Archive for Juni, 2014

… auch wenn es mich nicht direkt betrifft:

Kennen Sie diese standhaften Anarchisten, die noch Häuser besetzt haben, in denen kein einziger Computer stand, und deren bloße Anwesenheit in den verdreckteren unter unseren deutschen Großstädten den Herrgott bislang davon abgehalten hat, der Erde zu befehlen, sich unter diesen Städten aufzutun und sie zu verschlingen?

Aus „Stamokap? Sozipop! – Urheberrechte und -linke„.

Trotz der direkten Verweise auf religiøse Idiotie wie immer ein schøner Text des von mir mir so hoch geschaetzten Dietmar.

Ist auch nur klitzekurz.

Zunaechst das obligatorische Bild:

Real

And now for something completely different …

Pickup Artists sind eine widerliche Sorte Maenner!

Als ich das erste Mal davon hørte, dachte ich (aus dem Wort schlieszend), dass es sich dabei um Maenner handelt, die nur sehr selbstbewusst sind und sich einfach trauen Frauen anzusprechen. Soll sich doch jeder vergnuegen wie er will. Und wenn beide Personen unabhaengig voneinander und mit freiem Willen entscheiden, dass sie einfach mal nur Sex fuer eine Nacht miteinander haben wollen, dann ist das groszartig! Wir leben schlieszlich im 21. Jahrhundert.

Und hier kommt ins Spiel, warum ich diese Typen so widerlich finde.
Die „Masche“, die diese Typen abziehen, hat weder was mit „freiem Willen“, noch mit „unabhaengig“ zu tun.
Das systematische Ausnutzen bestehender sozialer und gesellschaftlicher Unzulaenglichkeiten und Ungerechtigkeiten, mag zwar legal sein, ist aber ethisch immer noch falsch!

Als ich dann neulich erfuhr, dass das irgendwie alles auf NLP basiert, da fuegte ich dem Attribut „widerlich“ auch noch „strohdumm“ und „einfaeltig“ hinzu. Aber dazu nicht mehr.

Nun der Zusammenhang zur Ueberschrift.

Einer dieser widerlichen Typen bereist wohl die Welt und probiert seine Masche ueberall aus (und berichtet dann darueber).

Nachdem er in Daenemark war, hat er beschlossen, dass er nicht wieder dorthin zurueck kehren møchte.
Dies aus dem Grund, dass die Frauen dort auf sein Gehabe nicht herein fallen.

In diesem Artikel (danke LeSpocky) wird darauf eingegangen, warum dem so ist.
In Skandinavien gibt es seit Jahrzehnten anhaltende Anstrengungen zur Gleichstellung der Frauen. Auszerdem ein gutes soziales System. Dies traegt dazu bei, dass Frauen weniger unterwuerfig sein kønnen (und sei es auch nur unbewusst). Somit wirken Strategien, die auf ausgebeutete und unterdrueckte Frauen abzielen, nicht.

Eine Gesellschaft mit gerechtfertigt selbstbewussten Frauen (und Maennern), das ist doch was Tolles! Nicht wahr.

… der das Folgende bei den Machwerken der „jungen, dtsch. Pseudoliteraten“ (wie bspw. diesem hier) um und kurz nach der Jahrtausendwende dachte.

„Popliteratur“ hieß in der jungen Berliner Republik nämlich nicht, dass nun plötzlich irgendetwas Waches, Schnelles und Unberechenbares in die Literaturhäuser einfiel, sondern nur, dass der sich seit Werther treu gebliebene, leidlich gebildete, heterosexuelle, nicht allzu arme weiße Bub neuerdings Bandnamen und Plattentitel in seine Monologe einbauen konnte.

Diese nicht nur grosze Beobachtungs-, sondern auch Beschreibungsgabe hat wie wie so oft Dietmar. Wie immer lohnt es sich seinen Artikel mit dem Titel „Wenn Weißbrote wie wir erzählen“ zu lesen.

Vor einiger Zeit geisterte ein wichtiger Artikel mit dem Titel „On the Phenomenon of Bullshit Jobs“ durch’s Netz.

Wer meiner interessierten Leser und Leserinnen hat den eigtl. gelesen?

… … …

An dieser Stelle mal eine Art Zusammenfassung mit eigenen Gedanken dazu.

Zunaechst einmal ist die von uns so unreflektiert immer wieder wiederholte und selten lauthals angeprangerte Arbeits“ethik“ schon lange nicht mehr nøtig. Ich schrieb das ja schon øfter mal und werde das auch in Zukunft immer wieder wiederholen:

In the year 1930, John Maynard Keynes predicted that, by century’s end, technology would have advanced sufficiently that countries like Great Britain or the United States would have achieved a 15-hour work week. There’s every reason to believe he was right.

[…] working 40 or even 50 hour weeks on paper, but effectively working 15 hours just as Keynes predicted, since the rest of their time is spent organising or attending motivational seminars, updating their facebook profiles or downloading TV box-sets.“

Der zweite Teil klingt so wie ALLE meine Lohnarbeiten bisher. Angefangen bei meiner Doktorarbeit, ueber meinen Jobb als Laborleiter und ins extreme verzerrt jetzt in der sog. „freien“ Wirtschaft. Fuer mein Studium wurde ich nicht bezahlt.

Was fuer eine Verschwendung meiner wertvollen Lebenszeit. Und auch eurer.

So beim Schreiben kommt mir der Gedanken, dass ich in erster Naeherung an diese These zunaechst die wichtigsten Berufe in allen Gesellschaften – Lehrer, Krankenschwestern, Muellarbeiter usw. – ausnehmen wuerde. Ich hatte und habe den Eindruck, dass diese Menschen ueberwiegend sinnvolle Arbeiten verrichten, in den Zeiten, die sie dafuer auch bezahlt werden.

Aber weiter im Text. wie immer bei wahrhaft „groszen“ (da die ganze Gesellschaft betreffenden) Dingen, steckt hinter dieser „Masche“ der Wille, die Leute „klein“ zu halten:

The answer clearly isn’t economic: it’s moral and political. The ruling class has figured out that a happy and productive population with free time on their hands is a mortal danger […]. And, on the other hand, the feeling that work is a moral value in itself, and that anyone not willing to submit themselves to some kind of intense work discipline for most of their waking hours deserves nothing, is extraordinarily convenient for them.

Und nicht nur fuer die „herrschende Klasse“, sondern auch fuer uns, nicht wahr. Ihr, meine lieben Leser kennt meine Meinung bzgl. den „dummen und faulen Schweinen“. Deswegen wiederhole ich mich an dieser Stelle nicht weiter.

Und wieder die wichtige Frage: wer ist „them“:

There’s a lot of questions one could ask here, starting with, what does it say about our society that it seems to generate an extremely limited demand for talented poet-musicians, but an apparently infinite demand for specialists in corporate law? (Answer: if 1% of the population controls most of the disposable wealth, what we call “the market” reflects what they think is useful or important, not anybody else.)

Und dann das was ich oben schon schrieb, nur (wie so oft) schøner ausgedrueckt.

How can one even begin to speak of dignity in labour when one secretly feels one’s job should not exist? How can it not create a sense of deep rage and resentment. Yet it is the peculiar genius of our society that its rulers have figured out a way […] to ensure that rage is directed precisely against those who actually do get to do meaningful work. For instance: in our society, there seems a general rule that, the more obviously one’s work benefits other people, the less one is likely to be paid for it.“

Da waren sie wieder. Die Krankenschwester, Lehrer, Polizisten usw. Warum bekommen die eigtl. weniger Geld als ich?

Oder wie der Autor das so schøn ausdrueckt:

Say what you like about nurses, garbage collectors, or mechanics, it’s obvious that were they to vanish in a puff of smoke, the results would be immediate and catastrophic. A world without teachers or dock-workers would soon be in trouble, and even one without science fiction writers or ska musicians would clearly be a lesser place.

Aber hey, eigtl. ist doch schon alles knorke, so wie’s ist. Wir muessen doch gar nichts aendern, denn es funktioniert doch alles so gut:

Even more perverse, there seems to be a broad sense that this is the way things should be. This is one of the secret strengths of right-wing populism.

Oder anders:

If someone had designed a work regime perfectly suited to maintaining the power of finance capital, it’s hard to see how they could have done a better job. Real, productive workers are relentlessly squeezed and exploited.

Haette _ich_ das denn gern anders?

Da muss ich erstmal kurz ueberlegen, aber die Antwort ist: selbstverstaendlich!
Ich bin mir sehr bewusst, dass es gleich auch mich betreffen wuerde.

Andererseits hørt sich eine 15 Stunden Arbeitswoche gar nicht so schlimm an. Insb. Dann nicht, wenn alle auch vernuenftig dafuer bezahlt werden.

Da wuerde ich auch Muelltonnen fuer leeren oder im Supermarkt schuften.

Arbeit um die Rechnungen zu bezahlen und den Rest der Zeit frei fuer wichtige Dinge. Das find ich gut.

Nachdem die letzten zwei vorgestellten Toiletten zufaelligerweise Lokalitaeten in Trondheim waren, in denen man Essen und Trinken kann, habe ich mich entschlossen, daraus die naechste „Toilettenminiserie“ zu machen.

Ein schneller Blick auf die Webseite des „Credo“ zeigt, dass es sich dabei mglw. um eine Speisestaette mit gehobenen Preisen handelt. Ich kann mich nicht daran erinnern, dort jemals gegessen zu haben, aber das Toilettenfoto ist ja der Beweis, dass ich dort war.

CredoAn der Ausstattung sieht man, dass es mglw. tatsaechlich Toilettendekorateure gibt. Schade nur, dass die Person, die diese Toilette ausgestattet hat, so wenig Talent besasz. Auflockernd wirkt immerhin das gruene Kreuz auf dem Muelleimer.

 

Tihihi:

Android

Manchmal ist es so einfach, mir gute Laune zu verschaffen.

Der Mexicaner in der Fjordgate heiszt „Frieda“, denke ich. Das Essen dort ist fein. Hab Lust, da mal wieder hin zu gehen.

Mexikaner Fjordgata

Ein Lehrbuchbeispiel, wie man eine Toiletten ganz leicht aus der Banalitaet heraus holen kann. Man haengt ein Bild auf.

Aber viel schøner finde ich den farbigen Streifen an der Wand. Zeigt dieser doch, dass bereits bei der Konzipierung der Toilette darauf geachtet wurde, dem Sehsinn etwas mehr zu bieten.

Mexikaner Fjordgata 2

Diese Klobrille! Wie fantastisch! Ein weiteres Beispiel, wie man leicht und einfach diese wichtigen Orte der Ruhe verbessern kann.

Das AiSuma ist ein ganz gutes Restaurant hier in Trondheim. Dort asz ich zum ersten Mal Krabbe.

AiSuma

Spiegel ueberall! Wie geil! Das laeszt das Klo gleich als viel exklusiver (und auch viel grøszer) erscheinen, als es eigtl. ist.

AiSuma2

Schade, dass die Sitztoilette nicht mit der durch die Spiegel erzeugten Besonderheit mithalten kann. Weisz … wie langweilig. Dabei gibt es soooo tolle Farben. Und auch der Rest ist so … ordentlich … enttaeuschend. Aber die Spiegel ueberall. Die sind toll :)

… the Sandtrooper:

SW-Bild

Photo von Alexandre Dulaunoy verøffentlicht unter einer CC-BY-SA-Lizenz (siehe creativecommons.org/licenses).

Sehr fein auch das Kommentar auf der Seite, von der ich schamlos dieses Bild nahm:

00_SW-Bild_Kommentar

Mit diesem meinem Lieblingsbild von dieser gar fantastischen Veranstaltung – OHM2013 – schliesze ich diese Artikelserie ab.

Ich hoffe, dass es mehrere meiner Leser anregt, Hacker zu werden.

Dafuer muss man uebrigens nicht programmieren oder løten kønnen :) .

Manchmal, da sieht man so ein Schild und denkt sich erstmal nichts dabei. So wie dieses Schild in einem Baumarkt:

Truckkjøring

Man geht ein paar Schritte, wird langsamer, und auf einmal macht das Gehirn: „HAEH!??!“ und fragt sich kurz darauf: „Was fuer Leute nehmen sich einfach die Fahrzeuge des Baumarktes (wie bspw. Gabelstapler) und fahren damit rum?“

Anscheinend genuegend viele Leute, dass sich das Aufstellen eines solchen Schildes lohnt. Dort steht naemlich: Achtung! Gabestaplerfahren nur fuer Angestellte.

Das erinnert etwas an Klaus.