In „Science Biggest Fail“ macht Scott Adams meiner Meinung nach den Fehler, dass er wen anders (Science) beschuldigt bzgl. etwas, an dem er selber Schuld ist.
Warum ist es seine eigene Schuld, dass Sachen, die so-und-so gesagt wurden, pløtzlich ganz anders sind?
Der Gruende gibt es viele.
Der erste und wichtigste ist, dass Herr Adams erwartet, dass Science „die Wahrheit“ spricht.
Naaaaaaa? Erkennen meine lieben Leserinnen und Leser worauf ich hinaus will?
Genau: Zum Einen wurde der Prediger, welcher aus einem nicht in Frage zu stellendem Buche von der Kanzel vorliest, wurde durch den Universitaetsprofessor und Artikel in Nature, und anderen wissenschaftlichen Zeitungen, ersetzt.
Das ist Obrigkeitshørigkeit und funktioniert ganz wunderbar. Wir glauben nicht an Gott, aber an „die Wissenschaft“. Sieht manja nicht zuletzt auch an den vielen „Experten“ in den Medien.
Eine Professorin _muss_ (!) ja recht haben! (Vulgo: alles was sie spricht _muss_ ja die Wahrheit sein). Gehørt die doch schlieszlich zur „Speespitze der Intelligenz“. … Und wenn es dann auch noch in der Zeitung steht … !!!
Ein ganz hervorragendes Dogma.
Aber uh oh … Nun sagt der neue Priester Professor was ganz anderes … NEEEEEEEE! DAS geht nun wirklich nicht! Das ist nicht das woran ich geglaubt habe! Dann kann ich auch nicht mehr an Science glauben!
Und das ist auch ueberhaupt gar nicht meine eigene Schuld, dass ich vom Glauben abfalle. Ist doch gar nicht meine Verantwortung dass ich diesem Dogma folgte!
Maybe science is what needs to improve, not the citizens.
*kotz* … wobei ich ihm natuerlich recht gebe, wenn man die (im ersten Beitrag erwaehnte) „neue Definition“ von Science bedenkt.
Aber es ist natuerlich schwer (ehrlich gemeint, keine Ironie) zuzugeben, dass man bereitwillig an etwas glaubte, was wer anders gesagt hat. So musste man die vielen Artikel nicht selber lesen. So musste man nicht selber versuchen die Fehler in Studien zu erkennen. Das mache ich ja auch.
Zweitens macht er einen indirekten Fehler, den ich mal als „Das war doch schon immer so“ umschreibe.
Die Wissenschaft, so wie wir so romantisieren, gibt es im wesentlichen erst seit nach dem 2. Weltkrieg. Das ging zwar alles bereits um den 1. Weltkrieg los, aber wurde nicht vor dem 2. Weltkrieg so „grosz“ wie wir es heute kennen.
Und alles was es schon gab, bevor man selber bewusst in der Welt lebte, ist irgendwie „schon immer dagewesen“.
Was will ich damit sagen?
Die uns bekannten Kenntnisse, sind noch gar nicht so alt. Und wir sind im Wesentlichen immer noch dabei heraus zu finden, was funktioniert und was nicht.
Nehmen wir bspw. den Arztkittel. Weisze Reinheit. Ein Symbol fuer Sterilitaet.
Seit Jahrzehnten weisz man, dass genau das Gegenteil der Fall ist. Aerzte werden seit Jahren angehalten, ihre ganz normale (frische) Kleidung bei Krankenbesuchen zu tragen, weil die weniger Keime transportiert, als Arztkittel. Aber diese Erkenntnis setzt sich erst langsam durch. Warum?
Bis ca. in die 50’er/60/er Jahre waren die allgemeinen hygienischen Verhaeltnisse derart schlecht, dass der Arztkittel tatsaechlich besser war als Alltagskleidung. Als Stichwort sei hier auf Ignaz Semmelweis verwiesen. Dann wurde dieses allgemeine Problem aber schrittweise geløst und der Arztkittel wurde ein Problem.
Wir haben also etwas, was bald ein Jahrhundert „wahr“ war. Alle haben das gelernt. Dann trifft es aber nicht mehr zu. Aber wir haben es doch so gelernt. Es ist schwer, vom Glauben abzukommen. Das war doch schon immer so.
Da muss die naechste Generation ran und das aendern. Die werden aber von uns „Altglaeubigen“ unterrichtet. Da schleift sich die alte Erkenntnis also noch ein bisschen mit, bevor es dann ausgemerzt ist.
Oder bis der Arztkittel dann in einen richtigen Kontext einsortiert ist.
Bzgl. Sterilitaet und Reinheit gibt es noch so ein Ding. Es wurde gelernt, dass das wichtig ist, um Krankheiten nicht zu verbreiten. Forschung zeigt aber, dass aber mglw. durch zu wenige „Keime“ die Entstehung von Allergien beguenstigt werden.
Aber ich kenne mich da nicht aus.
Oder nehmen wir doch das „Schuhe in der Wohnung ausziehen“. Dies macht man um keinen Dreck in die Whg. zu tragen. Aber an einem normalen Tag, sind unsere Schuhe dreckiger als die Pantoffeln, die wir jahrelang auch in der Kueche tragen, wo ja doch ab und zu mal was runterfaellt, ohne, dass man es bemerkt? Ist da Kuhmist dran? Oder Schlamm, weil die Strasze nicht betoniert ist?
Ich rede nicht von Regenwetterschuhen, aber der Partybesuch kønnte an einem Sommertag doch auch mal die Schuhe anlassen, nicht wahr? Die Chipskruemel nach dem Feste sind mehr Dreck, als das bisschen Sand.
Der Punkt des Ganzen soll sein: Wir arbeiten mit Erkenntnissen, die lange richtig waren. Wir haben die lieb gewonnen.
Neue Erkenntnisse brauchen aber eine Weile, bevor sie von der Allgemeinheit akzeptiert werden.
Das ist dann aber kein Fehler von Science, sondern das ist einfach so.
Und nochmal zurueck zu“erst nach dem 2. Weltkrieg“.
Vorher waren die Erkenntnisse und damit geløsten Probleme „grosz“ und allgegenwaertig (Hygiene bspw.) und konnten durch einfache Masznahmen angegangen werden. Das brauchte dann natuerlich nicht viel Forschung um die Zusammenhaenge zu erkennen und einen nachhaltigen Einfluss zu haben.
Vieles ist aber deutlich komplexer als es erstmal scheint. Das braucht dann aber viel Forschung und viel Geld und viel Zeit um es zu verstehen.
Das dauert eine Weile das alles zusammen zu bekommen.
Und wenn das dann noch gegen das ist, was vorher so erfolgreich war, dann muss man auch noch die „etablierten Helden“ vom „Throne“ holen.
Also: wir arbeiten mit alten Erkenntnissen und es ist ein Zeichen der Staerke der Wissenschaft, dass diese in Frage gestellt werden und auch etwas vøllig neues die Lehrmeinung wird!
Ist natuerlich scheisze, wenn das die eigenen alten Dogmen sind, die pløtzlich nicht mehr gelten.
Aber hey! Das ist dann nicht die Schuld der Religion, dass ich da bisher dran geglaubt hat, denn die Prediger erzaehlen ja auch nur das, woran sie selbst glauben und im Falle der Wissenschaft ist es eben das, was dem aktuellen Stand der Forschung entspricht.
Ach Scheiszdreck! Alles so kompliziert.
In kurz: Scott Adams (und nicht nur der) hat an das geglaubt, was andere Leute ihm erzaehlt haben. Nun erzaehlen diese anderen Leute was anderes. Das passt aber irgendwie nicht zu dem vorher Gesagten. Jetzt betrachtet er auch nicht, wie das (alte und neue) Gesagte eigentlich entstanden ist. Wie das alte Gesagte durchaus richtig war, aber jetzt durch etwas Besseres ersetzt wurde.
Nein! Das passt nicht und deswegen wird alles in Frage gestellt.
Anstatt seine eigene Herangehensweise an die Sache in Frage zu stellen.
Oder anders: selber lesen macht schlau!
Nicht ins Detail gehen (aber ich møchte es nicht unerwaehnt lassen) kann ich jetzt bezueglich der Rolle der Medien, oder die wissenschaftliche Methode. Denn Scott Adams regt sich auf ueber etwas, was charakteristisch fuer Letztere ist: Wir stellen Hypothesen auf und testen diese so lange, bis sie falsifizieren sind, denn beweisen kønnen wir die nicht. Wenn wir die aber nicht beweisen kønnen, kønnen sie auch nie als „die absolute, fuer immer und ewig geltende Wahrheit“ fungieren. Und das vergisst er.
Oder anders: Newton ist nicht falsch! Nur ist das Ganze deutlich komplizierter, wenn man mal drueber nachdenkt.
Oder noch anders: Wie jede Religion taugt auch Science nicht als Ersatz fuers selber nachdenken!
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