Dietmar schreibt in „Vom Allerdurchgeknalltesten„:

Der Grund dafür, daß aus diesem Forscher [Anm.: Jack Sarfatti] ein Gaukler wurde, […] [haengt mit dem] Einsturz aller Verbindungen zwischen modernem Weltbild und moderner sozialer Wirklichkeit [zusammen].

Im uebrigen auch ein Grund, warum mir das Buhei um „Science is awesome“ und sowas, so auf den Keks geht. Aber das nur nebenbei. Im Artikel steht weiter:

Wissenschaftliches Denken, […] muß via technische Anwendung zwangsläufig […] uns frei machen. Aber das Abschütteln der Fesseln […] gelingt nicht, wenn diese nur „da draußen“ und nicht auch im Gesellschaftsleben identifiziert und gekappt werden. [!!!]

Oder anders ausgedrueckt: Technik kann nur helfen, løst aber nicht die zugrunde liegenden Probleme. Und JA! Das gilt insbesondere fuer alle (Technik)Hacker da drauszen.

[…] Kriege, Wirtschaftskrisen, Seuchen pandemischen Ausmaßes […]. Daß die Emanzipation von solchen Fatalitäten nicht gelungen ist, wird in der öffentlichen Meinung den Instrumenten angekreidet, mit denen man sie versucht hat: Wenn Hiroshima eine Errungenschaft des Fortschritts physikalischer Erkenntnis war, dann sind wir ohne dergleichen Erkenntnis wohl besser dran.

Dazu dann weiter:

Dieses Argument hat, da man aus einem Wissen über das, was ist, grundsätzlich nie zwingend eine Handlungsanweisung ableiten kann, eine logische Zahnlücke von Ozonlochausmaß, wirkt aber dermaßen evident, daß Esoterik und Religion an der Weltanschauungsbörse zunehmend satte Gewinne einstreichen, während die Wissenschaftswerte zerbröseln.

Dann die Verbindung zur Vergangenheit:

[…] spirituelle […] Ansichten […] [koennen] mit der Dampfmaschine und dem Penicillin […] nicht mithalten, weswegen es eine Weile lang schlechter um sie stand als heute.

Und abschlieszend das in Worte fassen des Ist-Zustandes (sozusagen der Knaller des Artikels):

Das scheint fürs erste vorbei [!!!], weil die soziale Verwertung der Forschung immer weniger von dem abwirft, was tatsächlich alle erreicht und als Verbesserung wahrgenommen wird.

Deswegen ist religiøse Idiotie (bspw. Impfgegner) so populaer. Das hat primaer nichts mit dem Verlust von Respekt vor Authoritaeten zu tun oder so.

WIR sind daran Schuld, dass dem IMMER NOCH so ist, weil wir lieber „an interessanten Problemen sitzen“ oder „cooles blinkendes Zeug løten“, anstatt diese Grundlagen nutzen um eine bessere Welt zu schaffen!

„Wir“ schlieszt natuerlich auch mich ein.

Und dann muss man sich ueber die wørtliche Auslegung solcher Texte nicht wundern. (Ja, ich bin mir ziemlich sicher, dass Serj das nicht wørtlich meint.)

2 Comments

  1. Karen says:

    Und da müsste man ja gleich die vermeintliche Mottenkiste mit dem Label „Sozialkonstruktivismus“ mit aufmachen. Wie die theoretische Physikerin Karen Barad, die am Morgen nach ihrer Gastvorlesung über die soziale Konstruiertheit von naturwissenschaftlichem Wissen das Privileg hatte, dem Heranzoomen eines Rastertunnelmikroskops auf eine Graphitprobe zuzuschauen – und von der Sichtbarwerdung einzelner Kohlenstoffatome tief bewegt war. Die erschauerte aber nicht, weil sie ihre Ausführungen vom Vortag durch das „Sehen“ von Atomen irgendwie bereute. Denn die Tatsache, dass naturwissenschaftliches Wissen sozial konstruiert ist, heisst ja nicht, dass Naturwissenschaft nicht „funktioniert“. Und die Tatsache, dass Naturwissenschaft funktioniert, bedeutet nicht, dass wir menschenunabhängige Fakten über die Natur entdeckt haben. Also versuchen die Sozialkonstruktivist_innen zu erklären, wie es kommt, dass unsere Konstruktionen funktionieren. Und dann erschauert Karen Barad beim „Anblick“ des Kohlenstoffatoms vielleicht, weil das auch nur wieder die Dringlichkeit verschleiert,sich die vielfältigen Belege für die Allianz zwischen sozialer Praxis von Naturwissenschaft und bestimmter Machtachsen genauer anzuschauen. Die erschauert also, weil hier das nächste Kultobjekt am Horizont auftaucht, mit einer aufdringlichen Präsenz, die die Quellen seiner Herkunft vertuscht: eine verdinglichte Beziehung, wie bei Marx die Ware. Und während sich in den Laboren die Kohlenstoffatome vor unseren Augen drehen, konzentrieren wir uns auf die Werkzeuge und streichen die ganze Philosophie aus dem Niels Bohr raus, der ja eigentlich der Ansicht war, dass die Philosophie integraler Bestandteil der Physik ist. Oder wir löten eben nicht nur cooles blinkendes Zeug, sondern gucken uns mal an, wie queer das Quant bei Bohr ist. Dann könnten die Naturwissenschaften die Seite des Gesprächsfadens auf der Achse Gesellschaft/Natur wieder aufnehmen, den jetzt die Religion und die Esoterik fest im Griff haben. Naturwissenschaften und Gerechtigkeit, Materie und Bedeutung sind keine getrennten Elemente, die sich ab und zu überkreuzen. Sie sind verschmolzen, und kein Ereignis, egal wie energiegeladen, kann sie auseinander reißen. Zeit für die Untersuchung geisterhafter Angelegenheiten der Materie, für Raum-Zeit-Einfaltungen und die kommende Gerechtigkeit. „Wie bei Hamlet, dem Prinzen eines verfaulten Staates, beginnt alles mit dem Erscheinen des Geistes.“ (Derrida)

  2. Karen Barad says:

    1941 [ein mysteriöser und gefährlicher Besuch des deutschen Physikers Werner Heisenberg beim dänischen Physiker Niels Bohr im Nazi-besetzten Dänemark am Höhepunkt der Nazi-Herrschaft im Zweiten Weltkrieg]/ interferiert mit 1998 [Michael Frayns Theaterstück „Kopenhagen“; ein geisterhaftes Stück über Naturwissenschaften , Politik, Ethik, Verantwortung und Unschärfe]/ interferiert mit 1927 [Schlüsseljahr in der Entwicklung der Quantenphysik; zwischen Bohr und Heisenberg kommen bedeutende Unstimmigkeiten bezüglich der Interpretation der Quantenphysik auf]/ interferiert mit 1945 [6. August: die USA werfen Atombombe auf Nagasaki]/ interferiert mit den 1990er Jahren [Interferenzexperiemente, Quantenradierer, Quantenverschränkungen, Möglichkeiten die Vergangenheit zu verändern]/ interferiert mit 1600 [Hamlet]/ interferiert mit 1848 [Kommunistisches Manifest, Materialismus]/ interferiert mit 1687 [Newtons „Principia“, klassische Verständnisse von Materie und der Leere, Äther, Geister]/ interferiert mit 2060 [Newton’s Vorhersage vom Ende der Zeit, abgeleitet nicht aus seinen deterministischen Gesetzen der Physik, sondern aus biblischen Prophezeiungen, Berechnung, anti-spekulativem Spekulieren, eine Spekulation zur Beendigung aller Spekulation]/ interferiert mit 2007 [„Meeting the Universe Halfway“: Verschränkungen von Materie und Bedeutung; Interferenz als Synekdoche des verschränkten Phänomens, intraaktive Meta/Physik, Différance; Interferenz als Methodologie: Texte intraaktiv durcheinander hindurch lesen, neue Muster der Auseinandersetzung umsetzen, beachten, wie Ausschlüsse bedeutend sind und materalisieren] […]

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