich ja auch immer „so Zeuch“. Deswegen handle ich manchmal anders als es meinen unmittelbaren Begehrlichkeiten entsprechen wuerde.

Oder wie Dietmar es in „Zuflucht des Gøttlichen“ so viel schøener ausdrueckt:

Menschen sind Menschen, weil sie Gründe für ihre Sätze und Handlungen angeben (können) […].

James Wood schreibt wohl in seinem Buch „How Fiction Works“:

Literature make us better noticers of life; we get to practice on life itself […].
(via)

Zurueckdenkend ueber die letzte Dekade, kann ich das voll bestaetigen. Sowohl, was die rein praktischen Dinge anbelangt, als auch die aesthetische Seite des Lebens.

Ich kann Karlheinz Deschner nur zustimmen, wenn er meint:

Lesen hat nie meinen Schmerz erleichtert. Las ich, litt ich nie sehr, und litt ich, konnte ich nie lesen. Literatur gab mir Trost nur, solang ich keinen brauchte.
(via)

Was ich immer als sehr schade empfunden habe und empfinde.

Im neulich bereits vorgestellten Dokument steht auch:

Man lieset, nicht um sich mit Kenntnissen zu bereichern, sondern um zu lesen; […]

Welch gar unglaubliche Dekadenz!
Das gehørt eindeutig verhindert!

Aufgrund solcher Perlen lohnt es sich all die vielen, weniger groszenartig gelungen Texte zu lesen.

Und dabei ist es nicht mal eine Seite lang.

So kann man es auch sehen:

Das Lesen wird als Kulturleistung unangemessen verherrlicht. Wieso liest man sich etwas durch, was jemand anderes geschrieben hat? Das tun eigentlich nur Lehrer oder Geheimdienste.
(von hier)

Sozusagen in Anlehnung an den letzten Beitrag in dieser Kategorie.

Ein wichtiges Dokument, deren Inhalt nicht vergessen werden sollte. Ich zitiere:

Die Lesesucht ist eine unmäßige Begierde,
seinen eigenen, unthätigen Geist mit den
Einbildungen und Vorstellungen Anderer aus
deren Schriften vorübergehend zu vergnügen.

[…]

Das bloße Lesen, ohne ernsten Willen, Belehrung oder
Besserung zu gewinnen, ist wirklicher Müßiggang
des Geistes.

Deswegen gilt

Bist du von den Gefahren der Lesesucht, oder wenigstens
von ihrem Nachtheil für Geist und Herz überzeugt: so
ermanne dich zu dem unverbrüchlichen Entschlusse, dich
fortan des Viellesens zu enthalten

Normalerweise versuche ich mich zurueck zu halten. Mit der Keule zu schwingen bringt ja sowieso alles nichts.

Neulich aber hørte ich, und dies leider nicht zum ersten Mal, das Folgende (verallgemeinert) und das laeszt mich innerlich immer etwas in einen Zustand der Verzweiflung fallen:

Ich habe nicht die Zeit/Musze/Energie/Interesse/Intelligenz/Eier in der Hose etc. mich mit dem Konflikt in der Ukraine/in Palaestina/der Eurokrise/Fragen zur Gleichberechtigung/dem Ueberwachungsstaat/Bildung in øffentlichen Schulen etc. zu beschaeftigen.

Was soll ich eigentlich gegen sowas sagen?

Das was ich immer sage: betrifft mich nicht direkt, deswegen interessierts mich ’n Scheiszdreck was die Gruende dafuer sind, warum andere Leute leiden oder verrecken.

Oder wie waere es hiermit: Tralala, mir gehts so gut, und auszerdem kauf ich ja schon Bioobst.

Oder hiermit: Geh weg!

Also sag ich lieber nix …

Nun befuerchte ich aber, dass Krieg kommen wird in Europa.

 

<Pause zum mal drueber Nachdenken ueber diesen letzten Satz.>

 

Timothy Snyder schreibt in seinem Artikel „Ukraine: The Haze of Propaganda“ etwas, was mich dann dazu brachte, doch mit der „Moral- und Anschuldigungskeule“ zu kommen (weil ich mir nicht anders zu helfen weisz):

Insofar as we wish for peace and democracy, we are going to have to begin by getting the story right.

WIE ZUM VERFLUCHTEN TEUFEL NOCHMAL SOLLEN WIR ABER DIESE DRECKSVERFLUCHTE „STORY“ RICHTIG HINBEKOMMEN, WENN ES UNS EINEN SCHEISZDRECK INTERESSIERT UND UNS DIE 10 MINUTEN AUF DEM KLO VERSCHWENDET VORKOMMEN WENN MAL EIN  ARTIKEL HIER UND EIN ARTIKEL DA ZU GEWISSEN THEMEN GELESEN WERDEN WUERDE!

So wichtig ich das auch (ehrlich) mit Freifunk, guten Unterrichtsunterlagen, „good feel“-Stimmung, Sport, die naechste Trophy im Spiel, das Feierabendbier, die naechste Comicverfilmung etc. pp. auch finde … irgendwie komme ich von dem eben geaeuszerten Gedanken trotzdem nicht los.

 

Die Themenvielfalt ist beliebig grosz, bleiben wir aber bei meiner zur Zeit grøszten, ganz realen Sorge, der weiteren Eskalation der Krise in der Ukraine.

Wir konsumieren ja alle meist nur unsere Lieblingsquellen. Das ist ja schon mehr als genug zu lesen und auch hiervon nehme ich mich nicht aus. Und gerade in meinem sozialen Umfeld, gibt es gewisse, schøne „Feindbilder“. Die ueblichen Verdaechtigen halt: die Bundesregierung, die EU, die Geheimdienste, die Pruegelpolizisten, die Kapitalisten usw. usf. Und die sind ja auch berechtigterweise die „ueblichen Feindbilder“.

Dies fuehrte aber leider dazu, dass das folgende Zitat auf mich gut passt(e):

Plenty of people in the West now spread Russian propaganda, sometimes for money, sometimes from ignorance […]

So geschrieben im Artikel „Crimea: Putin vs. Reality„.

(NB: Meine Leserinnen und Leser møgen sich mal das Erscheinungsdatum der Artikel zu gemuete fuehren … ich haenge so verdammt weit mit dem Lesen hinterher.)

Und auch dies passt auf mich:

If people […] have their discussions framed for them […],then they will not notice the history unfolding around them (a revolution just happened in Europe!) or sense the urgency of formulating policy in a desperate situation (a European country has just invaded another!).

Stimmt, SO kann man die Ereignisse auch sehen.

Aber Haeh? Revolution? Waren das nicht Nazis, die die Macht uebernommen haben in der Ukraine? Siehe dazu der erste Artikel in dieser dreiteiligen Serie: „Fascism, Russia, and Ukraine„.

Leider hat Propaganda noch eine andere, wichtigere Funktion, als nur die Vorurteile von uns reichen Saecken im Westen zu bestaetigen:

[…] a crucial part of […] [propaganda is] to create a different reality.

Schwer zu verstehen, nicht wahr? Gegenmittel: die verlinkten Artikel lesen um das einordnen zu kønnen, denn:

When we refute propaganda with facts and arguments, […] we are inhabiting a certain mental world; we accept the constraints of observation and reason at the outset and seek to change our situation on the basis of what we think we can see and understand.

Dafuer muessen wir uns aber selbst informieren. Also das was fefe sagt. Nur wer liest sich schon alle Links durch, die er so postet oder geht dann gar noch weiter? Ich jedenfalls eher selten. Wobei die hier verlinkten Artikel auch nicht von ihm sind, denn die wuerden ja nicht in sein „Konzept“ passen.

Oder in Kurz: Mglw. ist es ja doch besser, dass die EU (und mglw. auch Dtschl.) sich so verhaelt, wie sie es tut. Natuerlich ist nicht alles super, aber die Alternativen mit einem sich ausweitenden Club der Diktaturen, waeren langristig mglw. deutlich schlimmer. … … … HAEH? was’n das schon wieder? … … … *hust* Links *hust* lesen.

Propaganda hier, Propaganda da. Die eine schmeckt besser als die andere. Aber was _wissen_ wir eigtl. schon wirklich ueber die Anfaenge und Gruende dieses Konflikts?

 

Zurueck zum eigentlichen Aufhaenger:.

Muessen wir allumfassend informiert sein?
NEIN! Geht ja gar nicht! Da geht man ja kaputt! Ich zumindest muss auch mal auf zeitfressende Trophaeenjagd mit meiner Playstation gehen. Oder klettern, oder ein Dokument „sinnlos“ schøn machen (sieht doch eh keiner!), weil ich Freude daran habe mit LaTeX zu arbeiten. Oder ein Sandtrooperkostuem bauen etc. pp.  Andere Leute haben andere Leidenschaften.

Sollten wir versuchen uns, mit den gegebenen Møglichkeiten (Lesefaehigkeit + Internet + begrenzte Zeit), so weit wie møglich ueber wichtige Sachen zu informieren?
Selbstverstaendlich! Denn ansonsten ist es bald vorbei mit der Demokratie.

Muss man jeden Artikel zu einem Thema lesen, dem man habhaft werden kann?
Ich denke nicht, dass man das machen sollte. Weltgeschichte passiert auf taeglicher Basis gesehen dann doch recht langsam. Da liest man immerzu nur das Gleiche nach einer Weile.
Aber ein Artikel ueber Thema X auf dem Klo und ein Artikel ueber Thema 54 die letzten 10 Minuten vor dem zu Bett gehen, das schadet sicher nix.

Und was ist ueberhaupt wichtig?
Tja, da bin ich ueberfragt.

 

So … genug geschimpft … ich versuche es in Zukunft nicht so direkt mit dem ganzen Zaun winkend zu wiederholen.

Sollte Interesse daran geaeuszert werden, koennte ich hier die neue Kategorie  „Mal ’n Artikel hier und mal ’n Artikel da“ einfuehren. Oder an den Anfang jedes meiner Artikel einen Link zu einem (meist vøllig) anderem Thema stellen. Dies dann ohne weitergehende Kommentare und natuerlich erst nachdem ich besagte Texte selber gelesen habe.
Bisher habe ich das vermieden und nur ca. jeden 10. oder gar nur jeden 20. von mir gelesenen Text etwas ausfuehrlicher vorgestellt. Damit ich meinen eigenen Senf dazu geben kann. In der Hoffnung, dass die Chance dann etwas grøszer ist, dass das Verlinkte auch wer liest. Aber das ist ja mglw. schon Zensur, damit mein eigenens Weltbild immer schøn passt.
Auszerdem gebe ich ja auch nur weiter, was ich woanders aufschnappe.
Ach verdammt … Metafragen … Ich werde an dieser Stelle lieber stoppen und diesen Beitrag als fuer beendet ansehen.