Warum das Ganze? Warum habe ich mich so ausfuehrlich mit einer Sache beschaeftigt, die im gesamten Wikipedialinknetzwerk weniger als 1 Promille (!) aller Seiten ausmacht?
Die Antwort auf die Frage ist ganz einfach: weil dieser Prozess das ist was Wissenschaft ausmacht und das finde ich persønlich sehr spannend und auf verschiedene Arten aeuszerst befriedigend. Man beachte das Wort „Prozess“, denn es geht dabei nicht nur um das Endresultat, sondern auch wie man dort hingelangt.
Verkuerzend gesagt fuehrte die Untersuchung und das systematische Verstehen des Zustandekommens einer Kuriositaet im (wieauchimmer gearteten) Signal nicht nur zu einem generellen Erkentnissgewinn sondern auch zur Entdeckung einer bisher unbekannten Sache.
Hier war es ein langer Schwanz bis ueber LL59 hinaus in allen Signalen. Bei den Archipelen war ein Balken in einem Histogramm mit vielen Balken etwas høher als erwartet.
Hier hielt ich es urspruenglich fuer ein Artefakt der urspruenglichen Datenaufbereitung. Bei den Archipelen haette ich es einfach auf die nicht zitierten Seiten (spaeter als „isolierte Insel der Unzitierten“ bezeichnet) schieben kønnen. In beiden Faellen haette ich die „kleinen Reste“ die nicht unter diese Erklaerungen fallen in den schon oft erwaehnten Fehler „schieben“ und es dabei belassen kønnen ohne schwerwiegende Konsequenzen fuer die allgemeineren Resultate. Letzteres ist durchaus legitim wenn die Effekte ohnehin nicht viel ausmachen.
Beide Male beschaeftigte ich mich aber mit einer Winzigkeit in der Menge aller Wikipediaseiten und machte nur dadurch die coolen Entdeckungen :) .
Was hat das nun alles mit dem Ende der Dinosaurier zu tun. Nun ja, das ist einfach zu erklaeren und ich verweise sogleich auf den schønsten wissenschaftlichen Artikel den ich in meinen ueber 40 Jahren in diesem Universum gelesen habe (und mir sind ein paar wirklich Gute untergekommen in der ganzen Zeit). Ich meine „Extraterrestrial Cause for the Cretaceous-Tertiary Extinction“ … *hust* … von Luis W. Alvarez, Walter Alvarez, Frank Asaro und Helen V. Michel in Science 208 (4448), 1980, pp. 1095–1108.
Das ist der Artikel in dem das erste Mal das Aussterben der Dinosaurier ganz konkret in Form von Beweisen mit dem Einschlag eines Asteroiden in Verbindung gebracht wurde.
Ein Artikel der irgendwie mit Dinosauriern UND dem Weltraum zu tun hat ist ja an sich schon cool. Aber dann wird auch noch ein irgendwie mystisches Material untersucht … und mag mir hier niemand behaupten, dass Iridium so banal wie Eisen oder Aluminium ware.
Aber warum der Artikel fuer mich den Status des schønsten wissenschaftlichen Artikels (ever) hat liegt daran, weil darin genau das gemacht und dargelegt wird was mich dazu brachte Wissenschaftler zu werden (und warum ich immer noch einer bin, wenn auch eher untypisch).
Die Behauptung wird plausibel dargelegt und in einen grøszeren Zusammenhang gepackt. Die Resultate akribischer Untersuchungen werden herangefuehrt um die Behauptung zu stuetzen. Das Ganze wird mit Material von einem anderen Ort auf der Erde wiederholt. Ein Vergleich mit einem bekannten Ereignis (ein gewaltiger Vulkanausbruch) mit aehnlichen (wenn auch viel kleineren) Konsequenzen wird herangefuehrt um die Plausibilitaet weiter zu festigen und (erstaunlich genau!) abzuschaetzen wie grosz der Asteroid gewesen sein muss um die erwaehnten Resultate besagter akribischer Untersuchungen zur Folge zu haben. Letztlich werden alternative Erklaerungen ernsthaft diskutiert (und verworfen).
Und das Ganze ist wirklich gut und verstaendlich geschrieben und wird durch groszartige, aussagekraeftig und mit Informationen vollgeladene Diagramme unterstuetzt.
Und was hat das alles mit „meinen“ Archipelen oder Ketten zu tun? Das ist ebenso leicht zu erklaeren, denn die Autoren des Artikels haben eine 1 cm breite „Anomalie“ in einer ueber dreihundert Meter dicken Gesteinsschicht untersucht. Das ist ein Sprung ueber vier Grøszenordnungen. (Am zweiten Ort war die untersuchte Schicht i.A. ein paar Zentimeter und die Gesamtformation ca. 10 m dick … also immer noch zwei bis drei Grøszenordnungen). Zur besseren Veranschaulichungen zeige ich ausnahmsweise mal ein direktes (und nicht nachempfundenes, oder abfotografiertes) Bild:
Die Schichtdicke ist in Spalte (a) zu sehen und die entnommenen Proben in Spalte (f). Die Proben H bis L sind alle aus der nur 1 cm dicken, mit Iridium angereicherten Schicht. Bzgl. dessen was die restlichen Spalten darstellen verweise ich auf den Artikel.
Und da war’s wieder: fetzige Wissenschaft die sich mit einer „Kuriositaet“ in einem „Meer an Daten“ befasst und zu einem Erkentnissgewinn fuehrt, der dann sehr schnell Einzug in den Wissenskanon der Menschheit (und auch die Lehrbuecher fand).
Letzteres wird mit dem was ich hier ueber das Wikipedialinknetzwerk heraus finde natuerlich nicht passieren, aber der zugrundeliegende Prozess, die wissenschaftliche Methode, ist im Wesentlichen der Selbe … und darum mache ich das Ganze
… … …
Nun hatte ich beim letzten Mal nicht nur den schønsten wissenschaftlichen Artikel, sondern auch das schønste Diagramm was mir jemals untergekommen ist versprochen. Es ist nicht das Obige (auch wenn das erstaunlich nahe ran kommt). Weil der Artikel nun aber schon wieder so lang ist, verschiebe ich das auf ein anderes Mal.
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