Viele in Dtschl. (meistens natuerlich Maenner) finden die „Gleichberechtigung in der Sprache“ (das beruehmte „Innen“-Problem) albern und sinnlos. Dabei geben eben diese „viele“ gern an ein paar wenige (oftmals die selben) Beispiele, die in keinster Weise die Gesamtheit beschreiben , um ihren, durch patriarchalische Sozialisierung entstandenen und niemals hinterfragten, Standpunkt zu unterstuetzen.
Ja, oftmal ist das mit den „Innen“ albern, noch oefter nervig, aber es aendert nichts daran, dass es insgesamt eine gute Sache ist, denn es weist auf ein klaffendes Problem hin, dass in dieser Gesellschaft nunmal besteht. Deswegen finde ich dass diese politische Entscheidung insgesamt eine wichtige und richtige Entscheidung war. Unterstuetzt wird meine Meinung durch zahlreiche Forschungsergebnisse im Bereich der Soziologie, Linguisitk, Genderforschung etc. (Warum sparen sich diese „Vielen“ eigentlich nicht das sinnlose Geschimpfe und nehmen ueberall (wo es sinnvoll ist natuerlich nur) einfach nur noch die weibliche Form und weisen am Anfang eines jeden geschriebenen Textes darauf hin, dass damit auch die Maenner gemeint sind. Mal ganz davon abgsehen, dass dies eigentlich eine total logische Entwicklung sein sollte, waeren die Reaktionen darauf sicherlich ein groszer Spasz. Wieauchimmer …
Norwegen nun ist ein Staat mit einer der striktesten Gesetzgebung bezueglich dieses Problems und ich werde hier immer wieder darin bestaerkt, dass meine oben getaetigte Meinung richtig ist, denn ich sehe an so vielen Beispielen, dass es funktioniert und dass es richtig ist, dass sich die Politik darum gekuemmert hat, dass die Gesellschaft eine bessere wird. Ein paar dieser Beispiele moechte ich hier angeben (ohne mich dabei auf die Sprache zu beschraenken und vermutlich).
– Das oeffentlich auffaelligste Ergebnis all dieser Anstrengung ist der Papaschaftsurlaub. In keinem anderen Land der Welt hab ich so viele Vaeter gesehen, die ihr Kind, gluecklich aussehend, im Kinderwagen durch die Gegend schieben, oder vom Kindergarten abholen etc. Am tollsten (fuer die Gesellschaft) ist, dass es allgemein anerkannt ist, dass sich auch der Papa um das Kind kuemmert … nicht nur im Notfall oder wenn die Mutter mal keine Zeit hat, sondern dass der Papa auch mal einfach mitten in der Woche einen Tag frei nimmt, um mit zum Kindergartenskitag zu gehen. Insgesamt ist es fuer die Gleichberechtigung so unheimlich wichtig zu erkennen, dass Kinder in allen Altersstufe einfach zur Gesellschaft gehoeren (und nicht einfach nur die sind, die spaeter mal die Rechnung (vulgo Rente oder Schuldenberg) bezhalen) und das man nunmal Personen braucht (allermeistens die Eltern) die sich darum kuemmern, dass aus eben diesen Kindern gute (was immer das auch bedeuten mag, Maul halten und alles abnicken jedenfalls nicht) Buerger der Gesellschaft werden. Dies schlieszt auch ein, dass man ein Elternteil, welches keinen Babysitter finden kann (oder will) nicht ausschlieszt von Meetings und anderen beruflichen und gesellschaftlichen Moeglichkeiten der Teilhabe. Eine der Moeglichkeiten ist, dass das Kind eben mitkommt zum Meeting (was aber natuerlich auch nicht immer eine praktikable Loesung ist).
Zur Zeit wird diskutiert, dass der Papaschaftsurlaub ausgeweitet werden soll, um Muetter noch besser ins Arbeitsleben integrieren zu koennen.
Und wehe jetzt kommt hier einer (oder eine :P) mit dem scheinheiligen „Aber in Dtschl. gibt es doch das ach so tolle Elterngeld“ Argument. Jedenfalls nicht ohne auch gleich eine glaubhafte (!) Quelle fuer diese Behauptung anzugeben.
– Wo wir gerade bei Kindern waren; Kindergaertner sind hier auch total normal. Ein Mann kann hier auch derartige Aufgaben uebernehmen ohne um seine „Maennlichkeit“ fuerchten zu muessen und vor allem ohne dabei schief angeguckt zu werden, was er denn bei kleinen Kindern zu suchen hat!
– Desweiteren gibt es hier die gesetzliche Regelung, dass Firmen ab einer bestimmten Groesze im Vorstand Vorstand 50 Prozent Frauen haben muessen. Und auch dies funktioniert, wie ich gestern am Beispiel der groeszten (mehr oder minder) privaten Gorschungsgesellschaft Norwegens (wenn nicht gar Skandinaviens) sehen konnte. Bei Sintef innd ueber 65 Prozent der Mitglieder des Vorstandes Frauen.
– Und da wir gerade bei der Wissenschaft waren, geb ich gleich noch ein Beispiel dazu. Wenn man hier durch die Hallen der Fakultaet fuer Naturwissenschaften wandert, ssieht man unheimliche viele Studentinnen. Ich denke, dass dies einfach an weiblichen „Beispielen“ liegt auszerhalb der sogenannten „typisch weiblichen“ Berufsfelder. Desweiteren habe ich auch noch an keiner anderen Uni so viele weibliche Professoren innerhalb der Naturwissenschaften (ohne Medizin) gesehen. Also auch hier funktioniert die gesetzliche Regelung und wirkt auch bis in die Gesellschaft.
– Als letztes moechte ich gern zurueck zum „Sprachproblem“ kommen, denn wie man spricht beeinflusst unheimlich stark unser Verhalten und das Verhalten anderer. Ueblicherweise bin ich immer der einzige, der, wenn er das Geschlecht einer Person nicht weisz, „er oder sie“ bzw. „ihm oder ihr“ sagt. Fuer Deutsche hoert sich das total albern an, ist es aber nicht (siehe oben). Gestern im Meeting ist mir zum ersten Mal aufgefallen, dass auch andere Personen dies so sagen (was der Grund fuer diesen Eintrag war). „He or she“ oder „his or her“ anstatt nur (bspw.) „if the users is new he must …“. Total normal hier im schoenen Norwegen, keiner regt sich deswegen auf weil es keine Ausnahme ist, dass es Frauen in naturwissenschaftlich/technischen Berufen arbeiten.
Schon toll dieses Norwegen … und seine Buerger.