In den Kommentaren zu diesem Beitrag meinte LeSpocky, dass Science Fiction ja nur dann Science Fiction waere, wenn Science dabei ist.
Das kann man so sehen, aber dann glaube ich, dass die allerwenigsten meiner Leserinnen und Leser jemals Science Fiction vor der Nase hatten.
Nehmen wir doch mal Star Trek als Beispiel. Mir schmerzen die Ohren, wenn ich høre, was die da die ganze Zeit von sich geben. Als Offensichtliches sind da natuerlich Dinge wie der Heisenberg Kompensator, der Warpantrieb, der Transporter, der kuenstliche Gravitationsgenerator oder so ziemlich alles andere technische Klimbim in diesen Serien. Das ist von „Science“ ungefaeher genauso weit weg wie Der Eine Ring. Und das meine ich nicht im Sinne von Arthur C. Clarks beruehmten dritten Gesetz …
Any sufficiently advanced technology is indistinguishable from magic
… sondern ganz konkret im Sinne von, dass das Quatsch ist.
Aber diese Dinge sind „No-Brainer“ und muessen nicht weiter diskutiert werden.
Deswegen tun mir auch nicht meine Ohren weh, das kann ich einfach als gegeben in diesem Fantasieuniversum hinnehmen, damit das funktioniert.
Das was mir in den Ohren schmerzt, ist der sog. „Technobabble“ (laeszt doch gerade dieser Star Trek als „sciency“ erscheinen). Ich weisz oft genug wovon die Rede ist, wenn mal wieder Neutrinos detektiert oder Ionenspuren verfolgt werden. Und was da erzaehlt wird ist einfach nur falsch. Insbesondere, wenn man es unter dem Gesichtspunkt „Science“ betrachtet. Somit ist es Quatsch und nach der obigen (sehr engen) Definition von Science Fiction ist Star Trek keine Science Fiction.
Ueberhaupt fallen mir nur Stanislaw Lem und die Strugatzkibrueder ein, die unter diesen Bedingungen ueberhaupt in die Naehe von Science Fiction kommen.
Aber schauen wir doch mal, was die richtige Wissenschaft dazu meint.
Der Ursprung ist etwas umstritten, aber Hugo Gernsback gilt als Vater des Begriffes. Schrieb er doch als Erster in Amazing Stories Volume 1, No. 1 (April 1926):
By „scientifiction“ I mean the Jules Verne, H. G. Wells, and Edgar Allan Poe type of story— a charming romance intermingled with scientific fact and prophetic vision.
AHA! Da kommen wir dem ganzen doch schon naeher. Offensichtlich schlieszen sich Abenteuergeschichten und Science Fiction nicht aus.
Zu einem gewaltigen Sprung vorwaerts in meiner Argumentationskette hilft die von mir bereits mehrfach zitierte Arbeit von von Albert Almering:
SF bemüht sich um die Plausibilität des Erklärbaren […].
Das mag man sich mal angesichts des oben Gesagten durchdenken. Science Fiction bemueht sich also nicht, der Science genuege zu tun. Etwas konkreter:
In der […] SF […] wird die Perspektive häufig auf einen (kosmo-) politisch-soziologischen Rahmen gelenkt und die auftretenden Phänomene werden (pseudo-) wissenschaftlich erklärt. Die Betonung liegt auf dem rationalen Element […].
Das bedeutet beispielsweise:
[…] Tote entsteigen nicht […] dem Grab, sondern werden […] aus einem Kälteschlaf erweckt.
Oder kondensiert in einem Satz:
Letztlich ist es seit Verne und Wells das Verfahren der SF, „Unglaubliches plausibel zu erklären“
Da liegt also der Hund begraben.
„The Force“ in Star Wars ist zwar etwas, was nur ein paar Wenige beherrschen kønnen (so wie nur „Auserwaehlte“ (Elfen beispielsweise) Magie benutzen kønnen), aber das ist nichts fantastisches, denn „the force“ wird durch die Midichlorians vermittelt.
Eine (pseudo-)wissenschaftliche Erklaerung also.
Alderaan wird nicht durch einen bøsen, nicht weiter erklaerten, Zauber vernichtet, sondern durch den Superlaser des Todessterns. Der Superlaser des Todessterns bekam seine Energie nicht durch Magier, die ohne weitere Erklaerung mit Blitzen aus ihren Haenden schieszen (JA, das hab ich mit Absicht geschrieben!) sondern vom SFS-CR27200 Hypermatter Reaktor des besagten Todessterns.
Unglaubliches plausibel erklaert – ergo sind sowohl Star Trek, als auch Star Wars der Gattung der Science Fiction zuzuordnen.
… … …
Eigentlich wollte ich jetzt auch noch die Begriffe „Heldenepos“ und „fiktive zukuenftige Welt“ auseinandernehmen, aber der Artikel ist schon so lang und ich nehme an, dass zu erkennen ist, worauf ich hinaus will.
Als Abschluss møchte ich hinzufuegen, dass dieser Artikel nicht als Kritik oder ein „Ich hab Recht“ gedacht ist.
Solche Kommentare find ich gut., denn dadurch muss ich mich selber mit Begriffen auseinandersetzen, die ohne weiteres drueber nachdenken in meinem alltaeglichen Sprachgebrauch uebergegangen sind.
Und zunaechst schien LeSpockys Kommentar auch mir plausibel. Aber es fuehlte sich nicht richtig an. Ich konnte nur nicht erklaeren warum. Also musste ich mal kurz drueber nachdenken und hier und da etwas lesen. Nachdem ich mich etwas damit beschaeftigt hatte, erschien mir eine Replik in Form eines kompletten Artikels durchaus im Interesse meiner Leser und Leserinnen (und insbesondere meiner selbst) zu sein.