Beim Uebungsbuch in der Fahrschule war eine Schablone mit der man seine eigenen Antworten kontrollieren konnte. Diese Schablone war im Wesentlichen ein Papierstreifen mit Løchern drin und einer Markierung. Besagte Markierung musste an eine andere Markierung auf die Seite mit der jeweiligen Frage gehalten werden und das Papier deckte dann die falschen Antwortmøglichkeiten ab. … Ich habe mal kurz geschaut und die gibt es sogar heutezutage noch .oO(das haette ich jetzt nicht erwartet).
Nun war aber das Lochmuster der Schablone auswendig lernen viel einfacher und schneller als sich die Fragen durchzulesen und ueber die richtige Antwort nachzudenken. Klar, im Endergebnis hilft das nicht fuer die richtige Pruefung, aber es optimiert die Aufgabe innerhalb der gegebenen Rahmenbedingungen.
Ein anderes Beispiel ist, dass heutzutage (aber mehr oder weniger auch schon bei uns) Schueler und Studenten eben gerade NICHT mehr „fuer’s Leben“ lernen, sondern das Lernen darauf optimieren gute Noten zu haben. Klar, das sieht im Zeugnis und auf dem Diplom gut aus. Aber wenn diese Leute dann das Wissen in der Praxis selbststaendig anwenden und erweitern muessen ist’s damit oft nicht weit her.
Als Letztes seien hier Steuerschlupfløcher genannt. Die Steuererklaerung kann ja vøllig legal (wenn auch nicht moralisch richtig) sein und dennoch werden der Gemeinschaft Milliarden vorenthalten, weil das Finanzverhalten insb. reicher Akteure auf die Gegebenheiten (in diesem Fall die Steuergesetze) optimiert werden.
Worauf will ich eigentlich hinaus? Ganz einfach! Die drei Beispiele (und andere Dinge die in diese Kategorie fallen) werden im Allgemeinen zwar als Schummeln angesehen, aber von der Gesellschaft oft genug mit dem Kompliment „clever nachgedacht“ bedacht (wenn auch meist nicht direkt ausgesprochen). Es ist also ein zutiefst menschlicher Wesenszug kreativ zu sein, um das Verhalten derart zu optimieren, sodass es zum besten Resultat unter den jeweils gegebenen Umstaenden fuehrt. Selbst wenn dies NICHT bedeutet, dass das langfristig gut ist und vielmehr oft ein Hinweis auf falsche Anreize in besagten Umstaenden ist.
Nun wundert es mich aber, dass zum gleichen Verhalten gesagt wird, dass dieses „laecherlich“ oder „eine schlecht definierte Zielfunktion“ waere, oder dass man daran sieht, „wie weit weg kuenstliche Intelligenz noch vom Menschen ist“. Warum wird kreative Interpretation der gegebenen Umstaende zur Optimierung des eigenen Verhaltens so unterschiedlich bewertet?
Hier gibt es einen laengeren Artikel dazu (Achtung: der scheint wissenschaftlich, ist es aber nach (gar nicht mal so) strengen Kriterien NICHT). Dort werden 32 Anekdoten diesbezueglich erzaehlt. Ich gebe ein paar Beispiele.
Die Entwicklung starrer, langer Kørper welche sich durch Rad schlagen fortbewegen (durch Impulserhaltung) anstatt der Entwicklung von Schlaengelbewegungen. Was im Uebrigen auch die Evolution getan hat.
Algorithmen mit „falschen Funktionen“ welche durch die Tests kamen, weil besagte Algorithmen „tot spielten“ waehrend des Tests. Tot spielen ist in dem Falle, dass besagte Funktionen zufaellig aktiviert wurden und manchmal eben nicht waehrend des Tests und somit wurde der „defekte Algorithmus“ dann als vøllig OK betrachtet.
Ein anderes Beispiel (nicht aus dem Artikel) ist der Algorithmus der Tetris dadurch nicht verliert, indem das Spiel kurz vor dem Game Over (fuer immer) pausiert wird.
Dann war da auch der unbrauchbare Greifarm, der durch einen Trick dennoch benutzt werden kann.
Und dies faellt dann auch schon gar nicht mehr in die Kategorie „Schummeln“, sondern wuerde bei Menschen direkt mit dem (diesmal sogar ausgesprochenen) Lob „das war eine gute Idee“ bedacht.
Ein anderes Beispiel waere auf den „Ellbogen“ laufen. Kønnte man jetzt sagen: „na so eine dumme Idee“. Bis man drauf kommt, dass ja die „Fuesze“ durch irgendwelche Umstaende mglw. unbrauchbar sind. Und wenn ein Algorithmus dann von selbst drauf kommt, ohne dass ein Mensch bei der Programmierung dran gedacht hat, dann ist das meiner Meinung nach schon eine ziemlich kreative Leistung.
Worauf ich hinaus will ist das Folgende: wenn etwas wie ein Stueck Kuchen aussieht, sich wie ein Stueck Kuchen anfuehlt und wie ein Stueck Kuchen schmeckt, dann ist es vermutlich ein Stueck Kuchen.
Nur weil bei Computern und Robotern noch nicht alles in jeder denkbaren Situation zusammenspielt, wie bei uns biologischen Algorithmen und Maschinen nach Milliarden, zumindest hunderten von Millionen von Jahren evolutionaerer Optimierung, bedeutet das nicht, dass die das niemals kønnen werden.
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