Im Herbst 2010 hatte ich angefangen einen Beitrag zu schreiben. Dies wurde ausgeløst von einem Artikel den ich zuvor gelesen hatte, im Zusammenhang mit einem Interview, welches mich sehr beeindruckte.
Ich erinnere mich noch, dass ich aufhørte zu schreiben, weil es schon spaet war und dass ich dann die darauffolgenden Tage einfach keinen Nerv hatte weiter zu schreiben. Und dann vergasz ich den Artikel leider ganz.
Nun habe ich mal in meine Entwuerfe geschaut und festgestellt, dass eben dieser Artikel eigtl. verøffentlicht werden kann, so wie er ist. Es fehlt der zweite Teil, aber das was ich bisher schrieb, kann auch eigenstaendig stehen, auch wenn das Ende nicht ganz „rund“ rund. Es ist deutlich zu merken, dass ich abrupt aufhørte und dass da eigtl. noch was kommen sollte. Leider weisz ich nicht mehr, was das war. Dennoch møchte ich an dieser Stelle den fast fertigen Artikel verøffentlichen.
In letzter Zeit versuche ich in Artikel mit komplizierteren Sachverhalten und „ernsten Themen“ kuerze Saetze zu verwenden. Damit das Ganze leichter lesbar und den Gedanken besser zu folgen ist. Da ich aber schreibe wie ich denke, erfordert dies immer eine Nachbearbeitung der Texte. Ich habe mich dagegen entschieden, diesen Artikel diesbezueglich nachzubearbeiten. Nicht, weil ich keine Lust oder Zeit haette. Ich denke aber, dass es wichtig ist so wenig wie møglich Geschichtsrevision zu betreiben. Auch bezueglich der eigenen Historie. Im allgemeinen Leben ist das natuerlich nur sehr bedingt møglich. Aber bei dieser Sache kann ich das machen.
Der Artikel wurde eben tatsaechlich von einem etwas anderen „ICH“ geschrieben. Vieles von dem Geschriebenen ist mittlerweile ein integraler Bestandteil meines persønlichen Narrativs. Im Sinne des „Major Consensus Narrative“ (leider, ein viel zu kurzer Wikipediaeintrag dazu). Teilweise ist das dort (oder in den Artikeln) Geschriebene auch schon Teil des „minor consensus narrative“ meines sozialen Habitats geworden.
Ich lese ja nun auch bereits seit vielen Jahren Artikel zu und Studien ueber solche Probleme. Deswegen sehe ich solche Sachen _jetzt_ zwar nicht entspannter, aber bewusster … nein, eigentlich UNTERbewusster (dennoch nehme ich es bewusst wahr … verwirrend). Es laeszt mich jedenfalls nicht mehr sofort innerlich „explodieren“. .oO(Das kann man vermutlich auch abstumpfen nennen.)
Wieauchimmer, ich habe den Artikel bewusst in der damaligen Form belassen.
Im Text hatte ich eine detaillierte Notiz, dass noch etwas einzufuegen sei. Dies ist auch das Einzige von Relevanz, was ich direkt am Artikel aenderte. Indirekt habe ich „tote Links“ entfernt bzw. an nøtigen Stellen „technische“ Anmerkung gemacht. Ebenso wurden „Ueberbleibsel“ aus dem Erstellungsprozess, wie bspw. doppelt kopierte Saetze oder Rechtschreibfehler, korrigiert.
Auch den Titel habe ich aus mir naheliegenden Gruenden beibehalten.
Nach der langen Erklaerung nun der vergessene Artikel:
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Neulich hab ich einen sehr interessanten Artikel von Frank Rieger mit dem Titel: „We lost the war. Welcome to the world of tomorrow.“ gelesen.
Und gerade bin ich fertig geworden mit dem wohl besten Interview das mir in meiner ganzen Zeit die ich schon lesen kann jemals untergekommen ist (vielleicht mal abgesehen von (fiktiven) Interviews in Lemschen Romanen). Die vorangehende Aussage bezieht sich sowohl auf Inhalt, als auch auf die interviewte Person an sich und die Art und Weise wie das Interview gefuehrt wurde (siehe dazu auch der Medienkompetenz-Grundkurs von fefe). Da das Ganze deutlich laenger ist als ein gewoehnliches Zeitungsinterview heiszt es deswegen auch: „Conversations with Daniel Ellsberg“ und ist in sechs Teilen veroeffentlicht worden (am Ende des sechsten Teils gibt es Links zu allen anderen Teilen).
Im ersten Artikel geht es um eine ganz konkrete Bedrohung (auch in Dtschl.): die Herausbildung eines (weltweiten) Ueberwachungsstaates nach 9/11, (logische) Hintergruende, dazugehoerende Technologien und wie man damit umgehen kann (wobei sich dieser letzte Teil eher an eine eher kleine Gruppe von „relevanten“ Programmierern oder Aktivisten richtet). Daraus werde ich im Folgenden am meisten zitieren, denn in dem Interview geht es eher um (fuer uns) weniger konkrete Dinge wie bspw. die Pentagon-Papiere, Whistleblowing, Hintergruende zum Vietnamkrieg oder auch Zivilcourage. Letzteres ist es was diese beiden Schriften miteinander verbindet und weswegen ich diese in diesem Beitrag verwende.
Soweit zur Einfuehrung. Meine Empfehlung: stoppt hier und lest zunaechst den Artikel von Frank Rieger.
Am Anfang schreibt er:
[…] the western democracies have become a playground for lobbyists [and] industry interests […] that have absolutely no interest in real democracy.
Leider gibt es dafuer nur all zu viele Beispiele und das ist auch nur das was bekannt wird. (Anm.: (fast) jedes Wort ist klickbar. Tote links wurden entfernt. Der vorletzte Artikel ist leider nicht mehr in seiner Gaenze frei verfuegbar, aber ein Abriss kann unter dem gegebenen Link noch gefunden werden.)
The “democracy show” must go on nonetheless. Conveniently, the show consumes the energy of those that might otherwise become dangerous to the status quo.[…] the illusion of participation.
Wer denkt nicht auch, dass gewisse Politiker (laengst nicht alle!) mal ein paar auf die Fresse kriegen sollten um Ihnen zu zeigen was wir von ihren „Vorschlaegen“ halten? Zum Glueck gibt es doch aber Petitionen, Demonstrationen, Mahnwachen etc. pp. und so Gedanken wie „Wo bleibt eigentlich die Revolution“ werden nur still und heimlich gedacht oder nur ganz wenigen vertrauenswuerdigen Personen gegenueber geaeuszert.
Soweit zur (zugegeben pessimistischen) Einfuehrung. Dann traegt er mal fuenf Punkte zusammen aus der Sicht eines 60-jaehrigen Buerokraten.
First: paid manual labor will be eaten away further by technology
Diese Meinung haben auch andere (deutlich bekanntere Autoren) wie bspw. dieses Interview mit Jeremy Rifkin zeigt.
Das Maerchen der Vollbeschaeftigung (unter den traditionellen Gegebenheiten) scheint fuer „uns“ ja einfach zu durchschauen zu sein. Blosz wer waehlt denn dann eigentlich CDU, FDP und SPD? Ach ja die, die es nicht treffen wird weil sie mal ’n paar Jahre studiert haben um ihr Wissen und ihre Faehigkeiten auf den aktuellen Stand zu bringen.
Und er deutet auch an wen das treffen wird:
Not only the undereducated […]
Schwer zu glauben so mit frischem Abschluss, ohne Familie, gesund, flexibel, nicht abhaengig vom System und demokratisch interessiert, nicht wahr! Und wenn doch, dann ist es woanders (wo mglw. die oben erwaehnten traditionellen Gegebenheiten nicht (mehr) in dem Masze vorhanden sind) viel zu kalt und dunkel.
Und dann folgt eine (realistische) Einschaetzung wie das gehandhabt werden wird:
This [unemployed] part of the population needs to be pacified, either by Disney or by Dictatorship, most probably by both
Unrealistisch? Keineswegs, denn dieses Prinzip ist seit Anbeginn der „Zivilisation“ bekannt, erprobt und fuer gut befunden (und zumindest der „Disney-teil“ ist etwas bekannter unter dem Ausdruck „Panem et circenses“ geworden).
Der zweite Punkt (Klimawandel, damit verbundene haeufigere Katastrophen/Disaster und die Reaktionen darauf sind so offensichtlich, dass ich auszer diesem Satz nichts weiter zu schreiben werde.
(Anm.: das folgende Zitat ist natuerlich dann bereits zum dritten Punkt.)
Third: immigration pressure from neighboring regions will raise […] The nearly unavoidable reaction will be a Fortress Europe […] once ethical hurdles have fallen.
Der Artikel ist von Anfang 2006.
(Anm.: An dieser Stelle war die erwaehnte detaillierte Notiz. Die folgenden zwei Saetze wurden erst 2012 geschrieben.)
Mittlerweile stellt sich heraus, dass es schon seit Jahren mit der „ethical burden“ nicht mehr weit her ist. Dazu sei beispielsweise auf dieses befreite Dokument mit dem Titel „EUISS: What ambitions for European defence in 2020, Jul 2009“ verwiesen und auch Frontex gehørt ja zu der gern verdraengten Realitaet, was „EU“ eigentlich wirklich bedeutet.
Der vierte Punkt (Oel wird knapp und ein schmerzhafter Uebergang zu alternativen Energielieferanten) ist wiederum einfach nachzuvollziehen.
Der fuenfte Punkt ist wohl am allerwenigsten zu verstehen wenn man keine Ahnung hat. Entweder man reagiert total panisch oder total beschwichtigend. Es geht darum, dass all diese neuen Technologien (Nanotechnologie, Biotechnologie, Informationstechnologie etc.) unheimliche Gefahren in sich bergen, an die man nicht denkt. Es wird sicherlich nicht so sein, dass winzig kleine Roboterpartikel die Weltherrschaft uebernehmen, aber eigentlich weisz keiner was fuer Gefahren bspw. Nanopartikel wirklich beeinhalten, denn es gibt so gut wie keine Forschung dazu. Bei der Biotechnologie ist dies etwas besser erforscht, aber die wenigen Sachen die ich bzgl. der Nanotechnologie gehoert habe (auf einem ganz speziellen Workshop zu diesem Thema, deswegen leider keine Quellen) zeigen, dass auch hier grosze Gefahren liegen wenn man das nicht ordentlich handhabt. So bspw. kann in modernen Farben Titanoxid drin sein (damit das normale weisz ein superweisz wird). Diese Nanopartikel an sich sind (tatsaechlich) harmlos in jedweder Konzentration (TiO ist eins der ganz wenigen ordentlich untersuchten (Nano)Materialsysteme, da es das schon so lange gibt), allerdings ist es moeglich dass die Partikel mit Si „beschichtet“ sind. Ist dies der Fall wird das ganze karzinogen! Nun mag man sagen: „ach nicht so schlimm, die passen da schon bei der Produktion drauf auf“; darauf kann ich erwidern: stimmt nur bedingt, denn als die Forscher das der Fabrik erzaehlten waren die ganz erstaunt, dass deren Partikel diese Beschichtung haben. Dann wiederum kann man sagen: „Ach nicht so schlimm, schlieszlich lecke ich ja nicht die Tapete an“; nun ja das stimmt, aber TiO ist auch in Sonnencreme drin!
Dies ist ein schlechtes Bsp. insofern, dass TiO an sich (wie gesagt) ungefaehrlich ist und weil die Produzenten jetzt drauf aufpassen, aber ganz generell zeigt es doch die Gefahren.
Ein anderes Bsp. waere diese moderne antimikrobielle Kleidung mit Silberpartikeln drin. Es ist erwiesen, dass diese Partikel ausgewaschen werden. Und wo landet das Ganze? Im Meer! Und wenn man mal so drueber nachdenkt kommt man drauf, dass das Meer auf „seine“ Mikroben mglw. angewiesen ist.
Das Resultat dieser Zusammenfassung der derzeitigen Zustaende ist dann:
Strategically it all points to massive investments into internal security.
Das darauf Folgende:
Presenting the problem to the population as a […] choice between an uncertain dangerous freedom and […] survival under the securing umbrella of the trustworthy state becomes more easy the further the various crises develop.
[…] the loss of rights […] is happily accepted by a majority that can easily be scared into submission.
kommt einem auch wieder seltsam aktuell vor (aber nicht bedrohlich genug um sich echte Sorgen zu machen, denn schlieszlich wird es einen selber ja nicht treffen).
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Hier hørte ich auf zu schreiben und ich erinner mich, dass ich noch viel mehr schreiben wollte. Frank Riegers Artikel nochmal anschauend, kann ich mir denken, dass ich auf die in der Einleitung des urspruenglichen Artikels erwaehnten Sachen eingehen wollte.
Ich schlage vor, nein, ich bitte euch, dass ihr, meine Leser, einfach die hinter den Links verborgenen Artikel lest und euch eure eigenen Gedanken macht. Lest wenigstens den Artikel von Frank Rieger. Der ist nicht so lang. Die Unterhaltung mit Ellsberg lege ich euch ebenso waermstens ans Herz. Es lohnt sich zu lesen, auch wenn es laenger dauert.
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