Nach den ganzen Monaten, Wochen und Tagen, zeigte sich bei der Auswertung der Stunden die Macht der Metadaten.
Aber zunaechst die Uebersicht ueber die Startzeiten der geschauten Filme:
Wie man sieht, sah ich Filme frueh am Morgen (mich duenkt, dass es sich dabei nur um Kosmoramefilme handelte) und spaet in der Nacht. Dazwischen scheine ich drei Zeiten zu bevorzugen; um 20:00 Uhr, um 17:30 Uhr und 15:00 Uhr (und etwas spaeter).
Dies schien mir erstmal plausibel. Bis ich mir mal die Daten ueber die Jahre im Einzelnen angeschaut habe. Der Uebersichtlichkeit halber seien im naechsten Bild nur die Jahre 2007 (blau) und 2012 (rot) gezeigt:
2007 entspricht dem, was man nach dem ersten Bild erwarten wuerde. „Hauptpeak“ um 20:00 Uhr, zweiter Peak um 17:30 Uhr. Kein dritter Peak in diesem Fall.
Bei 2012 hingegen gibt es eine Verschiebung der Peaks zu frueheren Zeiten.
Das fand ich doch aeuszerst spannend. Ich erinnerte mich naemlich, dass ich mein Kinogehverhalten in den letzten Monaten meiner Ehe (vor der Kernschmelze) doch dahin aenderte, dass ich eher waehlte frueher ins Kino zu gehen um entsprechend frueher zu Hause zu sein. Dies aufgrund meiner eigenen psychischen Unzulaenglichkeiten (a.k.a. Aengste; dazu aber nicht mehr an dieser Stelle).
So fragte ich mich, ob sich in diesen Metadaten der Zustand meiner Ehe widerspiegelte. Also untersuchte ich die Uhrzeit des 1. und 2. Peaks in allen Jahren von Hand.
Hier ist das mMn schønste aller Ergebnisse dieser vielen Stunden Datenschau:
Sobald ich das Kino als mein ganz persønliches Filmzimmer okkupiert hatte, ging ich ueber viele Jahre am liebsten zu ca. 20:00 Uhr und am zweitliebsten ca. 18:00 Uhr ins Kino. Daran aenderten auch wirklich einschneidende Ereignisse in meinem Leben nichts. Weder das emotional sehr anstrengende Ende meiner ersten Beziehung (2004), noch das Beginn eines „geregelten Arbeitslebens“ nach dem Abschluss meines Studiums (2005), ebensowenig das Hinzukommen des jungen Mannes der bei mir wohnt (2007) und auch nicht der Umzug ins schøne Norwegen (2008).
Im Jahre 2009 hingegen steigt sowohl die Zeit des ersten, als auch des zweiten Peaks signifikant. Im Jahre danach pendeln sich die Zeiten zwar bei den ungefaehr gleichen Zeiten wie vorher wieder ein, aber in „umgekehrter Reihenfolge“; ich waehlte also eher ca. 18:00 Uhr im Kino zu sein. In 2012 dann sackt der 2. Peak sogar auf eine Zeit unter den 1. Peak ab.
Die Daten fuer 2012 und 2013 erklaerte ich weiter oben. Je weniger Naehe ich erlebte umso mehr wollte ich haben. Deswegen wollte (!) ich eher zu Hause sein.
Ca. 2009 erinnere ich mich, dass es haeufig „ziemlich schlechte Luft“ war. Nichts, was ich wahr haben, oder auch nur eingestehen konnte damals. Aber ich erinnere mich, dass ich durch „lange ins Kino gehen“ versuchte den damit verbundenen, unangenehmen Gefuehlen zu entkommen. Mittlerweile weisz ich, dass dies ein mir typisches Fluchtverhalten war/ist.
Dann im Jahr darauf nahmen die oben erwaehnten Aengste zu und der 1. Peak (zur Erinnerung: die „hier geh ich am haeufigsten ins Kino“-Zeit) verschob sich nach unten. Gleichzeitig ist das Fluchtverhalten noch erkennbar. Dann in 2012 die damalige (leichte) Depression, die aber nicht an die Ursache derselben ging, sondern im Wesentlichen nur die (offensichtlichsten) Symptome behandelte. Ich konnte mir das Desaster einfach noch nicht eingestehen.
Der Rest ist bekannt.
Ich fand es ganz erstaunlich, inwiefern sich mein emotionales Wohl- bzw. Unwohlsein derart auf etwas (ins Kino gehen) auwirkt, was die meisten Leute als eher weniger relevant ansehen. Aber mich duenkt, dass bereits in den vorherigen Artikeln dieser kleinen Reihe etabliert wurde, dass Kino fuer mich etwas Besonderes … nein Normales … ach, vermutlich Beides ist.
Insgesamt ist dies alles sehr sehr interessant, nicht wahr – was Metadaten doch alles ueber uns verraten. Dabei haben wir alle doch eigentlich ueberhaupt nichts zu verstecken!