Lernen und Weiterbildung stehen hoch im Kurs und werden in unserer Gesellschaft als etwas Gutes und Wichtiges angesehen.
Der Meinung bin ich auch, so lange die Freude am Lernen und Entdecken dabei im Vordergrund steht und nicht die Selbstoptimierung fuer die (spaet)kapitalistische Gesellschaftsordnung. Letzteres møchte ich heute aber nicht weiter vertiefen.
Computerspiele und Gaming werden als die Antithese zum obigen Dogma angesehen und entsprechend i.A. von der bestehenden Gesellschaft verachtet, bzw. nur als „Mittel zum Geldscheffeln“ angesehen. In diese Richtung ging es ja bereits im letzten Artikel in dieser Reihe.
Heute møchte ich aber nicht so allgemein Schreiben, sondern ueber ein ganz persønliches, sehr schønes Erlebnis berichten.
„Injustice: Gods Among Us“ ist eine Art von Spiel, welches ich eigentlich nicht mag und deswegen ueblicherweise auch nicht spiele.
Ich habe es nur, weil es eines der wenigen Spiele ist, in denen Helden Charaktere aus dem DC-Universum die Protagonisten sind.
So viel zur Vorgeschichte.
Ein Ziel des Spiels ist es, genug Erfahrungspunkte zu sammeln, sodass Level 100 erreicht wird.
Normalerweise ist das fuer mich ein Ansporn, mich etwas intensiver und laenger mit einem Spiel zu beschaeftigen.
Hier nun aber wollte ich dies nicht, eben weil ich solche Art Spiele nicht so richtig mag.
Hinzu kam, dass dies wirklich extrem viel Zeit beansprucht haette, die ich fuer dieses Spiel nicht benutzen wollte. Ebenso erfordert dies ein Fertigkeitsniveau, welches ich nicht habe.
Nun wollte ich aber gern die Trophae haben, die es dafuer gibt.
Und das suesze, suesze *pling*, wenn ein Trophae gewonnen wird, ist immer ein extra Ansporn.
Was also tun?
Zunaechst dachte ich: ach … ich gebe auf, dann bekomme ich diese Trophae eben nicht.
Dann aber erfuhr ich, dass man durch eine einfache Interaktion mit Gegenstaenden in der Spielumgebung, Erfahrungspunkte bekommt, wenn auch nur sehr sehr wenige.
Simple, staendige Wiederholung dieser Interaktion wuerde mich also Level 100 erreichen lassen. JIPPIE!
Dummerweise erforderte dies, dass ich einen Knopf mehrere hunderttausend Mal druecken musste. Mit der Zeitverzøgerung, die das Ausfuehren der Handlung dauert, haette dies viele viele Stunden (mehre Tage faktisch) reinster, stupider Knopfdrueckerei bedeutet.
Das wollte ich nicht machen.
Aber dann dachte ich mir: Knopf druecken? Das kann man doch Automatisieren. Das dauert dann zwar immer noch genauso lange, aber ich muss das nicht mehr selber machen.
Zunaechst wollte ich ein Ding bauen, welches mechanisch immer und immer wieder auch den Knopf drueckt.
Dies ging gruendlich in die Hose.
Aber dann dachte ich: Halt mal! Knopf druecken? Das ist doch was Elektronisches. Da kønnte ich doch ein Relais benutzen und das automatisch ausfuehren lassen.
Aber wie steuert man ein Relais?
Zum Glueck hatte ich da mal Podcasts gehørt, in dem die Mikrocontroller(plattform?) Arduino besprochen wurde.
„AHA!“ Dachte ich dann. „DAS schau ich mir mal naeher an.“
Und tatsaechlich, mit einem Arduino kann ich ein Relais steuern (und viiiiiiiieeeeeeele andere Sachen machen).
Also ging ich los und kaufte mir so einen Arduino.
Und dann setzte ich mich so einige Stunden hin und lernte neue Dinge ueber elektronische Schaltungen und wie man den bedient und programmiert.
Und JA! ENDLICH! Ich hatte etwas gefunden und meinen Beduerfnissen angepasst, mit dem ich immer und immer wieder einen Knopf „druecken“ konnte.
Aber da stand ich vor dem naechsten Problem. Wo zum Teufel muss ich das Relais denn eigentlich anschlieszen, damit das passiert, was passieren soll?
Es stellte sich heraus, dass DIES die eigentliche Herausforderung war. Denn schraubt man einen Playstation 3 Controller mal auf, so sieht der ungeuebte Betrachter ein unverstaendliches Wirrwarr an elektronischem Kram vor sich.
Das Ganze natuerlich ohne offizielle Dokumentation.
Aber zum Glueck gibt es das Internet und Leute .oO(Oh, the irony), die sich das alles mal genau angeschaut und herausgefunden haben, was wo ist und was das macht.
Dann musste ich nur noch auf die lange und schmerzhafte Art und Weise heraus finden, dass Endwiderstaende wichtig sind und voila …
… fertig war alles.
Es machte dann noch mehrere Naechte lang „klick klack klick klack klick klack klick klack … … …“ in der Stube und dann hørte ich endlich das suesz suesze *pling* dieser wohlverdienten Trophae.
Und nun zurueck zum Anfang dieses Artikels.
All dieses Lernen, all dieses Weiterbilden, all dieses Entdecken einer neuen Welt (der, der elektronischen Schaltungen) und des Ueberwindens von Aengsten (vor dem Arbeiten und Manipulieren besagter elektronischen Schaltungen) fand NUR statt, weil ich zocke und etwas Bestimmtes in einem Computerspiel erreichen wollte.
Toll wa!
Mittlerweile ist es so, dass mir das neu Erlernte auch in anderen Lebenslagen nuetzlich ist.
Also: keine Angst wenn (eure) Kinder zocken! Das kann ganz wunderbare Effekte zur Folge haben :)
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