Die folgende Situation ist euch, meinen lieben Leserinnen und Lesern mglw. bekannt: ein Beispiel aus dem eigenen Leben wird gegeben um eine allgemeinere Beobachtung (mglw. gar ein Modell welches (besagte) Beobachtungen erklaert) zu illustrieren, mit dem Hinweis darauf, dass andere Menschen das in der gleichen Situation auch bemerkt / beobachtet / gemacht / erlebt haben.
Die ueblichen (oft genug pseudointellektuellen) Verdaechtigen sagen dann sowas wie „Die Mehrzahl von Anekdote ist nicht mit Daten gleichzusetzen“ … und ich gebe zu, dass ich verstehe, worauf diese Leute hinaus wollen und ich gebe denen damit eigtl. Recht. Nur weil ’ne Gruppe von Mønchen gnostische Erfahrungen beim Fasten haben, heiszt das noch lange nicht, dass das als Datengrundlage ausreicht um deswegen auf eine allgemeine Existenz einer Gøttin zu schlieszen.
Aber wenn man sich mal die vielen Millionen Datenpunkte die bspw. am CERN „produziert“ werden im einzelnen anschaut, dann sind das auch alles nur „Anekdoten“. In dem Sinne, dass der Detektor zu dem bestimmten Zeitpunkt ein „Erlebnis“ hatte in Form eines registrierten Teilchens. Und dann erzaehlt ein anderer Detektor eine aehnliche „Anekdote“.
Der Vergleich einzelner Datenpunkte mit einer Anekdote ist gar nicht so weit hergeholt. Messerereignisse sind nie identisch, denn die „zappeln“ alle ein bisschen um den sog. „wahren Wert“. Aus der (gewaltigen) Mehrzahl all dieser „Anekdoten“ werden dann aber Daten (mit Fehlerbalken).
Ein anderes Beispiel sind die (Neben)Wirkungen neuer Medikamente. Beim Testen werden die Erlebnisse (vulgo: Anekdoten) von vielen (aber nicht super mega vielen) Menschen betrachtet und in ihrer Mehrzahl als Daten fuer eine statistische Beurteilung besagter (Neben)Wirkungen genommen. Das bedeutet dann aber noch lange nicht, dass andere Individuen welche die gleichen Medikamente nehmen aehnliche „Anekdoten“ erzaehlen kønnen. Die Medizin ist voll von Beispielen, wo das eine Medikament bei vielen Menschen gut funktioniert, aber bei manchen (oder gar gleich vielen … oder gar viel mehr) Menschen ueberhaupt nicht. Das ist also die „Umkehrung“ der obigen Aussage: trotz guter Daten(grundlage) sind die eigenen „Anekdoten“ ganz anders.
Ja man braucht nichtmal eine Mehrzahl von Anekdoten um ordentliche (und wichtige!) Wissenschaft zu machen. Paul Martin Neuraths Doktorarbeit …
… ist (all zu) nuechtern (und viel zu verkuerzend) betrachtet nur eine Aneinanderreihung von (furchtbaren) „Anekdoten“. Aber die Bewertung, Einordnung und Analyse der gesamten Umstaende macht es zu einem wichtigen, wissenschaftlichen Werk.
Ersteres war damals, als er all dies schrieb, leider ein riesiges Problem fuer ihn, das als Doktorarbeit anerkannt zu bekommen. Letztlich (mit)begruendete er damit aber eine neue wissenschaftliche Herangehens- und Arbeitsweise, in der selbst erlebte „Anekdoten“ eben die DATENgrundlage fuer wissenschaftliche Erkenntnisse dienen.
Worauf ich hinaus will ist, dass Wissenschaft erstaunlich gut mit Anekdoten funktioniert.
Nota bene: Das ist uebrigens ein Buch, dass man wegen (und nicht trotz) des schwer zu verdauenden Inhalts mal lesen sollte.
Das soll ausreichen, um meinen Punkt klar zu machen. JA, die Mehrzahl von Anekdoten (meist (aber nicht nur) von den ueblichen Verdaechtigen wie bspw. Impf- oder Klimaspinner) sind oft genug laengst keine Daten und man muss darauf aufpassen … aber alle Daten sind streng genommen eine Mehrzahl von Anekdoten.
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