Am Donnerstag war ich auf der ONS 2012. Das ist die groeszte Offshore Ølkonferenz und -messe der Welt. Ich dachte, ich waere auf groszen Konferenzen gewesen. Aber hier blieb mir im wahrsten Sinne des Wortes der Mund offen stehen. Sechs grosze Hallen vollgepfropft mit Ausstellern und Leuten. Ich habe es geschafft mir zwei und eine halbe Halle mal anzuschauen in den sechs Stunden in denen ich da war.
Wieauchimmer, an dieser Stelle ein paar ungeordnete Gedanken dazu.
Zunaechst einmal ist es klar, fuer wen wir ALLE arbeiten! Mit wir meine ich tatsaechlich alle; aber im besonderen Ingenieure. Im kuscheligen Habitat Universitaet will man das nur nicht so wahr haben aber mit der ganzen (im weitesten Sinne) Zuliefererindustrie reicht der Einfluss der Ølindustrie ja doch sehr weit. Das geht los bei Roboter- und Filtertechnik und den benutzten Chemiekalien uber Materialien fuer flexible Rohrleitungen, Isolations- und Unterwasserbojenmaterial (wo ich arbeite) und endet laengst nicht bei den Professoren und Lehrern die die naechste Generation der Mitarbeiter ausbildet oder den „Headhunters“ und „Recruiters“ die eben diese jungen Menschen dann eben auch zu den Firmen leiten.
Ich war noch nie auf einer Tagung, bei der alle Teilnehmer (auch die Besucher) ein derartiges angebrachtes Selbstvertrauen in sich und ihre Leistungen hatten. Sicherlich, als Selbstvertrauen missverstandene Selbstbeweihraeucherung kenn ich zur Genuege. Meine Meinung bzgl. „Science as Religion“ ist ja hinlaenglich bekannt. Aber in diesem Falle ist dieses bewusste Selbstvertrauen tatsaechlich angebracht.
Sicherlich, „Øl“ wird immer als „Das Grosze Uebel“ ang esehen. Diese Meinung ist auch angebracht. Man denke nur an die Ausbeutung der Menschen die da arbeiten (nicht so auf dem norwegischem Sockel; die beteiligten Firmen kønnen da „ein Lied von singen“ und wuerden das natuerlich gern aendern – aber auch hier ist nicht alles Gold was glaenzt), Unterdrueckung (bis hin zur Ermordung) von „Gegnern“, Vertreibung der lokal ansaessigen Menschen, wertvolle Ressourcen die unwiderbringlich verbrannt werden, fuerchterliche Umweltverschutzung im Allgemeinen und Klimaerwaermung im Besonderen. Hier ist ein interessanter Artikel der auch auf einige der erwaehnten Aspekte von einem unueblichen Standpunkt aus eingeht. „Øl“ ist tatsaechlich das grosze Uebel und das gebe ich gerne zu. Ich habe nicht umsonst so lange gebraucht und musste erst eben dieses Dilemma auf der persønlichen Ebene løsen, bevor ich bei diesem Jobb zusagte.
Andererseits wird Øl auch fuer so viele andere Dinge dringend benøtigt und nicht nur zum Verbrennen um den fetten Arsch mal zum Einkaufen zu fahren (weil es da doch ein paar Cent billiger ist als beim Laden um die Ecke und diese ganzen Getraenkekisten nicht mit dem Bus transportiert werden kønnen, nicht wahr). Aber Ausreden lassen sich immer finden, selbst um Babies umzubringen.
Der Artikel nimmt schon wieder den ueblichen, anklagenden Ton an. Dabei wollte ich das gar nicht, also weiter zu dem was ich eigtl. schreiben wollte.
Das Selbstvertrauen in dieser Industrie ist berechtigt so grosz, weil hier total krasse (!) Leistungen vollbracht werden.
Es wird ja oft gefragt: „Wo ist denn die Zukunft? Wo sind denn die fliegenden Autos und die Staedte am Meeresboden?“ Ich weisz nicht, wie weit die Entwicklung bei den Autos ist, aber Staedte auf dem Meeresboden, die haben wir laengst! Das weisz nur kein „normaler Mensch“. Und da wohnt natuerlich auch keiner. Aber wenn das Øl so weit unten liegt, dass man keinen Turm mehr errichten kann, dann muessen die Ølfabriken natuerlich auf den Boden gebracht werden. Und da ist dann natuerlich nicht nur ein Modul, sondern die bereits erwaehnten (Fabrik)Staedte.
Hørt sich erstmal ganz „normal“ an, nicht wahr? Aber es gibt zu bedenken: Øl, Chemikalien, Gas, Schlamm und Wasser muss alles in einer sehr aggressiven Umgebung (wahrhaft knochenbrechende Druecke – 3000 Meter unter der Meer! und eine korrosive Umgebung) unter (meist) starken Umweltauflagen gehandhabt werden. Ein Ingenieur meinte, dass das „Innenleben“ so eines ølverarbeitenden Moduls komplizierter ist als die Motoren moderner Autos.
Zu diesen Fabriken kann ja auch keiner mal schnell hin um die zu reparieren und wenn, dann muss per Fernsteuerung mit Robotern gemacht werden. Die Ausruestung muss also auch sehr robust sein und lange halten.
All dies wurde erreicht und funktioniert. Nachdem ich das gesehen habe, denke ich, dass man getrost von einem 8. Weltwunder sprechen kann in diesem Zusammenhang. Den Erbauern der Pyramiden hat man schlieszlich auch nicht ihre Leistung aberkannt.
In dieser ganzen Technologie steckt so viel „Gehirnschmalz“, so viel Kreativitaet, so viel Leistung, so viel Enthusiasmus und so weiter und so fort. Und deswegen ist das Selbstvertrauen der Leute angebracht.
Nun ist es aber so, dass die Ausstellung die ich sah natuerlich dominiert war von Ingenieuren und nicht von Managern. Es ist auch so, dass die Ausstellung zur Offshore Industrie war. Und da herrscht ein geringfuegig anderes „Klima“, da zwar alle dran verdienen wollen, aber es arbeiten auch alle (mehroder weniger gemeinsam) gegen die zu groszen Teilen sehr widrigen Elemente der Natur. Deswegen wuerde ich das nicht unbedingt als repraesentativ fuer „die gesamte Ølindustrie“ ansehen.
Wieauchimmer, diese Leistungen sieht man nicht von auszen. Von auszen sieht man nur, dass die ach so armen Eisbaeren alle sterben muessen und dass die Manager und Aktieninhaber so ultra gierig sind.
Und an der Stelle liegt das Dilemma: all diese schlimmen Sachen stimmen und diese sind verdammenswert und muessen gestoppt werden. „Die von auszen“ haben also absolut Recht. „Die von Innen“ aber sehen das nicht aus dem selben Blickwinkel wie „die von Auszen“. Die Probleme sind erkannt und mittlerweile i.A. auch anerkannt (von der Gier mal abgesehen; im Zuge der Bankenkrise haben wir ja wieder gesehen, dass das in der westlichen Welt eher eine Tugend ist). Die Ingenieure arbeiten tatsaechlich an Løsungen und die Manager diskutieren, wie sie denn andere Energieressourcen gewinnen und nutzen kønnen. „Die von Innen“ erkennen die Leistung der Ingenieure absolut an. Deswegen arbeiten die Leute ja auch so gern und mit Begeisterung in der Ølindustrie. „Die von auszen“ aber sagen: „das was du machst ist scheisze“. Das mag natuerlich kein Mensch. Das ist ungefaehr genau so, wie wenn ich frueher sagte, dass ihr die dtsch. Politik, die Europa zerstørt, mittragt, weil das ja mit den von euch bezahlten Steuergeldern bezahlt wird. Dabei habt ihr doch gar nicht CDU oder SPD gewaehlt. Dilemma, nicht wahr.
Auf der der einen Seite, ein phantastischer und herausfordernder Arbeitsplatz, an dem man wirklich einen Unterschied machen kann mit seinen Faehigkeiten. Auf der anderen Seite die guten Intentionen aber kein massiver politischer Wille diese auch durchzusetzen.
Dass das nicht i.A. gilt, sieht man in Norwegen. Wie oben bereits erwaehnt, gibt es (mindestens) fuer die norwegischen Gewaesser deutlich bessere Arbeits- und Sicherheitsbedingungen. Politisch gewollt und durchgesetzt, vom Souveraen (bspw. via Gerkschaften, aber auch durch eine „andere“ (ich sage: bessere) Einstellung, der gesamten norwegischen Bevølkerung solche Dinge betreffend) und von den Politikern.
Politischer Wille und Durchsetzungskraft sind absolut notwendig. Aber die Buerger muessen sich dafuer endlich wieder als politische Kraft sehen. Die Medien muessen aufhøren, weiter nur Hofberichterstattung zu treiben. Die Ølfirmen muessen auf der høchsten Ebene (ueblicherweise ist das die der Manager und Aktieninhaber) dazu gezwunden werden, „die von Innen“ und „die von Auszen“ miteinander in Einklang zu bringen.
Ich sehe aber nicht, wie dieses Dilemma geløst werden kønnte, auszer durch massive politische Intervention.
Zum Abschluss etwas ganz anderes (auch wenn es die schøne, ernsthafte Stimmung des Artikels kaputt macht). Der Gazprom Stand. Bei einem Quadratmeterpreis von ueber 3000 NOK hatten die einen ca. 20 x 20 Quadratmeter Stand. Andere hatten das auch, sogar zweistrøckig, aber bei Gazprom stand auf der allermeisten Flaeche blosz ein weiszer Wuerfel. Blosz am Rand war da ein bisschen Platz frei. Der Stand war so richtig schøn pompøs … bezahlt von euch (mehr oder weniger jedenfalls). Aber der Grund, weswegen ich extra fuer diesen Stand Umwege machte, war nicht der Stand selber, sondern die zwei scharfen Tanten in ihren hautengen, silbernen … mhm … Kleidchen, die da rumsaszen und die Besucher anlaechelten.
.oO(Puuh … ich habe jetzt keine Lust, das Alles nochmal Korrektur zu lesen)
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