Archive for the ‘Hier ist auch nicht alles Gold was glaenzt’ Category

Droppe Pappaperm

„Bonus, wenn man die Pappazeit nicht nimmt – Sechs bis acht Wochen am Stueck weg zu sein, weil man ein Kind bekommt, ist schon komisch“

Wenn ich allerdings mal so drueber nachdenke … … … Mhm … ein paar alte Saecke, die die „gute alte Zeit“ zurueck haben wollen sind nicht zu vermeiden. Immerhin steht es hier grosz in der Zeitung, wird also nicht einfach so hingenommen. Und das ist ja der eigentliche Fortschritt.

Dennoch …

Schoenheiten der seltenen Art

So schreibt es Dietmar Dath in seinem lesenswerten Artikel „Das Einzeltätervolk und seine Taten„.

Zur besseren Einordnung møchte ich das folgende zitieren:

Wer jemals Internetforen auch nur überflogen hat, in denen wirkliche oder vermeintliche Verlierer der wirtschaftlichen, sozialen, demographischen und globalstrategischen Prozesse der letzten Jahre ihr Mütchen kühlen, schaut einem Monster in den Rachen, das, wo es darf, grunzt, brüllt und die Zähne fletscht.

Weiter steht dort.

Die „Talking Points“ des Cyber-Mobs sind immer dieselben: Eine landesverräterische Wirtschaft und ihre Politik ließen genetisch inferiore Einwanderer ins Land; die lobbyistische „Beschwerde-Industrie“ […] schinde für Nichtweiße, Nichtmänner und sonstige Außerirdische […] immer neue Sonderbonbons heraus; der Respekt vor Recht und Ordnung werde durch hysterische Berichterstattung über bedauerliche Gesetzeshütermissgriffe […] zerstört.

Klingt irgendwie bekannt, nicht wahr.
Und waehrend man oben den ueberschaeumenden weiszen Wahn noch den dummen Nazis zugedachte, so ruecken wir mit dem zweiten Zitat doch schon eher in die Naehe von bspw. pegida und afd.

Dietmar schreibt direkt im Anschluss dann auch gleich weiter:

einige dieser Ideen sind amerikanische Spezialitäten, in Europa blökt derselbe „Widerstand“ vielleicht eher „das Abendland wird islamisiert“ […].

Und da waren sie. Die Leute, bei denen der sog. Bildungsbuerger, sich deren grundlegende Angst vor allem Fremden lieber als „Skepsis vor Authoritaeten“ erklaert. Denn „Angst vor dem Fremden“, das klingt doch zu sehr direkt nach Nazis. In den Koepfen all zu vieler. Und das passt nicht ins Weltbild all derer, die meistens von anderen, gut gebildeten Menschen umgeben sind. Denn wenn es so viele Menschen gibt, die im Elementaren irgendwie schon mit Nazis sympathisieren, denn muss schon irgendwas fundamental falsch sein. Aber grundsaetzlich falsch kann … nein! DARF! nichts sein in Dtschl. Uns Euch geht es schlieszlich doch irgendwie noch gut.

Aber was rede ich seit ueber einer Dekade. Bevor ich meinem Aerger hier noch weiter Luft mache, mag ich lieber mehr zitieren. Denn das ist besser beobachtet und viel besser be- und geschrieben.

Der von mir so geschaetzte Dietmar Dath schreibt dann sehr direkt etwas zu den zugrundeliegenden Mechanismen:

Der Groll […] richtet sich dagegen, dass ihnen soziale Sicherheiten abhandenkommen, von denen sie glaubten, sie stünden ihnen zu […]

Und das ist wichtig, denn …

Vor dem „Zusammenbruch der Ordnung“, […] steht etwas Allgemeineres. Bevor die Gemeinschaft „keine Ordnung“ […] mehr hat, fällt sie auseinander, indem der soziale Kitt flöten geht, der nötig ist, damit Hierarchiepositionen überhaupt fallweise zugeordnet werden können.

Wer meinem Weblog folgt, dem wird dies nicht unbekannt vorkommen. Stabilitaet kann es nur geben, wenn alle (!) an der Gemeinschaft partizipieren kønnen. Deswegen bezahle ich Steuergelder. Damit die, die weniger Glueck hatten als ich, trotzdem an der Gesellschaft partizpieren kønnen. Und die paar Hanseln, die das ausnutzen, die kønnen wir uns locker leisten und sind ein winzigkleiner Preis fuer Freiheit und Wohlstand fuer alle (und insb. fuer mich).

Abschlieszend schreibt Dietmar, warum der „soziale Kitt“ fløten geht:

Als Liverpool 1981 in Armut und Gesetzlosigkeit kippte, schlugen Gesellschaftsingenieure um Margaret Thatcher vor, man solle sich nicht einmischen und nur die Sicherheit im Auge behalten. „Managed decline“, gesteuerter Verfall, hieß die Doktrin.

Und das ist die „Politik“ in den groszen westlichen sog. Demokratien: stillhalten! Nicht nur seitens der Politiker, sondern vor allem Seitens des eigentlichen Souveraens!

Deswegen schlieszt Dietmar dann auch mit einem Ausblick auf die Zukunft:

Seht genau hin, Bürgerinnen und Bürger der noch erträglichen Zonen: Einzeltäter. Polizeigewalt. Mobkrawalle. Managed decline: die Zukunft.

Aber Nazis! Nein! Nazis sind nur ein paar Wenige. Der Rest ist nur skeptisch gegenueber Authoritaeten. Und mal ehrlich. Sooooo schlimm wird es chon nicht kommen.

Da entdeckte ich doch vor einiger Zeit diese zwei Grafiken in einer Zeitung:

Arbeitszeiten

In der ersten sieht man die Entwicklung der durchschnittlichen Anzahl Arbeitsstunden pro Woche. Die geht runter und das ist prinzipiell natuerlich erstmal eine gute Entwicklung. Dahinter steckt, dass immer mehr Frauen hier am Berufsleben teilhabe und deswegen alle insgesamt weniger arbeiten muessen.

Natuerlich ist es eine riesige Sauerei, dass deutlich mehr Frauen als Maenner nur Teilzeit arbeiten (siehe die zweite Grafik, linker Teil: Anteil Maenner die Teilzeit arbeiten, rechter Teil: Anteil Frauen, die Teilzeit arbeiten). Vermutlich, weil sie sich um die Familie kuemmern muessen.

Andererseits ist es gesamtgesellschaftlich sehr gut, dass verglichen mit Europa in Norwegen doppelt so viele Maenner Teilzeit arbeiten. Ich møchte dies gern damit begruenden, dass sie Familie und eigenes Leben als wichtiger empfinden als zu racken. Inwiefern ich damit richtig liege und dies nicht doch nur Anzeichen einer nicht so leicht zu erkennenden prekaeren Entwicklung sind, kann ich leider nicht beurteilen. Schon gar nicht aus nur diesen zwei Grafiken.

Die gibt es auch hier.

Ganz offensichtlich wird es, wenn man sich mal diese Werbung anschaut, die eine zeitlang auf den Linienbussen prangend, durch das schøne Trondheim gefahren wurden:

Selg dine fakturear

Uebersetzung: Verkauf deine Rechnungen! Erhøhte Liquiditaet und reduziertes Risiko.

Gute Idee, nicht wahr! Das hat ja auch im globalen Masztstab so erstaunlich gut funktioniert in der Vergangenheit! Weniger Risiko und Reichtum fuer alle! Sieht man ja, wie wir alle im Geld schwimmen!

Idioten! Und damit meine ich nicht die Opfer solcher unethischen (wenn auch legalen!) Machenschaften. Da diese nicht ordentlich aufgeklaert werden, was sie da eigentlich fuer einen Unsinn tun. Ist ja wie mit den Versprechungen der sog. „privaten Altersvorsorge“ in Dtschl. Da bin ich ja auch drauf reingefallen und habe mich von den „guten Argumenten“ einlullen lassen.
Im groszen und ganzen kann man die „Kaeufer“ derartiger Angebote als „Opfer der Umstaende“ sehen. Dieses (kapitalistische) System ist halt so besonders menschenfreundlich, dass die Leute den Versprechungen eben dieses Systems so gerne Glauben schenken.

Mit „Idioten!“ meine ich die skrupellosen und gefaehrlichen Bankbesitzer, die solche Angebote erlauben, gar selbst aufsetzen (lassen). Um noch mehr Geld von den Armen (und auch uns!) zu stehlen.

„Idioten!“ ist sich also zornig (!) ausgesprochen zu denken. Sodass erkennbar ist, dass ich diesen Leuten am liebsten ins Gesicht boxen wuerde. Den Verursachern von sozialer Gewalt und gesamtgesellschaftlichem Terror, aus Ohmacht und Handlungsunfaehigkeit heraus, also mit realer Gewalt begegnen. (Spaetestens jetzt habe ich die Geheimdienste am Hacken.)

Nur dem stehen zwei Sachen im Weg.
Zum einen, dass ich grobe Gewalt ganz im Allgemeinen verabscheue. Ich wuerde also nicht boxen, selbst wenn ich kønnte. Die 0,1% Elite weisz das natuerlich und lacht sich deswegen ordentlich eins ins Faeustchen.
Zum Zweiten, wuerde dies die bestehenden Probleme auch nicht løsen. Auch wenn es vermutlich kurzfristig sehr befriedigend waere.

Also bleibt es (und belasse ich es lieber) bei dem, an eine unbekannte Adresse gerichteten, „Idioten!“

 

Mhm … da hab ich mich etwas gehen lassen.
All diese Behauptungen, kann ich natuerlich nicht beweisen.
Wer sind denn bspw. die 0,1%? Kann ich nicht sagen. Ich kann da nur weitere Behauptungen aufstellen. Es gibt aber (mindestens) einen Journalisten, der das mal untersucht hat. Blosz dessen Buch habe ich nicht gelesen und die Details dazu sind mir auch gerade entgangen.
Die Familie Mohn gehørt aber dazu.
Oder das „Opfer der Umstaende“. Was fuer Umstaende denn? Kann ich (hier) nicht in kurz sagen, weil es einfach zu kompliziert und langreichweitig ist. Aber einige wenige Aspekte dieser Umstaende habe ich ja auch in diesem weblog schon ein paar Mal angesprochen.
Und der Quatsch mit den „Geheimdiensten am Hacken“. Mhm … offensichtlich kann man das was ich schrieb, auch als Aufruf zur Gewalt lesen. Auch wenn man dafuer bøswillig (oder dumm) den Gesamtzusammenhang dieses Artikels uebersehen muss. Aber es waere nicht das erste Mal, dass dies passiert.

Abschlieszen møchte ich diesen Beitrag deswegen mit einem Zitat von Timothy Leary:

Think for Yourself – Question Authority
(via TOOL, Salival, Third Eye)

Wobei natuerlich nicht zu vergessen ist, dass dies selbstverstaendlich auch die (scheinbare?) „Authority“, die man ueber sich selbst und seine eigenen Gedanken, Meinungen und Handlungen hat, betrifft!

Wie gestern angekuendigt folgen nun einige Gedanken, welche ich im Zuge des Filmes La mer à l’aube (Calm at Sea) hatte.

Zeitlich umfasst dieser Film nur knapp die drei Tage vom 20. bis zum 22. Oktober 1941. Es stehen die Geschehnisse rund um die Ermordung von 48 Geiseln im Mittelpunkt. Ermordet werden diese als „Vergeltungsmasznahme“, weil die franzøsische Résistance den Kommandanten der Stadt Nantes an eben dem 20. Oktober umbrachten.

Es geht in dem Film nicht um eine Bewertung der moralischen, ethischen oder gar juristischen Rechtmaeszigkeit.
In diesem Zusammhang sei an dieser Stelle nur gesagt, dass der Film auch die Ereignisse aus der Perspektive der involvierten Besatzungsoffiziere schildert. Diese Offiziere empfinden den Umfang der Anordnung zwar selber als unangebracht, den „Zielen“ entgegengesetzt, gar als Unrecht und versuchen diese auch durch Gesuche zu verhindern. Die Soldatenideologie (Gehorche!), bzw. besagte „Ziele“, und deren Folgen, stehen aber niemals zur Debatte. Wichtig zu erwaehnen ist in diesem Zusammenhang, dass, bis auf einer (der Anfuehrer des Erschieszungskommandos), keiner dieser Figuren eine all zu tiefe Identifikation mit der Naziideologie inne zu wohnen schien. Der Authentizitaet des Filmes wegen, empfand ich dies als sehr wichtig.

Dazu aber nicht mehr.

Von den Ermordeten wird nur die Gruppe der 27 in Châteaubriant inhaftierten kommunistischen Geiseln begleitet.

Und hier ist schon der Kern, warum ich alles immer so ausgiebig diskutiert haben will. Warum ich so viele Kleinigkeiten meiner Mitmenschen immer angreife und in einen grøszeren Zusammenhang stelle.
Es ist vermutlich niemandem meiner Leser direkt aufgefallen, bei dem oberen Satz, aber warum steht da eigentlich „kommunistische Geiseln“? Nun ja, der franzøsische Innenminister der Regierung Pétain wurde ueberzeugt von den Nazis, dass es doch besser waere, diese zu erschieszen. Anstatt 50 „guten Franzosen“.

Immer noch nicht so leicht verstaendlich nicht wahr?

Zunaechst zum „Kommunismus“. Wir alle haben da ja so eine vage Vorstellung, worum es sich dabei handeln soll, nicht wahr.
Uns allen wurde ja so ein richtig schønes Feindbild eingetrichtert. Sieht man ja am Zustand der Ueberwachung von Allem, was auch nur nach „links“ aussieht in Dtschl., waehrend man die Nazis gewaehren laeszt, gar indirekt und direkt unterstuetzt. Aber darum geht es nicht.
Damals war das ja nicht anders. Zucht, Ordnung und Autoritaet (am besten verkørpert durch’s Soldatentum) hat auch damals schon bei so Vielen die „Herzen høher schlagen lassen“. Im Gegensatz zu Naechstenliebe und selbststaendigem Denken.
Dieses Feindbild scheint sich deswegen so gut zu halten, weil alle glauben, dass die sowjetische Diktatur „Kommunismus“ war. Ich gehe hier nicht ins Detail, warum dem nicht so wahr. Dieses Feindbild wurde auch gestuetzt, durch die dann immer mehr verøffentlichten Scheuszlichkeiten dieses Regimes.

Und da sind wir schon mittendrin.

Ich selber bin kein Kommunist. Hab’s versucht, ging und geht einfach nicht. Auch wenn ich meine Anschauungen erst seit kurzer Zeit in die Wortgruppe „Anarchismus im Sinne Kropotkins“ packen kann, so galt dies doch schon immer.

Der Kommunismus ist in einigen praktischen Umsetzungen dem Anarchismus aber recht aehnlich. Deswegen verbinde ich damit all dies, was man unter dem Begriff „Naechstenliebe“ versteht, und mehr.

Und „Naechstenliebe“ ist etwas, was in dem mir wichtigsten Teil meines sozialen Umfeldes, nicht unbekannt ist. Man kønnte anstatt dessen auch sagen, dass es meinen Freunden nicht egal ist, ob es anderen Menschen viel schlechter geht, als Ihnen selber. Ob sie nun selber in einer prekaeren Situation sind, oder nicht. Ich denke nicht, dass sie laengeren Kontakt mit mir pflegen wuerden, wenn dem nicht so waere.

Und das ist der Punkt. Meine und eure Ansichten unterscheiden sich fundamental von dem, was in der „westlichen Welt“ gerade populaer ist, eigentlich schon immer populaer war. Die soziale Marktwirtschaft im Nachkriegsdtschl. oder sozialistische Tendenzen in groszen Teilen der franzøsischen, italienischen, spanischen Bevølkerung tun dem keinen Abbruch. Selbst das sog. „skandinavische Modell“ ist da nicht als permanentes gutes Gegenbeispiel geeignet. Denn auch dieses ist nur starken politischen Persønlichkeiten der Vergangenheit geschuldet. Kein sehr robustes System, wie man mehr und mehr leider auch in Norwegen sieht.
Genau deswegen sind wir ja so sehr auf eine funktionierende Demokratie angewiesen, mit ihrer bewussten (!) Meinungsfreiheit. Nicht nur auf dem Papier und in den Staatsorganen, sondern im Bewusstsein der Konstituenten der Gesellschaft.

Um es zusammen zu fassen: WIR sind KEINE „guten Franzosen“.

So wie die in dem Film dargestellten Geiseln, haben auch WIR niemanden umgebracht, Laeden ausgeraubt oder Drogen an kleine Kinder verkauft. Wir møchten nur eine andere, sozialere Gesellschaft. Und das wird nicht so gern gesehen. Wer das nicht so gern „sieht“, mag sich hier jeder selber denken; die Familie Mohn gehørt neben vielen anderen aber dazu.

Auch wenn die Nazis nur das absolute Extrem waren, so zeigt die Geschichte doch, dass Leute wie wir eben die sind, die als Erstes weggesperrt werden. Sobald sich durchgesetzt hat, dass es ja vøllig ausreicht, rein formal demokratisch zu sein (oder nicht mal mehr das).
Dies erwaehnte ich in vielfacher Form bereits mehrfach in diesem weblog.

Es sind also wir, du und ich, die da (im uebertragenen Sinne) ermordet werden. Denn es geht auch immer (meiner Meinung nach gar vor allem) um das ausrotten (!) der Idee. So zynisch es auch klingt, aber die, diesen Ideen anhaengenden, ermordeten Menschen sind dann immer nur „ein paar Wenige“ unter vielen Tausenden Toten.

Das mag ja alles nicht so schlimm sein, wenn man allein ist, groszer Schaden entsteht durch den eigenen Tod meistens nicht.

Und hier komme ich zurueck zum Anfang. Ich erziehe mein Kind so, wie ich es fuer richtig halte. Ich erziehe ihn NICHT wie ich denke, dass damit die ihn umgebende Gesellschaft (insb. „Onkel und Tanten“) am besten akzeptiert. Das bereitet mir groszes Kopfzerbrechen, weil ich weisz, dass ihm daraus vielfaeltige Probleme entstehen werden. Ich hoffe, dass ich ihm die Werkzeuge mit auf den Weg geben kann, diese Probleme fuer sich zufriedenstellend zu meistern. (Komme mir jetzt keiner mit „na du wirst dich noch umschauen, wenn er anfaengt sich Britney Spears CDs zu kaufen“. Darum geht es nicht.)
Als Mensch (!) ist es meine Pflicht, mein Kind zu einem (welt)offenen und selbstaendig denkenden Menschen zu erziehen.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass wenigstens die „Onkel und Tanten“ dies als Unangenehm und „nervig“ empfinden.
Ich glaube, dass auch mein, von mir so sehr geschaetztes, naeheres soziales Umfeld, oft genug „nicht schon wieder“ denkt. Auch wenn es dann in den allermeisten Faellen toleriert wird, gar manchmal eine Diskussion begonnen wird. Was ich im Uebrigen immer (!) sehr schaetze.

Ich selber bin vor einigen Jahren aber zu der Erkenntnis gekommen, dass ich so sein MUSS, wie ich bin. Weil ganz konkret (!) das Leben meiner Freunde und auch mein eigenes auf dem Spiel stehen, wenn die derzeitigen politisch, gesellschaftlich, sozialen Tendenzen nicht aufgehalten werden. Und das mindeste, was ich tun kann, ist darauf aufmerksam zu machen.

Es sieht sicherlich immer so einfach aus, wenn ich wieder anfange, allen vor den Kopf zu stoszen, nicht wahr?

 

Guy Môquet war 17 Jahre alt, als er ermordet wurde. Als Geisel genommen aufgrund seiner politischen und gesellschaftlichen Ansichten. Diese fuehrte er direkt auf den Einfluss seines Vaters zurueck.

 

Braucht man mehr als die Sorge um das Wohlergehen des eigenen Kindes, um in dieser sich abzeichnenden Welt alles ins Politische zu ziehen?

… ist der legitimste, dass man sich etwas Besseres vorstellen kann.“

So zumindest schreibt es der von mir hochgeschaetzte Wortkuenstler Dietmar Dath, in einer seiner zahlreichen, groszartigen, Rezensionen. Die ich ausnahmsweise mal nicht verlinke, da das zu weit vom eigentlichen Thema dieses Beitrages weg fuehren wuerde.

Es tut mir etwas im Herzen weh, dass mein erster Beitrag in dem ich Dietmar erwaehne, eigentlich gar nicht ueber seine (beinahe schon unheimlich) glaubhafte Kunst handelt. Aber es passt so schøn – im Wortsinne. Wie eigentlich alles von Dietmar.

Aber nun zum eigentlichen Grund dieses Artikels.

Lasst euch dafuer doch mal die einleitenden Worte dieses Beitrages auf der Zunge zergehen.

– viele Gruende,
– einleuchtende gar,
– das Bestehende abzulehnen;
– all diese Gruende werden ja so gern mit „love it or leave it“ weg“diskutiert“, aber es gibt da doch eben tatsaechlich einen (aller)legitimsten Grund;
– und der ist, dass man sich (begruendet) doch VERDAMMTE SCHEISSE NOCHMAL was BESSERES vorstellen kann!

Unglaublich! Kann man sowas sagen? So klar, praegnant und einfach. Na klar kann man, ich erwaehnte ja bereits, dass Dietmar ein begnadeter Kuenstler mit Worten ist, aber _darf_ man sowas ueberhaupt sagen?
Ich bitte um Kommentare.

Die Jahre bevor ich Dtschl. verliesz, versuchte ich mein Umfeld auf die Ekel erregenden Missstaende in Dtschl. aufmerksam zu machen. Teilweise mit Erfolg, in den allermeisten Faellen mit schreiendem Misserfolg. Ich waehlte das „drauf aufmerksam machen“ als mein Mittel, da mir andere Methoden (im wesentlichen politisch oder lobbyistisch wirksam sein, oder eben die Kunst) nicht zugaenglich waren/sind. Ich gebe zu, dass „meine Art“ nicht unwesentlich zu den Misserfolgen beigetragen hat. Aber auch „meine Art“ ist keine Entschuldigung dafuer, dass die Leute sich nicht weiterinformieren, weil sie „es ja nicht mehr høren wollen“.
Die allgemeine Reaktion war, wie oben bereits geschrieben: „Wie kannst du so schlecht reden ueber mein geliebtes Dtschl. Wenn es dir nicht passt, dann geh doch woanders hin.“ Auch wenn das nur in den seltensten Faellen so direkt ausgesprochen wurde.
Dies hab ich gemacht. Kurioserweise, ist die Reaktion jetzt eher: „Na DU brauchst ja mein geliebtes Dtschl. nicht schlecht machen, DU bist ja abgehauen – Verraeter! – Haettest ja was gegen tun kønnen“ – Zirkelschluss.

Aber da sind wir dann auch bei dem, was das Schreiben dieses Beitrag (und so vieler anderer) motivierte. Das was ich so oft (und so direkt) sage: „Ich sehe jeden Tag, dass es eben auch anders laufen kann“.

Aber wer bin denn schon ich? Nur der allen auf die Nerven gehende Schreihals.
Ich versteh das ja auch (teilweise). Biogemuese kaufen, das muss doch reichen um die Welt zu retten. Da muss man nicht auch noch auf das Auto verzichten. Ich selber fliege schlieszlich oft genug, um mein Geschwaetz von der Rettung der Eisbaeren so eindeutig als Heuchelei erkennen zu lassen. Und alle haben jetzt erstmal noch die Wut darueber im Kopf, dass ich ueber irrelevante Ernaehrungsweisen herziehe, anstatt zu sehen, dass ich mich von der Scheinheiligkeit ueberhaupt nicht ausschliesze; mich also mitnichten erhøhen will. So ist das halt – „meine Art“ – kommt sowieso immer nur das an, was in die geliebten Dogmen passt, nicht wahr.
Aber genug der Ausfluege in die beliebte (da scheinbar (!) so eindeutige) Klimadebatte. Das kønnte man auch auf die sozialen Verhaeltnisse anwenden. Was interessiert mich Griechenland? Oder der Bettler. Auszer natuerlich, wenn ich mir gerade was Teures gekauft habe. Dann ist das schlechte Gewissen doch zu grosz und ich schmeisz mal ’n Euro in die Muetze. Ach was sag ich! ZWEI Euro gar!

Etwas Besseres. Das kann man ja auch nicht messen. Oder vielleicht doch?
Dieser Artikel (via)  stellt eine Studie zur sozialen Mobilitaet vor. Oder anders gesagt, ob unsere Kinder es mal genauso gut oder scheisse wie wir haben werden, blosz weil sie das Glueck (oder Pech) hatten, in unsere (erfolgreiche oder arme) Familie geboren worden zu sein. Interessant uebrigens, dass ich „arm“ hier im Zusammenhang mit „nicht erfolgreich“ benutze, nicht wahr. Aber huch, hab ich damit nicht eigentlich nur das wiedergegeben, was die Propaganda schaffte, als (unbewusstes) Denkmuster zu etablieren? In unser aller Koepfe. Als scheinbar vøllig normal und nicht zu hinterfragend. Das was ich manchmal so unbewusst denke, ekelt mich an. Also immer an den Pranger mit mir. In der Hoffnung, dass mir in Zukunft immer weniger dieser scheuszlichen Gedanken unerkannt (und damit unreflektiert) bleiben.

Wie immer wird in dem Artikel aufgezeigt, dass der norwegische Weg so aussieht, als ob er „funktioniert“. Und JA, das Wort „immer“ ist durchaus angebracht, denn in all den Jahren bin ich auf noch kein einziges, vernuenftiges Argument getroffen, welches zeigte, dass Dtschl. besser ist als Norwegen. Und dies gilt selbst im Vergleich mit unserem schwedischen Nachbarn. Die werden ja so gern ueber den gruenen Klee gelobt.

[…] Norway, where only 2% of the – already low – inequality can be explained by accidents of birth.

Oder anders, nur zwei von hundert Kindern werden es nicht besser haben als ihre Eltern, weil ihre Eltern arm waren. In absoluten Zahlen, sind das immer noch viel zu viele Menschen, aber doch zeigt diese Zahl, dass dieses System funktioniert.
In Deutchland hingegen ist die Zahl zehn (!) Mal so hoch.
Oder anders. Zwanzig (!) von hundert Kindern die nicht studieren, haetten durchaus studieren kønnen (!), hatten aber das Pech, dass ihre Eltern arm sind.
Um das ganze mal persønlich etwas fassbarer zu machen: die Chance, dass ihr welche von diesen Zwanzig kennt, ist nicht gerade gering. Nur reden sie darueber nicht. Denn „arm“ ist ja gleich „Verlierer“ und eben auch „fauler Schmarotzer“.
Die Chance, dass ich einen der zwei hier in Norwegen kenne, ist hingegen eher gering (selbst, wenn ich mein ganzes Leben hier gewohnt haette).

Und wage hier jetzt bitte keiner zu behaupten, dass  das doch an dem Ølgeld liegt, welches uns jeden Monat auf unsere Konten ueberwiesen wird.
Jedenfalls nicht, ohne gleich den Link zu unabhaengigen Studien die genau dies zeigem, mitzuliefern.
So wie ich es mache. Ich klage Dtschl. an und liefere Beweise. Wer auf diese Weise Norwegen anklagt, hat auch die Beweise zu liefern. So funktioniert das in einem Rechtsstaat, warum sollten aehnliche Prinzipien nicht auch in einer Diskussion angewendet werden.
Und ja, meine Intention soll sein, dem ueblichen Argument Nr. 1 gleich den Wind aus den Segeln zu nehmen.

Wieauchimmer, ich kann mich nur wiederholen: ich kann mir nicht nur vorstellen, wie es besser sein kønnte, sondern ich erlebe auch jeden Tag, wie es anders _ist_.

… … …

Beim nochmal durchlesen dieses Artikels faellt mir auf, dass ich das eigentlich alles gar nicht so schreiben wollte. Um Dietmar nicht Unrecht zu tun. Diese dreckige Anhaeufung von Wørtern. Dieser plumpe Zynismus. Und dann auch noch Dietmars guten Namen damit irgendwie in Zusammenhang gebracht. Gruselig.
Ich wollte urspruenglich nur Dietmar zitieren und dann den Link folgen lassen. Hørt sich doch gut an, nicht wahr.
Aber in meiner Ohnmacht, kann ich all diesem menschenverachtenden Scheisz in Dtsch. nicht mehr anders begegnen. Dies ist sehr sehr traurig, aber ich bin eben kein Kuenstler, Soziologe oder politiker und kann somit auch nicht zur Løsung des Problems beitragen.

Rede Jens Stoltenbergs auf dem SPD-Bundesparteitag am 04.12.2011 in Berlin.

Ich hab die jetzt nicht ganz gelesen, weil bereits kurzes Reinlesen sehen laeszt, dass es sich auch hierbei wieder um eine der ueblichen Politiker-Im-Ausland-Bei-Den-Internationalen-Genossen-Rede ist. Aber ein Satz sprang mir geradezu ins Gesicht und laeszt das schlimmste befuerchten:

Für die skandinavischen Sozialdemokraten ist die SPD unserer größerer Bruder, auf den wir schauen, um uns inspirieren zu lassen.

:( … Da hoffe ich natuerlich, dass er sich nur bei denen einschleimen wollte und das gar nicht so gemeint hat.

… gibt es hier nicht. Hier gibt es nur braunes Zeug das ich im Allgemeinen als „gepressten Zucker“ bezeichne. Schmeckt auch alles gleich. Dies ist sehr schade. (Wobei ich jetzt aber auch noch nicht in den Gourmetgeschaeften war).

(Aber ich moechte hier ja nicht aus dem Rahmen fallen und schreibe nun, warum das trotzdem gut ist.)

Durch diesen Umstand habe ich Schokolade sehr zu schaetzen gelernt. Und damit mein ich nicht den ueblichen sueszen Kram den es ueberall (in Dtschl.) zu kaufen gibt gibt sondern die gute dunkle Schokolade, gern auch mit 70% oder mehr Kakaoanteil. Frueher mundete mir die ueberhaupt nicht (welchem Kind schmeckt schon schwarze Schokolade), aber mein Opa schickte vor einiger Zeit ein Paket wo solche Schokolade drin war und eben selbige mundete mir so sehr, dass ich ein richtiger Liebhaber dieser Schokoladensorte geworden bin. Dies hat auch den Vorteil, dass ich Schokolade nun auch nicht mehr einfach nur reinstopfe tafelweise, denn von dunkler Schokolade kann man nicht viel mehr als 5 Stueckchen auf einmal essen, sondern sie so richtig geniesze.

Schon toll dieses Norwegen, ohne eigene (echte) Schokoladenkultur ;).

.oO(eine brilliante Ueberschrift)

Jean-Jacques Rousseau jedenfalls schrieb mal:

Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann, was er will, sondern, dass er nicht tun muss, was er nicht will.

jetzt denkt ihr sicherlich: wie haengt das denn zusammen (mit was auch immer).

Ich hab es schon so oft gesagt und deswegen sag ich’s mal nochmal genauso:  In Dtschl. bin ich gezwungen meine Kinder auf eine sog. „gute Schule“ zu schicken (was im Wesentlichen immer auf eine Privatschule hinaus laeuft) und sie dem „Leistungs“zwang auszusetzen damit sie fruehstmoeglich lernen „sich in der Arbeitswelt zu behaupten“. Dies(e Entwicklung) wird massiv unterstuetzt durch die dtsch. Politik aber auch durch die dtsch. Gesellschaft an sich, was ja allein schon der (Nimbus des) Terminus „gute Schule“ ausdrueckt … alle Kinder die eine normale Hauptschule besuchen koennen ja gar nicht gut sein … oder sind eben schlecht … so wie Milch die schlecht geworden ist … daraus kann man keinen leckeren Kakao mehr machen und die kann man schon gar nicht mehr den (guten) Gaesten anbieten … Abfall eben!

Ich schimpfe im Uebrigen nicht gegen die „guten Schulen“ an sich. Allein schon weil die oft mehr Geld zur Verfuegung haben und sich ihre Schueler (mehr oder weniger) aussuchen koennen, sind die ja besser. Und es ist sehr sehr lobenswert, dass es so viele Idealisten gibt, die etwas Besseres fuer die (wenigen) Schueler schaffen wollen. Das ist gut fuer die Schueler, das ist gut fuer die Lehrer, das ist beruhigend fuer die Nerven der Eltern … aber das ist schlecht fuer eure dtsch. Gesellschaft. Und natuerlich wuerde ich alles daran setzen meine Kinder auf so eine Schule zu schicken. Die eigenen Sproesslinge sind einem eben doch naeher als die verkommene Brut der Anderen (siehe auch mal wieder dieser Link).

Wieauchimmer, auch in Norwegen gibt es Privatschulen und natuerlich gibt es auch hier von den „ueblichen Verdaechtigen“ die Bestrebungen dies weiter auszubauen. Aber von der derzeitigen Regierung ist dies politisch nicht in dem Umfang wie in Dtschl. gewollt (es wird nur toleriert) und auch in der Gesellschaft (von den Zugezogenen mal abgesehen) ist dieses „gute Schule“ Gesabbel nicht praesent.

Womit wir wieder bei Rousseaus Freiheitsbegriff waeren: Ich habe hier die Freiheit meine Kinder einfach nur zur Schule schicken zu koennen. So wie ich einfach nur zur Schule geschickt wurde. Um dort etwas zu lernen … fuer’s Leben … und nicht fuer den zukuenftigen Arbeitgeber … um blosz nicht den sozialen Status zu verlieren, egal was es kostet.

Ich geniesze diese Freiheit … sehr :) .

Rousseau schrieb uebrigens auch mal:

[…] der Mensch ist von Natur aus gut […]

Das ist hier leichter gesagt als getan :(