Ihr meine lieben Leserinnen und Leser habt das bestimmt auch schon zur Genuege gehørt:
Ein Glaesschen Wein (oder Bier) ist gut fuer die Gesundheit.
Gerne wird dabei dann was von „die Wissenschaft hat herausgefunden“ geschwafelt. Natuerlich ohne Studien zu liefern.
Nun ja … diese Studien gibt es tatsaechlich. Aber ich habe lange vermutet, dass dabei nicht die Wirkung des Alkohols auf die Gesundheit gemessen wurde, sondern dass da eigentlich ein anderer Aspekt gemessen wurde.
Obige Aussage ist „medizinisch bestaetigt“ naemlich nur fuer _moderaten_ Alkoholkonsum. Also aus dem „Glaesschen Wein“ darf nicht die ganze Flasche werden und der Schaps zum Geburtstag, Dorffest, Grillabend, Hochwassersaeckeschleppenselbstbeweihraeucherung etc. pp. zaehlt da mit Sicherheit nicht mit rein. Und welche „Volksgruppe“ ist eher dafuer bekannt sich zu maeszigen? Richtig: Intellektuelle (und solche die sich dafuer halten). Das Problem ist nun nur, dass solche Leute auch andere schaedliche Sachen vermeiden; bspw. Rauchen, Sonnenbaden oder zu schnelles Autofahren. Hinzu kommt, dass solche Menschen meistens eine Arbeit haben, die laengst nicht so anstrengend oder schaedlich fuer den Kørper ist; bspw. Zement mischen, den ganzen Tag auf Betonfuszboden im Lager stehen oder bei Wind und Wetter den Muell anderer Leute transportieren.
Was ich damit ausdruecken will ist das Folgende: Besagte medizinische Untersuchungen haben mglw. nicht gemessen, dass moderater Alkoholkonsum gut fuer dich ist, sondern dass es gut fuer dich ist intelligenter zu sein als der Durchschnitt und eine gefaehrliche Lebensweise zu vermeiden.
Das ist uebrigens ein relativ haeufiger Fehler in (besonders aelteren) medizinischen Studien. Man wusste halt nicht, was alles als Størvariablen beeinflussend wirkt auf medizinische Ergebnisse. Da wurde bspw. vor einigen Jahrzehnten (mich duenkt das war deutlich vor den 80’er Jahren) ein Medikament fast ausschlieszlich getestet an Hausfrauen der sog. Mittelklasse in den USA. Man fand raus, dass die alle bessere Herzfunktion hatten. Das war unerwartet, denn eigentlich sollte das Medikament fuer was ganz anderes sein. Nun ja, so wie aus einem Mittel das urspruenglich gegen Bluthochdruck entwickelt worden war dann Viagra wurde, wurde dieses Medikament dann eben zu einem Herzmittel, welches auch oft und fleiszig von den Aerzten verschrieben wurde. Jahrzehnte spaeter wurde das vom Markt genommen, denn der eigentliche Effekt dieses Medikaments bei schwachen Herze war NICHT positiv, sondern ganz im Gegenteil, das hat die Situation noch verschlimmert. Bei den Tests wurde das nur nicht entdeckt, weil Hausfrauen der Mittelklasse in den USA genuegend Zeit hatten Sport zu treiben. Und deswegen hatten die eine bessere Herzfunktion als die Placebogruppe. … .oO(uiuiui … Placeboeffekt ist noch so ein Ding. Den gibt es naemlich auch nicht, das sind auch andere Effekte die man einem „Placeboeffekt“ zuordnet … aber der Beitrag ist schon viel laenger als geplant.) … Und das dauerte mehrere Jahrzehnte (und kostete eine unbekannte Zahl an Menschenleben), bis dieser Fehler korrigiert wurde.
Leider, leider, leider muss ich die Quelle zu dieser Geschichte schuldig bleiben :( .
Aber ich schwoff ab, denn eigentlich wollte ich obige Volksweisheit mal genauer anschauen.
Was man dafuer braucht sind lang angelegte Studien. Exzessiver Alkoholkonsum schlaegt sich deutlich nieder in der Gesundheit und dessen Wirkung ist dementsprechend schnell nachzuweisen. Bei moderatem Alkoholkonsum hingegen muss man lange schauen. Und genau das haben Topiwala et al. mal gemacht und die Ergebnisse im Artikel mit dem Titel „Moderate alcohol consumption as risk factor for adverse brain outcomes and cognitive decline: longitudinal cohort study“ im The BMJ [Anm.: British Medical Journal], 2017; 357:j2353 praesentiert.
Und dort steht dann ertmal WIE lange die Studie ging:
[…] this study are the 30 year longitudinal data on alcohol consumption […]
.oO(30 Jahre, 30 Jahre … mhmm … mit 20 angefangen das „Feierabendbier“ zu genieszen … naja … da bleiben dann ja noch 10 Jahre.)
Dort wird nur auf das Gehirn geschaut. Aber ich erwaege dieses Organ als ziemlich wichtig. Ein Ergbnis ist:
Alcohol and cognitive function — Higher alcohol consumption over the study predicted faster decline on lexical fluency
Ein weiteres Ergebnis ist:
Grey matter — Average alcohol consumption over the study (units/week) was negatively correlated with grey matter density
Graue Substanz … ist bestimmt nicht so wichtig … was meint denn Wikipedia dazu? Nun ja, das hier:
Grey matter contains most of the brain’s neuronal cell bodies. The grey matter includes regions of the brain involved in muscle control, and sensory perception such as seeing and hearing, memory, emotions, speech, decision making, and self-control.[5]
Mhmmm … ich find das alles ziemlich wichtig.
Aber es gibt ja noch die weisze Substanz, welche laut Wikipedia
[…] affects learning and brain functions.
Oopsie … auch nicht so ganz unwichtig.
Obige Studie fand heraus:
White matter — Higher average alcohol consumption across the study was inversely associated with white matter integrity
Man beachte, dass KEINE Ausnahme gemacht wird fuer moderaten Alkoholkonsum! Zwei Glas Wein am Abend sind schlechter als ein Glas oder gar keins.
Also … alle denen das auf den Keks geht, wenn der Konsum von Alkohol mal wieder mit falschen „Volskweisheiten“ begruendet wird, die kønnen jetzt diese Studie aus der Tasche ziehen. Nicht dass ich denke, dass das was bringt, aber man kann’s ja versuchen.
Aber vielleicht bin ich ja auch der Einzige dem das auf’n Sack geht, dass die Leute eigentlich nur betrunken werden wollen (wenn auch nur leicht) und falsche Argumente dafuer benutzen. Und komm mir hier jetzt keiner mit „Geselligkeit“ oder „Geschmack zum Essen“. Es war auch mal „gesellig“ zu rauchen. Ich muss da nicht weiter drauf eingehen, wie diese „Geselligkeit“ dann weniger und weniger wichtig wurde. Und meine ganz persønliche Meinung bzgl. „Geschmack zum Essen“ ist, dass mir das schwarze Blut des Kapitalismus (a.k.a. Cola) am besten zu allem schmeckt. Deswegen gibt es aber immer noch keine „Colaverkostungen“ oder „Colakurse“ oder so ein Buhei um selbstgemachte Cola *augenroll*.
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