Erinnert ihr, meine lieben Leserinnen und Leser, euch noch an die Zombiefliegen? Falls ja, dann ist gut, falls nein, dann ist’s nicht so schlimm. Denn heute møchte ich euch die Gehirnchirurgwespe vorstellen.
Erstmal nicht weiter verwunderlich ist, dass es sich bei diesem Tier um einen Parasiten handelt. Parasit einfach aus der Tatsache heraus, dass die Wespe andere Lebewesen (Kakerlaken in diesem Falle) zum Ueberleben benøtigt; ganz ohne Wertung. … … … Das wird so oft vergessen, dass Wørter auch Bedeutungen jenseits den „ueblichen“ Interpretationen haben. Die Nazis (ja, die ganz Alten aus den kuerzesten 1000 Jahren der Weltgeschichte) haben das echt gut geschafft, dass solche Begriffe mit Menschen negativ verknuepft werden. Ueberhaupt haben die Nazis da ganze Arbeit geleistet und das wirkt bis heute nach :( …
Aber ich schwoff ab, denn es soll ja um die Wespe gehen.
Diese Wespen sind deshalb Parasiten, weil die Eier auf besagten Kakerlaken abgelegt werden. Die dann schluepfenden Larven fressen die Kakerlake dann bei lebendigem Leibe auf. So weit, so normal … wer jemals behauptete, dass Natur romantisch ist, dem fehlte nur die nøtige Allgemeinbildung (und Selbsteinsicht).
Zur Eiablage muessen die Kakerlaken still halten und deswegen werden die paralysiert.
Auch dies ist nicht ungewøhnlich.
Das Ungewøhnliche ist, dass die Kakerlake sich sehr wohl bewegen kann. Ihre Muskeln sind NICHT (permanent) paralysiert. Nur am Anfang, nach dem ersten Stich der Wespe. Aber das haelt nur fuer ein paar Minuten an.
Vielmehr ist es so, dass die Wespe nach besagtem ersten Stich dann der Kakerlake noch einen zweiten Stich ins Gehirn versetzt. Aber nicht nur einfach so. Nein, nein! Die Wespe sticht gezielt in das Gebiet des Gehirns welches fuer die _selbstbestimmte_ (!) Bewegung verantwortlich ist. Alles andere bleibt intakt. Das Kaklerlakengehirn kann also weiterhin Impulse an die Beine senden, die dann auch ganz normal funktionieren.
Die Wespe macht das Gehirn aber nicht einfach kaputt sondern ein Chemikaliencocktail wird in diesen Bereich des Gehirns injiziert. Diese Chemikalien mindern die Effektivitaet des Neurotransmitters, welcher die spontanen (!) Muskelkontraktionen kontrolliert. Das ist wichtig. Denn spontan bedeutet selbstbestimmt, und nicht induziert durch andere.
Krass wa! Diese Wespe hat sich so entwickelt, dass sie nicht nur eine ganz bestimmte Gehirnregion findet und beeinflusst, sondern auch, dass der Chemikaliencocktail so krass spezifisch ist, dass nicht die komplette Bewegung gehemmt ist.
Und das ist wichtig, denn die Wespe ist zu klein um die Kakerlake in die „Bruthøhle“ zu transportieren. Die muss da schon von alleine hingehen. Und dafuer nimmt die Wespe sie an die Leine … oder vielmehr schnappt die Wespe sich einen der Fuehler und dirigiert damit die Bewegungen der Kakerlake.
Und warum nun Psychiaterwespe? Naja, die Kakerlake kann sich ja weiterhin bewegen … die hat nur keine Lust. Und keine Lust hat die Kakerlake aufgrund einer veraenderten Gehirnchemie. Und das ist was Psychiater machen: die gezielte Kalibrierung der Gehirnchemie, sodass die Patienten ein normales Leben fuehren kønnen.
Im Falle von Depressionen bedeutet dies, die inhibierenden Auswirkungen einer (selbststaendig) veraenderten Gehirnchemie mittels induzierter Chemikalien (vulgo: Medikamente) zu negieren, damit der Patient wieder motiviert ist Dinge zu tun. Hingegen im Falle manischer Episoden aehnelt diese Kalibrierung eher dem was die Wespe macht. Naemlich soll dann unangebrachte und undurchdachte und oft schaedliche „Uebermotivation“ gedaempft werden.
Und wenn ich das so schreibe, bin ich mal wieder super froh in der heutigen Zeit zu leben. Vor nur ca. 50 Jahren gab es zwar schon Atomkraft, aber diese Medikamente noch nicht. So unmessbar viel Leid ist seitdem durch diese fantastischen Chemikalien gemindert, verhindert und letztlich sehr sehr oft auch geheilt worden.
Damit schliesze ich den Artikel ab. Ist schon toll, wie viele Faesser auf so kleinem Raum aufgemacht werden kønnen :)
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