Archive for November, 2014

Wie meine Leserinnen und Leser laengst wissen, ist in diesem wunderschønen Lande hier im Allgemeinen ja alles besser.

Im Speziellen sieht das natuerlich auch mal anders aus. Auch hier gibt es wohl vergammelnde Schulen.

Aber ich møchte gern auf das „im Allgemeinen Bessere“ zurueck  kommen.

Das erkennt man bspw. an einem Titelblatt einer der hiesigen ueberregionalen Boulevardzeitungen:

forskjeller i skole Norge

grobe Uebersetzung: „Enorme Unterschiede in Schul-Norwegen“

Und warum ist das Jammern auf hohem Niveau? Weil sich drueber aufgeregt wird, dass sich hier einige Schueler ihre Bleistifte selbst kaufen muessen, waehrend andere eigene PCs und gratis Schulessen bekommen.

Wenn das die „enormen Unterschiede“ sind, dann bin ich da ehrlich gesagt eher beruhigt.

Bruce Schneier schrieb einen Essay mit dem Titel „You Have No Control Over Security on the Feudal Internet„.

„Feudales Internet“ deswegen, weil wir unsere Daten Leuten anvertrauen, die wir in keiner Weise kontrollieren kønnen. Anders als die Institutionen in einer Demokratie. Der „liebe Kønig“ wird schon keinen Unfug damit anstellen.

Etwas weiter ausgreifend schrieb ich dazu ja auch schonmal was.
Aber darum geht es nicht. Heute geht es um einen ganz konkreten Tip:

So how do we survive? […]
[…] don’t be extreme in any way: politically, socially, culturally. […] it’s usually those on the edges that are affected.

Na man gut, dass ich mich da dran halte. Ich hab ja schlieszlich auch nichts zu verbergen. Also von gewissen sexuellen Vorlieben abgesehen.

Ich sage ja, dass ich Anarchist im kropotkinschen Sinne bin. Um dann manchmal gleich noch mit anzufuegen, dass ich kein Anhaenger der Schule des kommunistischen Anarchismus bin. (Eine kurze Anmerkung an dieser Stelle: die deutsche Wikipedia ist mindestens bei diesem Thema beschaemend!)

Wenn ich insb. Letzteres sage, macht das auf mich immer den Eindruck, als ob es da miteinander konkurrierende „Weltmodelle“ gibt. Das stimmt so zwar durchaus aber wie bereits Voline zusammen mit anderen schrieb:

To maintain that anarchism is only a theory of classes is to limit it to a single viewpoint. Anarchism is more complex and pluralistic, like life itself.

Es gibt aber ein paar Hauptaspekte, die in diesem weblog bereits øfter zur Sprache kamen.
Oder anders:

Its class element is above all its means of fighting for liberation; its humanitarian character is its ethical aspect, the foundation of society; its individualism is the goal of mankind.

Wenn man denn wollte, kønnte man als die drei „grøszten Strømungen“ kommunistischen Anarchismus, Anarchosyndikalismus und individualistischen Anarchismus ansehen.

Ich selber sehe dies aber eher so wie auch Sébastien Faure das ausdrueckt:

[…] these currents were not contradictory but complementary, each having a role within anarchism: anarcho-syndicalism as the strength of the mass organisations and the best way for the practice of anarchism; libertarian communism as a proposed future society based on the distribution of the fruits of labour according to the needs of each one; anarcho-individualism as a negation of oppression and affirming the individual right to development of the individual, seeking to please them in every way.

Man kønnte es auch so ausdruecken, wie Fred Woodworth es tut, als Anarchismus ohne Adjektive:

I have no prefix or adjective for my anarchism. I think syndicalism can work, as can free-market anarcho-capitalism, anarcho-communism, even anarcho-hermits, depending on the situation.

Um aber bei dem anschaulichen Bild der Schulen zu bleiben, so weisz ich doch, was ich NICHT vertrete:
– Extremen individualistischen Anarchismus,
– Insurrektionalismus insofern er die gewalttaetigen Auswuechse der „Propaganda der Tat“ des spaeten 19. und des fruehen 20. Jahrhunderts bedeutet.
Anarchokapitalismus, aus naheliegenden Gruenden. Meiner Meinung nach wird zu Recht diskutiert,ob es sich hierbei ueberhaupt um Anarchismus handelt, oder ob die Vertreter nicht einfach nur gierige Menschenfeinde, also Arschløcher, sind.
Paläolibertarismus, weil diese Ideologie meiner Meinung nach nicht weit von der der Nazis ist. Im Wesentlichen also nichts mit (nicht nur meinen) anarchistischen Idealen zu tun hat.
– Und i.A. mag ich von eigentlich jeder Schule so ein paar Aspekte nicht.

Aber das ist ja das Schøne am Anarchistendasein. Man kann sich die Kirschen herauspicken — und danach handeln.

Ich weisz nicht warum, aber obwohl das „Realfagbygget“ ziemlich neu ist, gibt es da einen funktionstuechtigen Bunker unten drin. So als ob Bestimmungen aus dem kalten Krieg immer noch gueltig sind.

Soweit ich das mitbekommen habe, wird der von den Reinigungs- und Hausmeisterkraeften als Umkleide gebraucht.

Dort war ich mal schnueffeln.

Ein Urinal konnte ich leider nicht finden, dafuer aber diese exklusive Sitztoilette.

Bunkerklo Realfagbygget

Ich finde, dass die Art und Weise des Bildes (grobkørnig und grau) sehr gut zur Bunkeratmosphaere passt.

… aber der Hintergrund ist etwas verworren und kompliziert.

In seinem Artikel „Der autistische Messias“ meint Dietmar:

Wenn Evolution Schicksal ist, führt sie unter den gegebenen Vorzeichen zum arbeitsfähigen Autisten. Wenn man sie aber steuern kann, führt sie vielleicht zur Solidarität, das heißt zu einer Welt, in der die Angst nicht deshalb verschwindet, weil ihre biologische Grundlage entfällt, sondern weil wir ihre soziale abgeschafft haben.

In besagtem Artikel geht Dietmar auf ein Buch ein, welches erklaert, warum Menschen die Merkmale des Asperger-Syndroms zeigen  die „moderneren“ Menschen sind, in unserer Zeit. Unter anderem, weil diese eben ihre Aufgaben so sachgerecht und effiziente verfolgen. In unserer Leistungsgesellschaft ist dies natuerlich als positive Mutation anzusehen.

Auch wenn ich kein Freund von Verschwørungstheorien bin (die sind meist viel zu kompliziert um funktionieren zu kønnen), wird durchaus plausibel dargelegt, warum dies mglw. auch eine gesteuerte Entwicklung sein kønnte, weil Kapitalisten ja „effiziente Menschen“ wollen.
Lest euch den Artikel aber selber durch, wenn ihr das durchschauen wollt.

Wieauchimmer, wenn man Evolution aber steuern kann, MUSS man ja nicht dem „Pfade der Natur folgen“. Man kønnte den Menschen ganz allgemein auch empathischer, eben sozialer, machen, anstatt egoistischer.
UIUIUI … ein gewagter Gedanke. Aber ein interessanter, der prinzipiell davon ausgeht, dass Menschen Gutes tun kønnen und wollen.

Uh Oh, Uh Oh … der Abgrund einer Moraldisukussion tut sich hier auf. Das wuerge ich mal ab Besten gleich ab.

Gebaeude 03 an der Uni in Magdeburg. Ich habe keine Ahnung mehr, was dort untergebracht ist und warum ich dort war.

Aber so sahen die Toiletten dort vor ueber 10 Jahren aus:

Uni_G03_Erdgeschoss2

Bitte gehen sie weiter, es gibt hier nichts zu sehen.

Leider auch nicht beim Sitzklo.

Uni_G03_Erdgeschoss1

Vielleicht mal davon abgesehen, dass die Kabine ungewøhnlich grosz wirkt.

Da entdeckte ich doch vor einiger Zeit diese zwei Grafiken in einer Zeitung:

Arbeitszeiten

In der ersten sieht man die Entwicklung der durchschnittlichen Anzahl Arbeitsstunden pro Woche. Die geht runter und das ist prinzipiell natuerlich erstmal eine gute Entwicklung. Dahinter steckt, dass immer mehr Frauen hier am Berufsleben teilhabe und deswegen alle insgesamt weniger arbeiten muessen.

Natuerlich ist es eine riesige Sauerei, dass deutlich mehr Frauen als Maenner nur Teilzeit arbeiten (siehe die zweite Grafik, linker Teil: Anteil Maenner die Teilzeit arbeiten, rechter Teil: Anteil Frauen, die Teilzeit arbeiten). Vermutlich, weil sie sich um die Familie kuemmern muessen.

Andererseits ist es gesamtgesellschaftlich sehr gut, dass verglichen mit Europa in Norwegen doppelt so viele Maenner Teilzeit arbeiten. Ich møchte dies gern damit begruenden, dass sie Familie und eigenes Leben als wichtiger empfinden als zu racken. Inwiefern ich damit richtig liege und dies nicht doch nur Anzeichen einer nicht so leicht zu erkennenden prekaeren Entwicklung sind, kann ich leider nicht beurteilen. Schon gar nicht aus nur diesen zwei Grafiken.

Karl-Markus Gauß schreibt in „Befreiung durch Lesen„:

Literatur […] als Gegengift gegen das zwanghafte Nützlichkeitsdenken unserer Zeit ist und bleibt […] unabdingbar.

Und dies aus folgendem Grund:

[…] der Einzelne [erschafft sich] lesend eine eigene Welt […], die mit der seinen vielfältig zu tun hat und auf diese auch zurückwirkt, die aber eben doch eine andere, eine Gegen-Welt darstellt, die ihm in seinem Denken und Empfinden einen weiten Raum der Erfahrung wie der Vorstellung öffnet; dass er lesend in einen anderen Zustand gerät, in dem er, mit fremden Schicksalen befasst, sein eigenes neu sehen lernt.

Oder etwas romantischer:

Wer liest, führt viele Leben, probeweise, tageweise, und da ihm biologisch doch immer nur dieses eine bleibt, das er hat, wird er es, durch die Lektüre bestärkt oder verunsichert, womöglich anders zu gestalten versuchen, als es ihm vorgegeben wurde.

Dies kann ich so direkt bestaetigen. Auch wenn ich mir dem nicht direkt bewusst war/bin. Aber dazu schrieb ich ja schon neulich was.

Dewegen als Plaedoyer:

[Wir brauchen] Literatur […] deren Notwendigkeit gerade in ihrer praktischen Überflüssigkeit besteht […], eben weil sie unmittelbar zu gar nichts nütze ist und uns dadurch von dem Zwangsdenken befreit, dass alle Dinge, Begabungen, Tätigkeiten, Beziehungen immer etwas nützen, einen Vorteil eintragen müssen[.] Die uns aus der Bahn wirft, […] und uns auf neue Spuren setzt […].

 

StillHot

In seinem Artikel „Wer Zukunft zeugt“ zitiert Dietmar  die britische Science-fiction-Autorin Gwyneth Jones:

Wenn man Sie bittet, auf einem Formular Ihr Geschlecht anzukreuzen, dann will man nicht unbedingt wissen, ob Sie Eierstöcke haben, sondern ob sie zu Hause bleiben und auf die Kinder aufpassen werden, beziehungsweise ob Sie vorhaben, auf Kosten von Arbeitgebern plötzlich ihrer soziopathischen Sucht nach Kindern nachzugehen.

Weiter bringt Dietmar dann einen Teilaspekt dazu wie immer auf den Punkt.

[…] Boulevardzeitungen und seriöse Meinungsumfragen werfen ihre Sozialabtastungsmaschinen an, um zu ermitteln, warum Frauen keine Kinder kriegen. Damit kommt eine Debattenatmosphäre auf, in der plötzlich wieder von Reproduktionsverpflichtungen gesprochen werden kann, die erfüllt werden müssen […]

Er schreibt dann weiter bzgl. der „demographischen Front“.

Mich seiner Meinung anschlieszend ist diese Entwicklung aber ein Zeichen des Fortschritts. Es ist ueberhaupt nicht schlimm, wenn Frauen sich so weit wie møglich von dieser biologischen Notwendigkeit (und damit auch von den Maennern und deren Machtstrukturen) befreien!

Oder wie Dietmar es so viel schøner ausdrueckt:

Wir müssen die Gesellschaft so einrichten, daß sie ihre eigenen Fortschritte erträgt […]

Mein Lieblingsmuseum. Natuerlich wegen den Dinoskeletten.Wobei ich gestehen muss, dass der Louvre dicht ran kommt. Mhm … Im Naturkundemuseum war ich schon … *ueberleg ueberleg, rechne rechne* … 5 Mal. Aber mich duenkt, dass ich 6 Mal da war, mir faellt nur gerade nicht das 6. Mal ein. Im Louvre war ich ja erst zwei Mal. Aber ich habe vor, den noch oefter zu besuchen.

An den Fotos kann man sehen, dass die mit einer Filmkamera gemacht wurden. Hach das waren noch Zeiten! Also durchaus passend zum Titel dieses Beitrages.

Naturkundemuseum1

Schick, schick (?). Die Farbe der Fliesen ist im uebrigen ein dunkles Gruen. Nur fuer den Fall, dass das schwer zu erkennen ist.

Naturkundemuseum2

Oehm ja … dank schlechter Lichtverhaeltnisse und Entwicklungsfehler gibt’s leider nicht so viel zu erkennen beim Sitzklo.