Nein, dieser Eintrag hat nichts mit dem Wetter hier in Norwegen zu tun.
Vielmehr ist’s schon wieder „Science“, denn neulich stolperte ich ueber das hier (das Kleingedruckte muss nicht gelesen werden, denn das zitiere ich weiter unten nochmal separat):
Zunaechst dachte ich so .oO(Ach neeeeeee! Schon wieder) …
Kurz darauf dachte ich dann aber .oO(Moment! Das passt viel zu gut in mein Narrativ! Da schaue ich mal lieber nach der Originalquelle.)
Es dauerte eine kleine Weile bevor ich Arthur R. Jensen’s Buch „Bias in Mental Testing“ (The Free Press, 1980) fand. Ich habe das nicht gelesen, aber dort steht tatsaechlich auf Seite 172:
The idea that anything as subtle and complex as all the manifestations of changes in temperature could be measured and quantified on a single numerical scale was scoffed at as impossible, even by the leading philosophers of the sixteenth century.
Also schon wieder so eine ganz bestimmt wahre Wahrheit, die falsifiziert wurde. Nur bei diesem Beispiel schrieben keine prominenten Cartoonisten, dass es „Science Biggest Fail“ waere, oder dass es schwer waere der Wissenschaft zu vertrauen. Vielmehr habe ich den Eindruck, dass die allermeisten Leute diesen Korrekturmechanismus in diesem Fall als ganz selbstverstaendlich ansehen.
Im uebrigen basierte diese falsifizierte Wahrheit auch hier wieder darauf, dass ein nuetzliches Konzept noch nicht entdeckt war: die wissenschaftlich definierte Temperatur.
Temperature was then confounded with all the subtleties of subjective judgment, which easily seem incompatible with a single numerical scale of measurement. How could the height of a column of mercury in a glass tube possibly reflect the rich varieties of temperature—damp cold, dank cold, frosty cold, crisp cold, humid heat, searing heat, scalding heat, dry heat, feverish heat, prickly heat, and so on?
Hinzu kam, dass die Messtechnik einfach noch nicht so weit war. Sowohl technisch, als auch (wieder mal) in den Konzepten.
The early thermometers were inconsistent, both with themselves and with each other. Because they consisted of open-ended glass tubes, they were sensitive to changes in barometric pressure as well as to temperature. And there were problems of calibration, such as where to locate the zero point and how to divide the column of mercury into units. It was believed, incorrectly, that all caves had the same temperature, so thermometers were calibrated in caves.
Cool wa! Wie „Science“ das interne Problem ganz von alleine geløst hat.
Im Uebrigen møchte ich aber sagen, dass auch die technische Definiton der Temperatur NICHT die reine Wahrheit ist. Dieses Konzept ist in sich natuerlich konsist, von groszer genereller Wichtigkeit und ich denke nicht, dass es bzgl. allem Technischen anders sein kønnte.
Aber das was die Philosophen damals dachten ist nicht von der Hand zu weisen.
Ja klar „damp cold, dank cold, frosty cold“ kønnen wir auch irgendwie wissenschaftlich deutlicher (und vor allem messbarer) beschreiben; Stichwørter sind hier bspw. Luftfeuchtigkeit und Windgeschwindigkeit.
Aber Menschen sind keine Messinstrumente und packen all dies in ein „Ding“, was wir nun mal „Temperatur“ nennen. Wir fragen naemlich „wie warm ist’s’n drauszen?“. Und -10 Grad Celsius bei niedriger Luftfeuchtigkeit und ohne Wind ist einfach mal nicht so kalt wie -5 Grad Celsius bei hoher Luftfeuchtigkeit und starkem Wind.
Aber vermutlich ist sogar das wissenschaftlich definier und messbar. Science eben.
Dann kommt aber hinzu, wie viel kaelter (DA! „kalt“! Schon wieder bezieht sich alles auf die Temperatur!) sich ein und das selbe Wetter anfuehlt, wenn man krank ist verglichen mit wenn man gesund ist.
Oder dass 4 Grad Celsius im August irgendwie kaelter sind, als 4 Grad Celsius im Februar.
Oder … … … Oder … … … Oder … … … … … …
Der Punkt des Ganzen ist zweifach:
1.: Wir kønnten die Sprache veraendern und alles das was wir mit subjektiver Temperature verbinden als „Temperatur“ bezeichnen und alles was technische Temperatur ist mit „Risimif“. Das waere interessant und wuerde die Klarheit der Sprache deutlich verbessern. Oder, …
2.: … wir akzeptieren einfach, dass es sowas wie die absolute, hundertdreiundzwanzigprozentige und sowieso und ueberhaupt Wahrheit nicht gibt. Insbesondere (!) nicht in der Wissenschaft. Es gibt extrem gute Modelle, die nicht nur die Mehrzahl der Beobachtungen beschreiben und neue Phaenomene vorhersagen kønnen, aber die Relevanz dieser Modelle ist niemals universell! Denn was interessiert mich das Higgs-Boson, wenn ich Schokolade esse?
Und das meine ich nicht nur bei technischen Problemen so. Sondern auch (und INSBESONDERE) bei sozialen, gesellschaftlichen Herausforderungen.
Will ich Privatsphaere haben, wenn eine freie Verfuegbarkeit aller meiner Lebensdaten mein Leben um 20 gute Jahre (also nicht nur statistische Jahre!) verlaengern kønnte?
Sind wir als Gesellschaft wirklich reicher, wenn so viele Menschen ihren Kindern kein Obst mit zur Schule geben kønnen?
Kuemmert mich das ueberhaupt?
Ist das moralisch verwerflich, falls es mich nicht kuemmert?
Ist es moralisch verwerflich dass ich mich da nicht drum kuemmern will, weil ich depressiv werden wuerde, wenn es mich zu sehr kuemmern wuerde? (Siehe bspw. der Burnout so vieler Aktivisten.) …
Ach ist schon ok, du kannst dich nicht um alles kuemmern … Ist es auch ok, wenn es um den Klimawandel geht? … Ach … ist schon ok zu fliegen … du faehrst ja sonst mit dem Fahrrad.
Und die Nazis? Und Trump? Alles Nonsens? Oder irgendwie doch auch Wahrheit? Eine, die wir nur nicht wahr haben wollen?
Geil wa! Nun sind wir voll in der postmodernen Kritik drin … oder im Post-faktischen wie es „neu“ erfunden wurde vor kurzem. Also „post-faktisch“ im Sinne davon, dass es im Wesentlichen keine ultimative Wahrheit gibt (auszer so, wie es weiter oben steht, also die Wahrheit innerhalb ihrer eigenen Grenzen … aber das ist ja dann nicht universell). Aber wie ordne ich denn nun „Flat Earthers“ ein? … siehste … nicht mal die Aussage, dass es keine universelle Wahrheit gibt scheint universell zu sein … geil wa!
.oO(Ich glaube ich ordne diesen Artikel unter „Weltanschauung“ ein)
YEAH BABY! Gødel laeszt grueszen … tihihihi … auch wenn es bei Gødel im Grunde um was ganz Anderes geht.
Ich kønnte noch eine ganze Weile weiterschreiben, denn das Thema macht mir einfach zu viel Freude. Aber ich breche an dieser Stelle lieber ab. Und ihr, meine lieben Leser (<= mit voller Absicht so geschrieben :P *freut sich*) denkt mal drueber nach und verteidigt die Trump Waehler, wenn dieses Thema das naechste Mal aufkommt. Das macht auch viel mehr Freude (wenn auch nicht Freunde :P ).
.oO(Herrlich, wie sich dieser Beitrag entwickelt hat. Denn die urspruengliche Idee war eine ganz andere. So macht das Schreiben Spasz.)
.oO(STOOOOOOP! … tihihihi *gg*)
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