Immer wenn ich sage, dass ich eine Serie abschliesze, dann stolper ich doch noch ueber etwas. In diesem Fall mit nicht so groszem Abstand wie sonst.
Ich møchte ich mehrere Sachen klarstellen, aber eigentlich laeuft alles auf nur ein Dingens hinaus. Interessanterweise fuehrt mich das zu einem aelteren Beitrag zurueck. Aber der Reihe nach.
Im allerersten Beitrag dieser Reihe schrieb ich:
Selbstverstaendlich tragen alle […] [Menschen] dazu bei, dass es den Menschen um sie herum gut geht … das ist wichtig fuer so eine Art grundlegenden Wohlstand.
Vøllig anders drueckte ich die selbe Sache in besagtem aelteren Artikel so aus:
Das Dumme ist: der Weltraum ist voll von Gefahren. Und die „Intelligenzia“ hat oft die Eigenschaft, kuemmerlich auf solche Gefahren zu reagieren. Das kønnte jetzt zwar nur ein Vorurteil sein, aber die allermeisten Nobelpreistraeger wirken nicht so, als ob sie alleingelassen im Wald ueberleben wuerden.
Beide Male druecke ich aus, dass es ueberhaupt nix bringt, wenn es NUR superschlaue Leute gibt. Dies deswegen weil es superschlaue Leute nur geben kann, wenn andere Menschen diese am Leben erhalten indem besagte andere Menschen die Haeuser bauen und die Kartoffeln anbauen. Ebenso braucht es schlaue, aber nicht ganz superschlaue Pesonen (also die normelen Universitaetsabsolventen wie ich), denn Erstere arbeiten Letzteren zu. Egal wie toll der oder die zukuenftige Nobelpreistraeger(in) ist, wenn diese oder dieser nicht mindestens dutzende von Doktoranden und Doktorandinnen haette, wuerden die vielen wunderbaren Ideen nur reine Theorie bleiben. Der Grund ist natuerlich, weil besagte Doktorandinnen und Doktoranden die eigentliche „Handarbeit“ machen und das Gesamtbild, welches fuer das Voranschreiten der Menschheit sorgt, sich erst ueber viele Jahre ergibt.
Und hier liegt ein haeufiger Denkfehler semiintelligenter Menschen. Die halten sich naemlich fuer extra schlau und viel von sich selbst. Entsprechend wollen solche Personen oft NUR die Intelligenz førdern. Sei es, dass nur Begabtenschulen oder „Elite“universitaeten (so sinnvoll und wichtig ich beide Konzepte durchaus finde) positiv erwaehnt und geførdert werden und der Rest des Bildungssystems verkommt, oder so wahnwitzige Ideen, dass sich nur Leute mit Diplom fortpflanzen sollten. Zu meiner Schande muss ich sagen, dass ich als sehr junge Person, mit fast gar nicht vorhandener Lebenserfahrung, kurz nach der Schule durchaus auch dieser Meinung war … *seufz* … Zum Glueck sind Menschen in der Lage ihre Meinungen zu aendern.
Im oben zitierten aelteren Artikel schrieb ich ein bisschen dazu, was natuerliche Selektion bzgl. Intelligenz fuer negative genetische Auswirkungen auf die Gruppe der Ashkenzijuden hat. Aber letztlich wird das dort Geschriebene nur angenommen und man hat keinen direkten Beweis. … Dies ist das Stichwort um den Vorhang auf zu machen fuer Kotrschal, A. et al., denn die haben bereits 2012 mittels kuenstlicher Selektion Guppies mit grøszeren und kleineren Gehirnen (divergente Selektion nennen die das) gezuechtet und das Experiment in Current Biology 23 (2), p168–171, 2013 im Artikel mit dem Titel „Artificial Selection on Relative Brain Size in the Guppy Reveals Costs and Benefits of Evolving a Larger Brain“ vorgestellt (sollte frei sein, wenn nicht: *hust*).
Diese Selektion ging erstaunlich schnell:
[…] brain size responded rapidly to divergent selection […]. Relative brain size was already 9% larger in the upward- compared to the downward-selected lines after two generations of selection.
Und grøszere Gehirne bedeuten (innerhalb einer Spezies) tatsaechlich høhere Intelligenz:
[…] large-brained females [were] outperforming small-brained females in the learning assay […], thereby providing direct evidence for a positive association between relative brain size and cognitive ability. Interestingly, no difference was found between males of different brain sizes
Die Maenner waren wie immer zu doof, trotz grøszerer Gehirne. Ist ja bei den Menschen nicht anders, duenkt mich.
Das ist also absolut møglich, innerhalb relativ kurzer Zeit die (zahlreichen!) Intelligenzgene durch kuenstliche Selektion zu bevorzugen. Allerdings wurde das teuer erkauft:
Gut size differed between selection lines by 20% […]. […]
Offspring number was […] 19% lower in the large-brained lines as compared to the small-brained lines, which shows that the evolution of a larger brain has a strong negative effect on an important reproductive trait.
Das hatte man schon laenger vermutet. Zum Einen braucht das Verdauungssystem nach dem Gehirn die meiste Energie und der Kørper muss ds gut haushalten um zu ueberleben. Soweit ich weisz, kann man relativ gut nachverfolgen, dass die Verdauungssysteme der Spezies Homo kleiner wurden, wann immer unsere Vorfahren bessere (permanente) Nahrungsquellen fanden. Zunaechst mehr Fleisch als Gemuese und dann die Nutzbarmachung des Feuers. Im gleichen Zuge wurden unsere Gehirne grøszer.
Zum Anderen sind Meeressaeuger und Primaten (inkl. Homo Sapiens) mit Abstand die intelligentesten Saeugetiere, es sind aber auch die mit den geringsten Geburtenzahlen.
Man hatte fuer diese beiden Vermutungen nur noch keinen direkten Beweis.
Da ist also was zu holen, aber Intelligenz ist nicht nur auf einem oder ein paar wenigen Genen verteilt. Soweit ich den Stand der Forschung diesbezueglich ueberblicke, stehen sehr viele Stellen im Genom mit der Entwicklung des Gehirns und der Intelligenz in Verbindung und diese Stellen sind verkreuzt mit anderen Sachen wobei Herumwurschteln in den anderen Sachen dann gerne unangenehme Folgen haben kønnen. Deswegen scheint mir, dass gezuechtete „Intelligenzuebermenschen“ im Schnitt eher krank und schwaechlich sein werden. Kurzfristig waere das mglw. ein Gewinn, aber es wuerde dem wirklich langfristigen Vorankommen der Menschheit eher im Wege stehen. Die geringere Fortpflanzung spricht fuer sich, aber wenn die Menschheit permanent kuenstliche Nahrungsquellen braucht, dann ist das insgesamt kein robustes System mehr, wenn da mal ’ne grøszere Katastrophe (bspw. ein Virus) kommt.
Und deswegen plaediere ich in den Artikeln dieser Reihe (und auch im Allgemeinen) so sehr dafuer, die Lebenssituation ALLER Menschen zu verbessern. Denn da gibt es noch etliche (andere) „low hanging fruit“ die „geerntet“ werden kønnen, ohne permanente, alles kaputt machende Nebenwirkungen.
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