Zunaechst sei zu sagen: Sexismus ist immer noch total praesent, auch in der westlichen Gesellschaft! Als Mann kann ich bzgl. direkter Erlebnisse nichts sagen, da ich das nicht erlebt habe. Ich weisz aber auch, dass das fuer Frauen auch heutzutage noch ganz anders aussieht.
Was ich sagen will: ich will und werde hier NICHT argumentieren, dass es keinen Sexismus mehr gibt! Deswegen ist das Thema im Titel auch spezifisch eingegrenzt.
Eine grosze Staerke (von vielen) von Joseph Hellers beruehmten Buch ist, dass es ganz genau die Zustaende in der gegebenen Gesellschaft beschreibt. Konkret natuerlich die ge- und erzwungene Kriegsgesellschaft in Form des Krieges selbst aber auch und des Militaers und der Bombercrews.
Oft scheint das total absurd und vøllig ueberspitzt zu sein. Aber wenn man mal drueber nachdenkt, dann wird man sich dem viel mehr bewusst, wie sehr unser Bild von solcher Zustaenden durch Propaganda gepraegt ist.
Wieauchimmer, Heller beschreibt auch, wie die Maenner die Frauen dort behandeln und es ist widerlich! Das sind Stellen, wo ich als (hoffentlich) moderner Mann darauf wartete, dass der Protagonist (den man mag und møgen møchte) oder der Autor was dagegen sagt. Aber nein! Diese „Erløsung“ kommt nie.
Erst relativ spaet erkannte ich, dass dies eigentlich ein ganz wichtige Sache im Buch und eine (siehe oben) Staerke desselben ist. Joseph Heller war seinen Zeitgenossen damit um Dekaden (!) voraus.
Als „Gegenbeispiel“ nehme man Mad Men; eine Serie, die alles Lob verdient hat, ich gebe aber zu, dass sie vermutlich nicht jedermans Geschmack trifft. Mad Men ist eine moderne Interpretation der Werbebranche der 60’er Jahre. Deswegen zeigt die Serie auch den Sexismus, was bei einer zeitgenøssischen Version sicherlich nicht der Fall gewesen waere. Aber zur besseren Identifizierung fuer die Zuschauer gibt es Frauen, die aus dem Schema ausbrechen und alle Maenner (und insb. der Protagonist) halten sich sehr mit dem Sexismus zurueck.
Letzteres war ja aber nicht so. Sexismus war bei Maennern durch die Erziehung „eingebaut“; das war total normal den Frauen an den Po oder durchaus auch die Brueste zu grabschen und sexuell eindeutige Bermekungen zu machen. Das sollte aber eigentlich nicht normal sein! Das hat nur niemand von den Maennern zugegeben!
Den Frauen war es natuerlich schon viel laenger klar, wie furchtbar diese Zustaende sind; den Feminismus gibt es schlieszlich schon seit mehr als hundert Jahren. Siehe Mary Wollstonecraft oder spaeter Emma Goldman oder die Suffragetten.
Und da schrieb Heller dann das was er sah. Ohne Entschuldigung und ohne Verschønerung aber auch ohne Bewertung. Letzteres wuerde nicht zum Buch und wie dieses aufgezogen und strukturiert ist passen. Aber allein durch die Art und Weise wie Heller die sexistischen Tatsachen beschreibt macht meiner Meinung nach klar, dass ihn das auch anekelte und das er sich nicht anders zu helfen weisz, als eben jene Beobachtungen ungeschønt auf’s Papier zu bringen. Er wusste sich (innerhalb des gewaehlten Mediums) nicht anders zu helfen, eben weil die Gesellschaft das in dieser Zeit nicht wirklich erlaubte, denn das war doch voll normal. Dazu sei zu sagen, dass Normalitaet unter gewissen Umstaenden uebrigens durchaus auch als eine Form von Propaganda (siehe oben) angesehen werden kann.
Das war jetzt eine lange Einfuehrung; dafuer ist aber der Punkt auf den ich eigentlich hinaus will ganz kurz.
Auch wenn Sexismus in der westlichen Gesellschaft immer noch existiert und immer noch alltaeglich, so ist insb. die Erziehung der Maenner seit Hellers Buch erschienen ist, ein gutes Stueck voran gekommen. Zumindest in meinem (weit gefassten) sozialen Habitat wuerde das niemand mehr als normal empfinden, wenn Maenner Frauen das antun, was Heller als ganz normal und alltaeglich in Catch-22 beschreibt. Ich wuerde sogar so weit gehen, dass es mindestens auch immer wen gibt (ob Mann oder Frau), der aufsteht und Nein! sagt, wenn so etwas doch passiert.
Und das ist natuerlich ganz fantastisch und ich bin froh, dass wir diese widerliche „Normalitaet zwischen den Geschlechtern“ von vor 70 Jahren (fast) vergessen haben, weil es eine neue, wenn auch noch laengst nicht komplett gute, so doch bessere, Normalitaet gibt.
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